Anmerkung zu diesem Tageskalender
Schleiermacher hat im Jahr 1828 seine Eintragungen (Tagesnotizen und Cassa-Einträge) auf zwei Tageskalender verteilt. Für die TAGESNOTIZEN hat er den Kalender von 1827 ein weiteres Mal verwendet. Diese doppelte Nutzung hatte er wohl von vornherein vorgesehen, denn die Einträge von 1827 sind in der linken "Spalte" und die von 1828 vorwiegend in der rechten notiert. Von diesem Schema weichen einzelne Notate ab, die in den rechten „Spalten“ stehen, jedoch zweifelsfrei dem Jahr 1827 zuzuordnen sind. An einigen Stellen bleibt die Zuordnung zu den Jahren 1827/28 unsicher. – Die CASSA-EINTRÄGE sowie KORRESPONDENZ- und PLANUNGSNOTIZEN hat er in einen anderen Kalendertyp für 1828 eingetragen. Dieser enthielt kein vorgedrucktes Cassa-Buch, sondern Schleiermacher richtete sich selbst Tabellen ein. Diese Entscheidung ist wohl erst im Februar gefallen, denn für Januar und Februar hat er noch freien Platz im Cassa-Buch des 1827er Kalenders genutzt und die Rechnungstabellen dann leicht abgewandelt und ergänzt – in den 1828er Kalender übertragen. Die Münzeinheiten sind, wenn nicht anders angegeben, Reichsthaler (rth), Silbergroschen (Sgr) und Gold (#), wobei 1 Reichsthaler 30 Silbergroschen entspricht. (Er wechselt damit vom "Taschenbuch für das Geschäftsleben" aus Helmstedt zum "Vereinigten Geschichts- Haushaltungs- und Gartenkalender für die Königl. Preußischen Provinzen Brandenburg, Pommern und Sachsen" des Königl. Hofbuchdruckers Trowitzsch in Frankfurt / Oder.) – Vom 3. November 1827 bis zum 26. April 1828 besuchte Schleiermacher die KOSMOS-VORTRÄGE von ALEXANDER von HUMBOLDT. In beiden Tageskalendern sind die jeweiligen Einträge mit einer Edition der Vorträge im Deutschen Textarchiv (Nachschrift Parthey) verlinkt. Ab 2. Februar 1828 hat Schleiermacher auch thematische Notizen zu diesen Vorträgen eingetragen.
Sonnabend
Kollegium bei
Humboldt
MittaGeschichte der
Kenntniß von der Figur der Erde.
Mittags mit Amory und Cuningham in
Charlottenburg.
Sonntag
Frühpredigt über 1
Thessalonicher 5
[,19–24]
Besuche, bei
Winterfeld
(?) vergeblich bei Gossner bei Bekker. Mittags die Herz.
2 Parthien Schach gingen auf.
Abends mit der Herz
und Jette bei Schede's
Jette ward abgerufen weil
Hildegard plözlich Weinkrampf bekam, was aber noch den Abend
über(?)ging
Montag
127. 128 [Stunde]
Katechisation
Daß nur solche Handlungen können
Predigt sein, deren Wesen in der Liebe besteht durch die der Glaube thätig ist.
Alle Liebe ist falsch, die auf
Selbstsucht zurükgeht. Die wahre Liebe ist die der Liebe Christi
ähnliche nämlich die seligmachende Liebe
Abends bei Wolfarts
Dienstag
Katechisation
Fortsezung über die
Vergnügungen. Zurükgeführt auf Schönes und Kunst
als Erscheinung des Guten.
Zu Mittag Dreist; Pischon blieb wegen
Unwohlsein aus.
Abends mit Zahnweh im PredigerKränzchen bei
Gillet.
Von Carl gehn ein[:] Anweisungen auf rth 76 am 9ten
zahlbar bei Fetschow.
[Die Vormerkung "PredigerKränzchen bei Grunow." gehört zu
1827.]
Mittwoch
Katechisation
Herr
Kampe(?) Entdekung
Humboldts
Collegium Dichtigkeit der Erde nach dem Mittelpunkt
zunehmend. Art sie zu messen.
Für Luise Willich den StaatsSchuldSchein
verkauft für 44.10. Davon an Forstner für Victor
43.15 bleibt incl. Zinsen für Luise gut
1.25.
Abends der lezte Mittwoch Nicolovius die Amerikaner.
Freitag
135. 136. [Stunde]
Katechisation
Vergnügungen welche mit
Schönem und Kunst zusammenhängen sind
erlaubt zwischen(?) den
Geschäften. – Außer Berufshandlungen und
Vergnügungen giebt es noch Handlungen
der Zuneigung im Verhältnisse
die weder zum allgemeinen noch besondern Beruf gehören.
Wohlthätigkeit und Gefälligkeit
Mittags bei Wolfart. Abends
griechische Gesellschaft bei Buttmann.
Sonnabend.
Besuch bei Bretzing(?)
Besuch bei Büscher.
Humboldts
Collegium Vom Abnehmen der Wärmedifferenz in der
Tiefe. Von der innern Erdwärme.
Vorbereitung. Mittags allein Abends
Studenten
[Die Vormerkung "Ritschl." gehört zu
1827.]
Dienstag KrankenCommunion bei Hermann. Katechisation
Verschiedenheit der
Wohlthätigkeit wobei nur auf die Dürftigkeit zu
sehn und der Gefälligkeit wobei die Würdigkeit
vorherrscht.
Mittags Aufbau für Hildegard und
Nathanel
Pischon und Dreist hier; ich bei Prinz
August. Abends allein Zwei Gesänge in Hermann und Dorothea
gelesen.
Mittwoch
Katechisation
Ueber die Gemeinschaft des Gebetes
wenn Gottesdienst aus.
Humboldt
Ueber die Vertheilung der
magnetischen Thätigkeit.
Mittag Ohl
Freitag
145. 146. [Stunde]
Katechisation
Frage ob schon alle Art
Handlungen erschöpft sein.
Berufshandlungen haben ihre
Beziehung aufs Ganze.(?)
V(?)
er
gnügen(?) geht
aus dem Verhältniß zu de
n
(?) Einzelnen hervor. Jenes gilt vom besondern und
allgemeinen Beruf. Nur daß bei beiden
die nähere Bestimmung von der [...](?) ausgeht
Die griechische Gesellschaft fiel aus
Sonnabend.
Humboldt
Von
Declination und Inclination
Vergeblicher Besuch bei
Frau
von Bülow
Abends Symes Reise nach
Harnisch angefangen.
Vorher Taufe bei Herrn Derling
Dienstag
Katechisation
Zurük auf die erste Klasse, die wir nicht alles
gesondert haben. Daß die Menschen sich selbst
nicht vollkommen machen können. Daß Andre nicht weiter finden
können als sie selbst sind. Prinzip aller unbedingten
Fortschreitung [ist] Christus.
Mittags Dreist und
Pischon Eine Parthie an Pischon verloren. –
Einleitung aber sehr durch Zahnschmerz gehindert.
Allein: (?) ohne Lesung.
Mittwoch
Katechisation Beschluß derselben Materie.
Humboldt
Von den Erscheinungen des Erdlichtes
Mittag bei Hoßbach.
Mittwoch
Katechisation
Vergebung der Sünden. Von der
rechten Liebe zu Gott gewekt die(?) Furcht vor der Strafe welche selbst Strafe
ist.
Humboldt von
Erdbeben.
Abends bei Schedes.
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