Sommer 1779

Nach dem Frieden von Τeschen (Mai) siedelt die Familie nach Anhalt über, wo Schleiermachers Vater (neben seiner Tätigkeit als Militärgeistlicher) Prediger der evangelisch-reformierten Gemeinde wird.

Sommer 1786

Mit Beginn des zweiten Semesters werden Schleiermacher seine Zweifel an zentralen orthodoxen Glaubenssätzen bewußt; dem Vater und dem Onkel Stubenrauch offenbart er sich erst ein halbes Jahr später.

Anfang Mai 1791

Anderthalbtägiger Aufenthalt in Königsberg, wo Schleiermacher auch eine halbe Stunde in der Gesellschaft Kants zubringt.Vgl. Brief 160, 42ff und Brief 164, 2ff [Schließen]

Wohl Anfang Mai 1797

Umzug Schleiermachers von der Charité in das Haus des Predigers Schleemüller vor dem Oranienburger Tor. Vgl. Brief 388, 159–164; der genaue Termin des Umzugs konnte ebensowenig ermittelt werden wie die genaue Adresse. Der Umzug wurde erforderlich, weil im Zuge langandauernder Um- und Erweiterungsbauten (seit 1785) die Dienstwohnungen der Prediger in der Charité vorübergehend (bis 1800) nicht verfügbar waren. Die Charité-Adminstration mietete deshalb Wohnungen für Schleiermacher und seinen lutherischen Kollegen Prahmer an. Hierzu hat sich ein auf den 1.7.1797 datierter Mietvertrag erhalten, der durch die genaue Beschreibung ein anschauliches Bild von Schleiermachers Wohnverhältnissen vermittelt (Archiv der Humboldt-Universität Berlin, Charité Nr. 274, Bl. 165). Darin heißt es nach den einleitenden Bemerkungen: „Es vermiethet nehmlich: §.1. gedachter Herr Prediger Schlemüller in seinem vor dem Oranienburger Τhöre belegenen Hause, denen zeitigen Herrn Predigern der Königlichen Charité, Prahmer und Schleiermacher, während der Zeit des Charité Baues, die Wohnung der ganzen Untern Etage, um, und für eine jährliche Miethe ad Achtzig Kthr, welche quartaliter aus der Königlichen Charité-HaußCasse prompt bezahlet wird: und zwar dergestalt, daß der Herr Prediger Prahmer linker Hand eine Stube und eine Kammer; nach der Strasse hinten hingegen eine Kammer und eine Küche erhalten. Desgleichen erhält der Herr Prediger Schleiermacher in der Untern Etage rechter Hand, eine Stube und eine Kammer nach der Strasse, und eine Stube und Küche nach der Hof-Seite, wie nicht weniger beide Herren Bewohner einen gemeinschaftlichen Keller zum Holz-Gelaß. Da indeß qu. beiden Logis weder vorn noch hinten mit Fensterladen versehen sind, imgleichen der Holz Keller annoch offen, und nur mit Brettern zugesetzet ist, so machet sich §.2. der Herr Vermiether verbindlich, nicht nur sofort, für die Anfertigung sämtlicher FensterLaden, welche demnächst gehörig mit Oehlfarbe angestrichen seyn müssen, zu sorgen, sondern Er verspricht auch zugleich, daß denen Herren Bewohnern das KellerGelaß, welches bisher der Hauptmann von [Oppen] in Besitz gehabt, sofort eingeräumet, dasselbe auch mit guten tüchtigen FensterLaden und Riegeln versehen werden solle, um für einen entstehen könnenden Einbruch gesichert zu sein. Zugleich machet sich §.3. Herr Vermiether hiermit verbindlich, die Schornsteine auf Seine Kosten gehörig reinigen zu lassen; wogegen 4. die zeitigen Herrn Bewohner hiemit versichern, auf Feuer und Licht genaue Aufsicht zu haben, damit durch ihre eigene, oder ihrer Domestiken Vernachlässigung kein Schade entstehen möge, und versprechen dieselben, dafür ausdrüklich zu haften.“ [Schließen]

Mai 1798

Schleiermacher berichtet seiner Schwester, dass er bei Henriette Herz die italienische Sprache lerne, mit ihr zusammen Shakespeare und deutsche Literatur lese und sich mit Physik beschäftige.Vgl. Brief 473, Zeile 90ff [Schließen]

