preußischer Beamter und Diplomat

Mehr über Uhden, Wilhelm

Nach dem frühen Tod beider Eltern wuchs Uhden bei den Großeltern in Berlin auf und besuchte dort das Friedrichswerdersche Gymnasium. In Halle absolvierte er ein Jura- und Kameralistikstudium (1782–1786) und kehrte als Kammergerichtsreferendar nach Berlin zurück. Sein großes Interesse und seine Passion für die Altertumswissenschaft ließen ihn jedoch ein weiteres einjähriges Studium in Göttingen unternehmen, von wo aus er nach Italien zu einer längeren Bildungsreise aufbrach. Das von den Großeltern geerbte Vermögen erlaubte ihm ein Leben als Privatgelehrter in Rom, zu dem bald auch ein großer Freundeskreis aus Intellektuellen und Künstlern gehörte. Seine Beziehungen zum Heiligen Stuhl – er wurde dort 1795 stellvertretender preußischer Geschäftsführer – und seine Liebe zu Anna Maria Magnani (1772–1846) führten zu einem zeitweiligen Übertritt zum katholischen Glauben. 1798 stieg Uhden zum ersten preußischen Residenten beim Heiligen Stuhl auf, bis Wilhelm von Humboldt 1802 sein Amt übernahm. Mit seiner Tochter aus der zerrütteten und 1802 offiziell geschiedenen Ehe sowie mit seiner neuen Lebensgefährtin Susanne Elisabeth Huth, die er auf dem Weg noch ehelichte, kehrte Uhden wieder nach Berlin und zum evangelischen Glauben zurück.

Eine enge Zusammenarbeit zwischen Uhden und Schleiermacher, die wahrscheinlich bereits miteinander bekannt waren, entstand mit Wilhelm von Humboldts Rückkehr nach Berlin 1809, dem als Leiter der Sektion für Kultus und Unterricht auch die Verantwortung für die Gründung der neuen Universität übertragen war. Zu seinem engen Mitarbeiterstab gehörten neben Georg Heinrich Ludwig Nicolovius und Johann Wilhelm Süvern auch Schleiermacher und Wilhelm Uhden. Zu Uhden hatte Humboldt ein besonderes Vertrauensverhältnis: Er machte ihn zu seinem Stellvertreter in der Zeit, in der er von Berlin abwesend war Vgl. Schönfels, Wilhelm Uhden: Ein Leben in Rom und Berlin, 2014, S. 129–132.  [Schließen] und übertrug ihm 1810 die Leitung der Kommission, als er Staatsminister wurde (Schleiermacher wurde sein Stellvertreter). Um Sondierungsgespräche für die Berufungskommission der Berliner Universität zu führen und geeignete Kandidaten zu suchen, unternahm Uhden von Juli bis September 1810 eine längere Reise. Der im Textband Uhden zugeschriebene Brief 3450 ist allerdings tatsächlich Buttmann zuzuschreiben.

Eine Dozentur für Archäologie und italienische Literatur erhielt Uhden erst ab 1813, ein Jahr später wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Archäologie zugesprochen. Eine Überschneidung ihrer Wirkungskreise fanden Uhden und Schleiermacher auch als Mitglieder der Preußischen Akademie der Wissenschaften (Uhden seit 1808, Schleiermacher seit 1810) und in ihrem geselligen Kreise als Mitglieder der „Gesetzlosen Gesellschaft“ (seit 1809).

Aus den Jahren 1809–1810 wurden in der KGA V/11 insgesamt sieben Briefe verzeichnet, vier Briefe von Schleiermacher (darunter zwei mit großer Wahrscheinlichkeit Uhden zugedachte Briefe) und drei Briefe von Uhden an Schleiermacher, die bis auf einen zuvor im Druck gekürzten Brief an Uhden erstmals in der KGA wiedergegeben werden. Nach Drucklegung der Briefbände wurde jedoch Brief 3450 vom 22.6.1810 nicht mehr Uhden, sondern Philipp Karl Buttmann zugeschrieben. Dass die Briefe 3422, 3445 und 3365, für die in der KGA V/11 Uhden als Adressat vermutet wurde, tatsächlich an Uhden gerichtet waren, erscheint mittlerweile unwahrscheinlich. Für die Jahre 1808-1810 verbleiben somit sicher nur zwei Brief von und einer an Uhden.

Korrespondenz

No. Datum Korrespondenz Ort
3365 17.11.1809 Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
An Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden
Berlin
3367a 18.11.1809 Von Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden
An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
Berlin
3422 18.04.1810 Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
An Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden
Berlin
3436 19.05.1810 Von Sektion des Kultus und des öffentlichen Unterrichts
Von Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden
Von Wilhelm von Humboldt
An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
Berlin
3445 10.06.1810 Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
An Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden
Berlin
3450 22.06.1810 Von Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden
An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
Leipzig
3477 03.08.1810 Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
An Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden
Berlin
3488 11.08.1810 Von Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden
An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
Göttingen
4123a 28.03.1815 Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
An Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden
Berlin
4127 30.03.1815 Von Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden
An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
Berlin

Erwähnungen in Briefen

No. Datum Korrespondenz Ort
3473 01.08.1810 Von Johann Friedrich Schleusner
An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
Wittenberg
3476 03.08.1810 Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius
Berlin
3503 31.08.1810 Von Philipp Konrad Marheineke
An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
Heidelberg
3504 01.09.1810 Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
An Joachim Christian Gaß
Berlin
3515 16.09.1810 Von Philipp Konrad Marheineke
An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
Heidelberg
3535 05.11.1810 Von Franz August Riquet
An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
Dresden
3538 nicht vor 15.10.1810, nicht nach 15.11.1810 Von Philipp Konrad Marheineke
An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
Heidelberg

Erwähnungen in Tageskalendern

Seite Tag
Tageskalender 1809
  • 25.8.
  • 16.10.
  • 25.10.
  • 1.11.
  • 6.11.
  • 8.11.
  • 17.11.
Tageskalender 1810
  • 20.6.
  • 3.9.

Erwähnungen in der Chronologie

Links zu externen Websites

Zitierhinweis

Uhden, Johann Daniel Wilhelm Otto. In: schleiermacher digital / Register, hg. v. den Schleiermacher-Forschungsprojekten. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0004185 (Stand: 26.7.2022)

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