Schriftsteller, Sprachphilosoph und preußischer Bildungsreformer, Bruder des Alexander von Humboldt
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Humboldt, Wilhelm von
Wilhelm von Humboldt wurde als Sohn des Alexander Georg von Humboldt (1720–1779) und der Elisabeth von Holwede (1741–1796) in Tegel geboren, wo er zusammen mit seinem Bruder Alexander ausgewählten Privatunterricht erhielt, der von den Lehrern Joachim Heinrich Campe, Johann Jacob Engel und Gottlob Johann Christian Kunth koordiniert wurde.
Nach einem einjährigen Studium an der Universität in Frankfurt (Oder) wechselte er an die Universität Göttingen, wo er neben Jura auch Philosophie, Geschichte und Alte Sprachen hörte. 1791 heiratete er Caroline von Dacheröden (1766–1829), die er bereits 1788 kennen gelernt hatte. Das Paar führte eine ungewöhnlich freie Ehe, einschließlich einiger Jahre getrennten Wohnens und hatte acht gemeinsame Kinder.
Eine kurz vor der Heirat angenommene Anstellung im Justizdepartment, die ihm die Richterlaufbahn sichern und ihn zugleich für den diplomatischen Dienst qualifizieren sollte, kündigte er nach der Heirat und zog sich für zwei Jahre zu Privatstudien zurück. Seit dem Umzug nach Jena 1794 bestand ein reger Austausch mit Schiller und Goethe. Nach dem Tod der Mutter übernahm Humboldt das Schloss in Tegel, reiste jedoch zunächst nach Paris und Spanien, um dann 1801 einen kurzen einjährigen Zwischenaufenthalt in Berlin einzulegen, wo er u.a. auch im Salon der Henriette Herz und somit auch im gesellschaftlichen Umfeld Schleiermachers verkehrte. Schließlich trat er Wilhelm Uhdens Nachfolge als preußischer Gesandter beim Heiligen Stuhl in Rom an, wobei das Haus der Humboldts in Rom schnell zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt wurde. Zunächst nur auf Urlaub in Berlin bot Freiherr von Stein ihm 1808 die Leitung der „Sektion des Kultus und des öffentlichen Unterrichts“ an, die Humboldt erst annahm, als man ihm die Rückkehr auf den diplomatischen Posten in Rom verweigerte. Zu seinen engen Mitarbeitern berief Humboldt Uhden, Nicolovius, Süvern und Schleiermacher. Nach intensiver Arbeit, in der zahlreiche Reformen und die Universitätsgründung samt Berufungsliste auf den Weg gebracht wurden, ersuchte Humboldt seine Entlassung und wurde Gesandter des preußischen Staates in Wien, sein Nachfolger wurde Friedrich von Schuckmann. In Wien nahm Humboldt am Wiener Kongress teil, geriet mit seinen liberalen Vorstellungen jedoch mehr und mehr ins politische Abseits. Eine späte Berufung auf einen Ministerposten 1819 (Minister für ständische Angelegenheiten) endete mit Humboldts Entlassung Ende desselben Jahres, da er sich zuvor gegen die polizeilichen Maßnahmen im Rahmen der Demagogen-Verfolgungen stark gemacht hatte. Schleiermacher blieb Wilhelm von Humboldt und seiner Familie verbunden, was sich unter anderem darin zeigte, dass er für die Familie alle kirchlichen Funktionen (Konfirmation, Trauung und Beerdigung) übernahm. Gipper/Schmitter, Sprachwissenschaft und Sprachphilosophie, 1979, S. 96. [Schließen]
Schleiermachers Tageskalender für die Jahre 1809–1810 belegen einen regelmäßigen Kontakt mit Wilhelm von Humboldt im Vorfeld der Universitätsgründung. Ein erster Brief vor ihrer bildungspolitischen Zusammenarbeit Anfang 1808, in dem Schleiermacher Humboldt als Autor für die Zeitschrift Museum der Alterthums-Wissenschaft zu gewinnen suchte, belegt, dass sich Schleiermacher und Humboldt nicht sehr gut kannten, aber schätzten. Ihre wenig umfangreiche Korrespondenz beginnt 1808 und ist gegenwärtig bis in das Jahr 1818 belegt. Für 1808–1810 sind insgesamt 16 Briefe verbürgt, darunter liegen acht Briefe vor (einer an und sieben von Humboldt), acht konnten erschlossen werden (sechs an und zwei von Humboldt). Inhaltlich verhandeln die Briefe Personalfragen in laufenden Besetzungsverfahren. Während sechs Briefe bereits gedruckt vorlagen, findet ein Brief Wilhelm von Humboldts und Wilhelm Uhdens vom 19.5.1810 an Schleiermacher in der KGA erstmals seinen Abdruck, und ein weiteres Schreiben Humboldts vom 26.3.1810 konnte in der KGA erstmals vollständig publiziert werden.
