preußischer Staatsmann, bedeutender preußischer Reformer
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Stein, Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum
Der in Nassau geborene spätere preußische Beamte und Staatsreformer Freiherr von und zum Stein gehörte zum Adel mit Reichsritterschaftsstatus; die Familie hatte umfangreiche Besitztümer, deren Alleinerbe Heinrich Friedrich Karl als eines von sechs erwachsenen Kindern antrat.
Stein gehörte mit Karl August von Hardenberg zu den leitenden preußischen Staatsmännern, die die seit 1807 eingeleiteten preußischen Staatsreformen umsetzten. Stein studierte ab 1773 Jura, Kameralwissenschaften und Geschichte an der Universität Göttingen, um ab 1780 in den preußischen Staatsdienst zu treten. Er war zunächst in der Verwaltung in den westpreußischen Provinzen zuständig, interessierte sich besonders für Wirtschaftsfragen und das Bergbauwesen und trat bereits in seiner frühen Verwaltungstätigkeit für reformerische Ideen ein.
Der Kabinettsrat Carl Friedrich von Beyme, der Steins reformerisches Potential schätzte, holte ihn 1804 als Minister für Wirtschaft und Finanzen nach Berlin. Nach der Niederlage gegen Napoleon und der Flucht des Hofes konnte Stein die Staatskassen retten, stand jedoch aufgrund seines undiplomatischen Wesens und seiner kompromisslosen Haltung gegenüber Napoleon in einem konfliktreichen Verhältnis zu König Friedrich Wilhelm III. und wurde als Minister am 3. Januar 1807 entlassen.
Mit seiner 1807 in Nassau verfassten Denkschrift unterstrich Stein seine reformerischen Ideen. Er wurde am 10. Juli 1807 auf Drängen Napoleons wieder zum Staatsminister ernannt, welches auch der Startschuss für die Umsetzung einer Reihe zentraler Land- und Verwaltungsreformen war. Anders als Napoleon zunächst annahm, war Stein (u.a. durch die Preußen aufgezwungene radikale Sparpolitik) kein Befürworter Napoleons. Einen von französischer Seite abgefangenen Brief Steins nahm Napoleon zum Anlass, Steins Enteignung und Erschießung anzuordnen. Friedrich Wilhelm III. entließ Stein als Minister am 24. November 1808, woraufhin Stein nach Böhmen floh. Vgl. dazu Schleiermachers Kommentar in den an seine Braut Henriette von Willich gerichteten Brief 3045, 192–198, KGA V/11: „Steins Verfolgung hat mich gar nicht alterirt. Ich hatte zwar gar nicht daran gedacht aber als es kam war es mir wie etwas ganz bekantes und erwartetes. Nur das hat mir erstaunlich leid gethan daß er, was gar nicht nöthig gewesen wäre, so schnell abgereiset ist und daß ich ihn nicht vorher noch gesehen habe. Ich habe ihm sagen lassen ich gratulirte ihm denn es wäre die größte Ehre die einem Privatmann widerfahren könnte für einen Feind der großen Nation erklärt zu werden.“ [Schließen]
Anders als sein Nachfolger Karl August von Hardenberg, der ihm (nach einer kurzen Zwischenphase unter Karl von Stein zum Altenstein) folgte und seine Reformpolitik fortsetzte, vertrat Stein keine explizit preußische, sondern eine reichsdeutsche Politik. Er war weniger diplomatisch als Hardenberg, kompromisslos im Auftreten und stand für einen dezentralisierten gesamtdeutschen Staat. Stein wechselte 1812 sogar als Berater in den Dienst des russischen Zaren Alexander I. 1813 setzte er sich bei Friedrich Wilhelm III. für ein Bündnis mit Russland ein. Auf dem Wiener Kongress konnte er als russischer Gesandter für seine Vorstellungen einer Neuordnung der deutschen Staaten keine Anhänger finden, der Zenit seiner politischen Karriere war überschritten.