Anfang Mai 1799

Eine geplante Reise von H. Herz am Ende des Monats nötigt Schleiermacher, bei der Übersetzung von Mungo Parks „Travels“ einzuspringen, um den vom Verleger vorgesehenen Publikationstermin einhalten zu können.Vgl. Briefe 646 und 647; ursprünglich sollte Ludwig Tieck wegen der geplanten Reise einen Teil übersetzen; vgl. Brief 638. An einem raschen Abschluss der Übersetzungsarbeiten musste Spener aus geschäftlichen Gründen gelegen sein, da der Markt für das derzeit beliebte Genre der Reisebeschreibungen hart umkämpft war und von gewinnträchtigen Titeln oft mehrere konkurrierende Übersetzungen erschienen. Dieses Schicksal erlitt auch die von Henriette Herz und Schleiermacher veranstalte Übersetzung der „Travels“, zu der parallel eine andere Verdeutschung bei Hoffmann und Campe in Hamburg erschienen war (vgl. Brief 689, 10–21) [Schließen] Die Übersetzung, von der Schleiermacher bereits am 11. Mai mehrere Bogen gefertigt hatte, erschien im Sommer 1799 bei Haude & Spener in Berlin. Vgl. zu Schleiermachers Anteil Brief 651, 9–13; demnach hatte er Bogen Z-Hh übersetzt (S. 149–214 der deutschen Ausgabe); ob er darüberhinaus noch Partien verdeutscht hat, ist ebenso ungewiß wie eine mögliche Beteiligung L. Tiecks am Beginn des Projekts. Das Buch erschien unter dem Titel: „Reisen im Innern von Afrika auf Veranstaltung der Afrikanischen Gesellschaft in den jahren 1795 bis 1797, aus dem Englischen übersetzt“ [Schließen]

Wohl Mai bis Juni 1799

Erste persönliche Bekanntschaft mit Henrich Steffens, der auf der Durchreise nach Freiberg vier Wochen in Berlin Station machte.Vgl. A. W. Schlegels Brief an J. D. Gries vom 10.5.1799: „Steffens muß nun in Berlin seyn, ich bin begierig auf seine Bekanntschaft mit Fr. Schlegel und Schleyermacher“ (A. W. Schlegel: Briefe, Bd. 1, S. 93, Nr. 76). Im Mai 1799, schon nach Schleiermachers Rückkehr aus Potsdam, berichtet F. Schlegel an Caroline Schlegel in Jena: „Ihr Steffens ist bey uns gewesen und gefällt mir sehr wohl“ (F. Schlegel: Werke, Bd. 24, S. 286, Nr. 174). Zur Dauer des Aufenthalts in Berlin vgl. A. W. Schlegel: Briefe, Bd. 2, S. 38, Anm. zu Nr. 79. Rückblickend schreibt Steffens an A. W. Schlegel aus Freiberg unter dem 26.7.1799: „Gefreuet hat mich in Berlin: die Bekanntschaft mit Ihren geistvollen Bruder [...] Gefreuet hat mich ferner die Bekanntschaft mit Tieck [...] Ferner hat mich die Bekanntschaft mit der geistvollen Madam Veit gefreuet, und mit den [!] guten Schleyermacher, desen Reden über die Religion wohl noch nicht heraus sind?“ (A. W. Schlegel: Briefe, Bd. 1, S. 95, Nr. 79). – Heinrich Steffens wurde später Schleiermachers Kollege an der Hallenser Universität und war mit ihm eng befreundet. [Schließen] August Wilhelm Schlegel billigt in einem Schreiben an seinen Bruder Friedrich „Schl.‘s Einfall, die ins Burleske gehenden Stücke von den Notizen zu trennen, und unter dem Namen Intelligenzblatt zusammenzubringen […]. Nur wäre vielleicht Literarischer Anzeiger noch lustiger“. F. Schlegel: Werke, Bd. 24, S. 291, Nr. 180 [Schließen] Der „Literarische Reichsanzeiger“ im 2. Stück des Athenaeum 1799 geht demnach konzeptionell auf Schleiermacher zurück.

