30. Januar 1799

Das Armendirektorium genehmigt die zeitweilige Abordnung Schleiermachers nach Potsdam.Vgl. Brief 555 [Schließen]

Wohl Mai bis Juni 1799

Erste persönliche Bekanntschaft mit Henrich Steffens, der auf der Durchreise nach Freiberg vier Wochen in Berlin Station machte.Vgl. A. W. Schlegels Brief an J. D. Gries vom 10.5.1799: „Steffens muß nun in Berlin seyn, ich bin begierig auf seine Bekanntschaft mit Fr. Schlegel und Schleyermacher“ (A. W. Schlegel: Briefe, Bd. 1, S. 93, Nr. 76). Im Mai 1799, schon nach Schleiermachers Rückkehr aus Potsdam, berichtet F. Schlegel an Caroline Schlegel in Jena: „Ihr Steffens ist bey uns gewesen und gefällt mir sehr wohl“ (F. Schlegel: Werke, Bd. 24, S. 286, Nr. 174). Zur Dauer des Aufenthalts in Berlin vgl. A. W. Schlegel: Briefe, Bd. 2, S. 38, Anm. zu Nr. 79. Rückblickend schreibt Steffens an A. W. Schlegel aus Freiberg unter dem 26.7.1799: „Gefreuet hat mich in Berlin: die Bekanntschaft mit Ihren geistvollen Bruder [...] Gefreuet hat mich ferner die Bekanntschaft mit Tieck [...] Ferner hat mich die Bekanntschaft mit der geistvollen Madam Veit gefreuet, und mit den [!] guten Schleyermacher, desen Reden über die Religion wohl noch nicht heraus sind?“ (A. W. Schlegel: Briefe, Bd. 1, S. 95, Nr. 79). – Heinrich Steffens wurde später Schleiermachers Kollege an der Hallenser Universität und war mit ihm eng befreundet. [Schließen] August Wilhelm Schlegel billigt in einem Schreiben an seinen Bruder Friedrich „Schl.‘s Einfall, die ins Burleske gehenden Stücke von den Notizen zu trennen, und unter dem Namen Intelligenzblatt zusammenzubringen […]. Nur wäre vielleicht Literarischer Anzeiger noch lustiger“. F. Schlegel: Werke, Bd. 24, S. 291, Nr. 180 [Schließen] Der „Literarische Reichsanzeiger“ im 2. Stück des Athenaeum 1799 geht demnach konzeptionell auf Schleiermacher zurück.

August 1799

Schleiermacher denkt an eine Rezension von C. L. Reinholds „Sendschreiben an J. C. Lavater und J. G. Fichte über den Glauben an Gott“ (1799);Vgl. F. Schlegel an A. W. Schlegel, August 1799: „Bernhardi möchte gern sein Meisterstück an der Metakritik machen. Ich habe zu so etwas gar keine Geduld mehr. Schleiermacher will auch nicht anbeißen, dagegen möchte er wohl den Reinhold vornehmen“ (F. Schlegel: Werke, Bd. 24, S. 309, Nr. 196). [Schließen] von diesem Vorhaben tritt er bereits wenig später wieder zurück.Vgl. Briefe *693. 694, 4–7. 698, 12f [Schließen]

September 1799

Schleiermacher vermittelt dem Verleger J.C.P. Spener Henriette Herz als Übersetzerin von Isaac Welds „Travels throught the states of North America, and the provinces of Upper and Lower Canada during the Years 1795, 1796, and 1797“.Das Buch war erst 1799 in London erschienen; die deutsche Übersetzung erschien zum Herbst 1800 bei Haude & Spener in Berlin unter dem Titel: „Reise durch die nordamerikanischen Freistaaten und durch Ober- und Unter-Canada in den Jahren 1795, 1796 und 1797, aus dem englichen frei übersetzt.“ [Schließen] Da die Übersetzerin unerkannt bleiben will, fungiert Schleiermacher in der Folge als Mittelsmann und wohl auch als Berater.Vgl. Briefe 717, 15f. 733, 5–8. 742, 5–7. In dem an die Schwester gerichteten Brief 798 (Zeilen 74–80) berichtet Schleiermacher über eine gemeinsame Lektüre des englischen Reiseberichts mit Henriette Herz; am 27.2.1800 bittet er Spener um die Erlaubnis, eine Passage über die Niagara-Fälle in der „Mittwochgesellschaft“ vortragen zu drüfen (Brief 801, 4f). Diese Briefstellen deuten auf eine starke Anteilnahme an dem Projekt, so dass auch an eine gewisse Mitarbeit an der Übersetzung bis hin zur Übernahme einzelner Textteile gedacht werden kann, obwohl sich dies nicht einduetig belegen lässt; vgl. hierzu die Historische Einführung in KGA I/2, S. XVII. [Schließen]

September 1799

Schleiermacher tritt in brieflichen Kontakt mit August Ludwig Hülsen und bekennt sich ihm gegenüber als Verfasser der „Reden“ „Über die Religion“.Vgl. Brief *701 [Schließen]