Korrespondenz
No. | Datum | Korrespondenz | Ort |
---|---|---|---|
2618 | 26.01.1808 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Wilhelm von Humboldt |
Berlin |
2659 | 12.03.1808 | Von Wilhelm von Humboldt An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Rom |
2964 | nicht vor 29.11.1808, nicht nach 06.12.1808 | Von Wilhelm von Humboldt An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
|
2969 | 09.12.1808 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Wilhelm von Humboldt |
Berlin |
3224 | 26.04.1809 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Wilhelm von Humboldt |
Berlin |
3257 | 23.05.1809 | Von Wilhelm von Humboldt An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Königsberg |
3273 | 14.06.1809 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Wilhelm von Humboldt |
Berlin |
3295 | 17.07.1809 | Von Wilhelm von Humboldt An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Königsberg |
3304 | 01.08.1809 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Wilhelm von Humboldt |
Berlin |
3340 | 02.09.1809 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Wilhelm von Humboldt |
Berlin |
3360 | nicht vor 15.09.1809, nicht nach 15.11.1809 | Von Wilhelm von Humboldt An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Königsberg |
3436 | 19.05.1810 | Von Sektion des Kultus und des öffentlichen Unterrichts Von Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden Von Wilhelm von Humboldt An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Berlin |
3437 | 21.05.1810 | Von Wilhelm von Humboldt An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Berlin |
3438 | 22.05.1810 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Wilhelm von Humboldt |
Berlin |
Erwähnungen in Briefen
No. | Datum | Korrespondenz | Ort |
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2655 | 08.03.1808 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An August Boeckh |
Berlin |
3069 | 07.02.1809 | Von Henrich Steffens An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Halle an der Saale |
3075 | 11.02.1809 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Carl Gustav von Brinckmann |
Berlin |
3082 | 14.02.1809 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Henrich Steffens |
Berlin |
3141 | 13.03.1809 | Von Henrich Steffens An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Halle an der Saale |
3176 | 28.03.1809 – 30.03.1809 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Henriette Charlotte Sophie von Willich |
Berlin |
3203 | 10.04.1809 – 13.04.1809 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Henriette Charlotte Sophie von Willich |
Berlin |
3377 | 17.12.1809 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Carl Gustav von Brinckmann |
Berlin |
3396 | 16.02.1810 | Von Henrich Steffens An Georg Andreas Reimer An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Halle an der Saale |
3405 | 17.03.1810 | Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Halle an der Saale |
3411 | 28.03.1810 | Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Halle an der Saale |
3416 | nicht vor 28.03.1810, nicht nach 06.04.1810 | Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
|
3426 | 28.04.1810 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Johann Ernst Christian Schmidt |
Berlin |
3448 | 17.06.1810 | Von Georg Wilhelm Bartholdy An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Stettin |
3454 | 25.06.1810 | Von Henrich Steffens An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Halle an der Saale |
3456 | 01.07.1810 | Von Christian Gottlieb Konopak An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Rostock |
3476 | 03.08.1810 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius |
Berlin |
3478 | 03.08.1810 | Von Philipp Karl Buttmann An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Frankfurt am Main |
3484 | 08.08.1810 | Von Joachim Christian Gaß An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Breslau |
3501 | nicht vor 01.08.1810, nicht nach 31.08.1810 | Von Henrich Steffens An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
|
3504 | 01.09.1810 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Joachim Christian Gaß |
Berlin |
3785 | 04.07.1812 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Carl Gustav von Brinckmann |
Erwähnungen in Erläuterungen
No. | Datum | Korrespondenz | Ort |
---|---|---|---|
2630 | 09.02.1808 | Von August Boeckh An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Heidelberg |
2872 | 14.10.1808 | Von Nikolaus Harscher An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
Dresden |
3314 | 11.08.1809 | Von Sektion des Kultus und des öffentlichen Unterrichts An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
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3416 | nicht vor 28.03.1810, nicht nach 06.04.1810 | Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher |
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3476 | 03.08.1810 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius |
Berlin |
3502 | nicht vor 20.08.1810, nicht nach 02.09.1810 | Von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius |
Berlin |
Erwähnte Werke dieser Person
Erwähnungen in Tageskalendern
Seite | Tag | |
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Tageskalender 1808 |
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Tageskalender 1809 |
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Tageskalender 1810 |
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Tageskalender 1820 |
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Tageskalender 1821 |
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Erwähnungen in der Chronologie
Erwähnungen in den Überblickstexten zur Chronologie
Zitierhinweis
Humboldt, Wilhelm von. In: schleiermacher digital / Register, hg. v. den Schleiermacher-Forschungsprojekten. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0002364 (Stand: 26.7.2022)