Mai bis Juli 1800

Im Auftrag Dorothea Veits und Friedrich Schlegels bemüht sich Schleiermacher um eine Regelung ihrer persönlichen Verhältnisse.Vgl. z.B. Briefe 854, 53–65; 861, 54–59; *866; 867, 194–220; *871; *872; 874, 47–57; *875; 876, 21–43; 881; 888, 2–47; *892; 895, 36–60; 904, 59–75 [Schließen] Dabei geht es vor allem darum, mit Dorotheas geschiedenem Mann, Simon Veit, sowie ihrer Mutter, Fromet Mendelssohn, eine Obereinkunft hinsichtlich der Verbindung mit Schlegel und der Erziehung der Kinder zu treffen. Die aus den vorliegenden Briefen nur punktuell greifbar werdenden Unterhandlungen zogen sich bis Anfang Juli hin, bis F. Schlegel schließlich am 7. Juli meldet, nach dem jüngsten Brief von Simon Veit sei ein Einlenken von ihm gar nicht mehr zu erwarten.Vgl. Brief 907, 15f [Schließen]

Mai/Juni 1800

Schleiermacher besucht chemische Vorlesungen bei Martin Heinrich Klaproth.Vgl. Brief 862, 114–119 sowie die Aufzeichnungen hierzu in KGA I/3, S. 103–128. Zu den Vorlesungen selbst vgl. den gesonderten Abschnitt der Einführung in KGA V/4 [Schließen]

Anfang Mai 1800

Schleiermacher erklärt, dass er die seit langem geplante „Kritik der Moral“ als selbständige Schrift erscheinen lassen wolle und nicht im Rahmen des zusammen mit F. Schlegel projektierten Philosophischen Journals.Brief *860; die „Kritik der Moral“ erschien 1803 im Verlag der Realschulbuchhandlung Berlin (G. A. Reimer) unter dem Titel „Grundlinien einer Kritik der bisherigen Sittenlehre“ [Schließen]

Vor dem 15. Mai 1800

Schleiermacher äußert gegenüber D. Veit und F. Schlegel seine Unzufriedenheit mit seinen „Vertrauten Briefen über Friedrich Schlegels Lucinde“.Brief *866 [Schließen]

Vor Mitte Mai 1801

Schleiermacher reist mit Henriette Herz und deren jüngerer Schwester, Sara de Lemos, nach Prenzlau, wo Henriette Herz' Schwester Johanna mit dem Arzt Simon Herz verheiratet ist.Über diese Reise berichtet Schleiermacher ausführlich der Schwester Charlotte in Brief 1072, 351–422 [Schließen] Während seines dreitägigen Aufenthaltes dort lernt Schleiermacher den Prediger Philipp Wilhelm Wolf und den damaligen Hofmeister des jungen Grafen von Schwerin, Ehrenfried von Willich, persönlich kennen, die er bis dahin nur aus Erzählungen Henriette Herz' kannte. Mit Ehrenfried von Willich verbindet ihn spontan eine tiefe Freundschaft, die bis zu dessen Tod (1807) andauert. Auch mit dem Prediger Wolf bleibt er eine Zeit lang in brieflicher Verbindung.Ein verbindendes Element der Freundschaft zwischen Wolf, Schleiermacher und von Willich dürfte auch darin zu sehen sein, dass alle drei in unglücklichen Liebschaften befangen waren: Wolf zu einer „Lea“ (die dann wohl tatsächlich seine Frau wurde), Schleiermacher zu Eleonore Grunow und Ehrenfried von Willich zu Johanna Herz in Prenzlau (vgl. hierzu Schleiermacher und seine Lieben). [Schließen]

Mai/Juni 1801

In einem langen Schreiben verteidigt sich Schleiermacher gegenüber F. S. G. Sack und weist besonders den Vorwurf des Spinozismus zurück.Brief 1065; vgl. hierzu auch die Schilderung der Spannungen und die Charakteristik seines Schreibens gegenüber der Schwester in Brief 1072, 295–350. Demnach zeigte sich F. S. G. Sack von Schleiermachers Antwort nicht gänzlich befriedigt. [Schließen]

Mai 1803

Amtsreise, wohl zum Besuch der Filialgemeinden.Vgl. Briefe 1485, 3–5 und 1494, 1f ; nach dem erstgenannten Brief von Ende April mit der Ankündigung der Reise hat Schleiermacher mit Sicherheit erst wieder am 28.5. aus Stolp geschrieben (Brief *1492). [Schließen]

Mai 1805

Kurzer Besuch in Berlin, wo er Ehrenfried und Henriette von Willich trifft.Vgl. Briefe 1966, 39–42 und 1968, 1–4 [Schließen]