Wohl November 1799

Schleiermacher berichtet seiner Schwester Charlotte, er habe Unannehmlichkeiten, die Eleonore Grunow betroffen haben, „durch eine mit dem besten Willen und im reinsten Eifer begangene Unvorsichtigkeit vielleicht vermehrt und verlängert“.Vgl. Brief 726, 27–29 [Schließen] Dabei handelt es sich möglicherweise um den Heiratsantrag, von dem Schleiermacher der Schwester unter dem Datum des 1. Juli 1801 rückblickend, aber ohne nähere Zeitbestimmung berichtet.Vgl. W.Dilthey: Leben Schleiermachers, Berlin 1870, S. 483–485; Dilthey setzt den Vorfall aufgrund des Datums des schriftlichen Bekenntnisses Schleiermachers in 1801, wobei er für 1799 ohne nähere Angaben über die „leidenschaftliche Aeußerung eines Moments“ zu berichten weiß, die Schleiermacher selbst lebhaft getadelt habe. – Unter dem 1.7.1801 schreibt Schleiermacher, er habe von einer romantischen Begebenheit (die er eventuell als Stoff für seinen Roman verwenden wollte) zu berichten, „ob ich gleich weiß daß Du mich tadeln wirst wie ich mich selbst getadelt habe; wenn ich Dir nur auch meine Bewunderung der Grunow so mittheilen könnte, wie sie es verdient. Es war bei einer Gelegenheit, wo sich G. sehr unanständig gegen sie betragen hatte, ich unaufgefordert mit ihr davon sprach, und sie mich, ohne daß sie es merkte, in manche Theile ihres Verhältnisses zu ihm tiefer hineinblicken ließ, die ich vorher noch nicht so gekannt hatte, daß ich ihr den Rath gab, und zwar mit sehr vieler Wärme, sich ja, je eher je lieber, von ihm zu trennen, nicht länger für nichts und wieder nichts ihr ganzes Gemüth aufzuopfern und ihre schönsten Kräfte ungenutzt zu lassen. Sie versicherte mich, daß sie die Wichtigkeit dieser Gründe sehr gut fühle, ihr Leben wäre verloren und für ihn wäre nichts dabei zu gewinnen, sie könnte mit allem Rath und Beispiel seine Gesinnung nicht ändern, und auch mit aller äußeren Anstrengung und Sorgfalt sein Unglück nicht abwenden. Sie hatte tausend von der äußeren Welt und den Verhältnissen darin hergenommene Bedenklichkeiten, die ich ihr denn aus unseren gemeinschaftlichen Grundsätzen widerlegte. Endlich sagte sie: aber was würde ich denn gewinnen, wenn ich ihn aufgäbe? Er würde, wenigstens auf lange Zeit, noch unglücklicher sein; ich würde zu meiner Mutter aus tausend Gründen, die Sie wohl fühlen, nicht zurückkehren; ich würde allein leben von meiner Hände Arbeit und dabei würden meine Kräfte sich auch nicht besser entwickeln können und mein inneres Leben würde auch nicht mehr gewinnen, als daß ich des beständigen Widerspruchs zwischen dem inneren und äußeren nun endlich los wäre. ,Ach,' sagte ich, ,Sie könnten meine Frau werden und wir würden sehr glücklich sein.' Ich erschrak mich als ich es gesagt hatte und sie auch. Es war der unwillkürliche Ausbruch eines Wunsches, der sich erst mit diesen Worten zugleich gebildet hatte. Nach einer kleinen Pause sagte ich zu ihr: ,liebe Freundin, verzeihen Sie, das war eine entsetzliche Uebereilung, die uns beide in die peinlichste Lage setzen kann. Sie glauben mir, daß ich, als ich das Gespräch begann, mit keinem Gedanken an eine solche Aeußerung angefangen habe, und wenn wir auch nicht vergessen können, daß sie mir entfuhr, so muß es doch auf unser Handeln auch nicht den geringsten Einfluß haben, das ist das einzige Mittel, wie Sie sich Ihre innere Ruhe und, wo möglich, Ihre Unbefangenheit erhalten können.' ,Ja wohl, wo möglich,' sagte sie, ,um die Unbefangenheit möchte es nun wohl geschehen sein. Werde ich nicht bei jeder Gelegenheit, auch bei dem entschiedensten Recht auf meiner Seite, mich vor mir selbst fürchten müssen, daß nicht Ihr Wunsch von heute Einfluß auf mein Betragen hat?' Und so ist es auch seitdem ergangen. Sie quält sich mit diesem Verdacht gegen sich selbst und sie duldet, was sie sonst nicht würde geduldet haben.“ (S. 484f) [Schließen]

Ende November 1799

In einem (nicht überlieferten) Brief an Friedrich Schlegel verspricht Schleiermacher zum Beschluss der Zeitschrift für das letzte Stück des „Athenaeum“ etwas „aus dem Gemüthe“; gleichzeitig kündigt er eine Rezension von F.H. Jacobis SchriftJacobi an Fichte“ an;Vgl. Brief 740 [Schließen] beide Pläne werden nicht realisiert.

Zitierhinweis

Chronologie zu Leben und Werk Schleiermachers von 1768 bis 1814. In: schleiermacher digital / Chronologie, hg. v. den Schleiermacher-Forschungsprojekten. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/chronologie (Stand: 26.7.2022)

Chronologie

Die Chronologie erschließt und kommentiert das Leben und Werk Schleiermachers und ist derzeit für die Jahre 1768 bis 1816 verfügbar. Neben den nach Datum sortierten Chronologien einzelner Jahre können kurze Jahresüberblicke über die obere Menüleiste aufgerufen werden. Die Jahrgänge 1768–1795 und 1796–1807 sind als zusammenhängende Überblicke gegeben, ab dem Jahr 1808 bis zum Jahr 1816 existiert für jedes Jahr ein separater Jahresüberblick.


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