Schleiermacher hatte großen Respekt vor dem Politiker Stein und traf bei seiner konspirativen Reise nach Königsberg im August und September 1808 laut Tageskalender mehrfach mit ihm zusammen. Vgl. auch den Brief 2811, 15 f., KGA V/10 an Anne (Nanny) Schleiermacher: „Auch bei Stein habe ich neulich gegessen und werde ihn wol in den nächsten Tagen wiedersehen.“ [Schließen] Unklar ist, ob Stein, wie Schleiermacher in einem Brief an seinen Freund Brinckmann vermutet, seine Gelegentlichen Gedanken über Universitäten in deutschem Sinn (1808) gelesen hat. Vgl. Brief 2672, 48–52, KGA V/10. [Schließen] Im Briefeingang in Schleiermachers Tageskalender ist für Juli 1808 der Eingang eines Briefes von Stein verzeichnet, der (einem Brief Schleiermachers an Reimer vom 20.7.1808 nach zu urteilen) die Anzeige enthielt, „daß 200 R für mich angewiesen und gegen Quittung bei Hund zu heben wären.“ Vgl. Brief 2771, 16 f., KGA V/10. [Schließen] 1811 folgten zwei Briefe, einer von und einer an Schleiermacher, 1827 ein weiterer Brief an Schleiermacher.
Nach Drucklegung der Briefbände für die Jahre 1808-1810 konnte auf der Rückseite eines Zettels zur Dialektik von 1811 im Schleiermacher-Nachlass ein Brieffragment von Stein identifiziert werden, dass als Brief 3545a im Anhang des Briefbandes KGA V/12 gegeben werden wird.
Korrespondenz
No. | Datum | Korrespondenz | Ort |
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2768 | nicht vor 05.07.1808, nicht nach 12.07.1808 | Von Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
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3658 | 01.07.1811 – 31.07.1811 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein |
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3675 | nicht vor 02.07.1811, nicht nach 31.08.1811 | Von Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Erwähnungen in Briefen
No. | Datum | Korrespondenz | Ort |
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2661 | 17.03.1808 | Von Carl Gustav von Brinckmann An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Königsberg |
2672 | 29.03.1808 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Carl Gustav von Brinckmann |
Berlin |
2678 | 04.04.1808 | Von Carl Gustav von Brinckmann An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Königsberg |
2682 | nicht vor 01.04.1808, nicht nach 09.04.1808 | Von Henrich Steffens An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Halle an der Saale |
2697 | 28.04.1808 | Von Henrich Steffens An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Halle an der Saale |
2771 | nicht vor 19.07.1808, nicht nach 29.07.1808 | Von Anne (Nanny) Maria Louise Schleiermacher Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Georg Andreas Reimer |
Götemitz |
2810 | 30.08.1808 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Georg Andreas Reimer |
Königsberg |
2811 | 02.09.1808 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Anne (Nanny) Maria Louise Schleiermacher |
Königsberg |
2821 | 06.09.1808 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Georg Andreas Reimer |
Königsberg |
2842 | 20.09.1808 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Georg Andreas Reimer |
Königsberg |
2921 | 14.11.1808 | Von Henriette Charlotte Sophie von Willich An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Wiek |
3038 | 14.01.1809 – 15.01.1809 | Von Henriette Charlotte Sophie von Willich An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Poseritz |
3045 | 21.01.1809 – 26.01.1809 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Henriette Charlotte Sophie von Willich |
Berlin |
3075 | 11.02.1809 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Carl Gustav von Brinckmann |
Berlin |
3169 | 25.03.1809 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Christoph Ludwig Friedrich Schultz |
Berlin |
3377 | 17.12.1809 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Carl Gustav von Brinckmann |
Berlin |
Erwähnungen in Erläuterungen
No. | Datum | Korrespondenz | Ort |
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3169 | 25.03.1809 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Christoph Ludwig Friedrich Schultz |
Berlin |
3256 | 18.05.1809 | Von Joachim Christian Gaß An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Berlin |
3377 | 17.12.1809 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Carl Gustav von Brinckmann |
Berlin |
Erwähnungen in Tageskalendern
Seite | Tag | |
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Tageskalender 1808 |
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Tageskalender 1809 |
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Erwähnungen in der Chronologie
Erwähnungen in den Überblickstexten zur Chronologie
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Zitierhinweis
Stein, Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum. In: schleiermacher digital / Register, hg. v. den Schleiermacher-Forschungsprojekten. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0004000 (Stand: 26.7.2022)