Sommer 1806

Gespräch mit Varnhagen von Ense über die epochale Bedeutung der gegenwärtigen Wissenschaft und Literatur in Deutschland.Vgl. Varnhagen von Ense an Karl Rosenkranz, 1.5.1836, in: Karl Rosenkranz und Varnhagen von Ense: Briefwechsel, S. 28–30: „Im Sommer 1806 traf ich mit Schleiermacher eines Nachmittags auf einsamem Spazirgange bei den Felsen gegenüber von Gibichenstein zusammen, wir setzten uns und sprachen. Ich war nicht heiter gestimmt, ich hatte über Deutschlands Lage nachgedacht, Staat und Volk ließen wenig hoffen, die Litteratur war mir zweifelhaft. Die Trümmer der Schlegel’schen Verwüstung rauchten noch, eine ganze vermeinte Herrlichkeit lag vernichtet; des Stehengebliebenen war wenig, das Neugebaute schien mir schwach begründet; ich nahm die Möglichkeit an, daß wir Alle in einer großen Täuschung lebten, und unsere Sprache, Litteratur und Wissenschaft wohl gar keine wesentliche Rolle in dem Weltgange haben, sondern rasch der Vergänglichkeit heimfallen könnten; selbst Goethe schien mir keine Bürgschaft mehr. Diese Zweifel theilte ich Schleiermacher mit. Er verwies sie mir. ,Also haben Sie wirklich die feste Überzeugung − fragte ich ihn voll Zutrauen − daß wir Deutsche in der Reihe der Völker litterarisch fortbestehen, daß unsre Geistesblüthe in der Geschichte unvergänglich sein wird, wie es uns jetzt der Griechen ist?’ Diese Überzeugung, sagte er, habe ich gewiß; und − fügte er entschlossen hinzu − wenn ich die nicht hätte, so schösse ich mir lieber noch heute eine Kugel durch den Kopf! − Ich war erschrocken, so knallten seine Worte mir in’s Ohr. Die Überzeugung ließ ich mir sehr gern gefallen, und ich nahm sie höchst gewichtig. Seltsam aber dünkte mich der Ausdruck, der in seiner Stärke grade nur Schwäche verrieth, und ich mußte oft darüber denken, wie der Philosoph und der Prediger sein Leben so eitel und stolz an etwas knüpfen mochte, das doch im angenommenen Falle nur ein Götzenbild wäre. Da mußte ich mir selber ja schon einen Vorzug über ihn einräumen, der ich wohl mit Betrübniß die Sache dachte, aber darum noch nicht verzweifelte. Aber so heftig und persönlichen Herrscherwegs bedürftig war damals Schleiermacher, so ungemäßigt und scharf in seinen Worten. Auch den Lucindischen Sachen hatte er sich noch nicht entrückt. Der Roman und seine eignen Briefe darüber wurden oft besprochen, und nicht selten verfiel er auch noch in den Ton von jenem. Mit seinem höhnischen Lachen bekannte er (gegen uns Studenten), es sei nichts natürlicher, als daß einem der Schw... sich aufrichte, wenn man ein schönes Weib sehe; und mit behaglichem Wohlgefallen trug er (uns Studenten) das eilf-wortige Kunstgedicht seines Freundes Friedrich Schlegel auf eine der vielen Geliebten desselben vor: ,O, o! Kleine Mereau, Mach doch so, so! Mit dem Popo!’ Dergleichen galt für so genial und vortrefflich, daß ich in der nächsten Folgezeit nur meine Schuldigkeit und ein Werk der Pietät auszuüben wähnte, indem ich eine flüchtige Liebschaft mit ähnlichen Reimkünsten abschließen wollte!“ − Mit der „kleinen Mereau“ ist keine Geliebte Schlegels gemeint, sondern Hulda Mereau, die kleine Tochter der Schriftstellerin Sophie Mereau, die in den 1790er Jahren in Jena mit den Brüdern Schlegel befreundet war. Vgl. Patsch: Der Popo der Mereau, S. 165: „Schleiermachers und Varnhagens anzügliche Phantasien dazu gingen in die Irre.“ [Schließen]

Sommer 1807

Schleiermacher liest in Berlin über die Geschichte der alten Philosophie.Vgl. Arndt und Virmond: Schleiermachers Briefwechsel, S. 303 [Schließen]

01. Mai 1811

Schleiermacher schlägt seinen Kollegen der theologischen Fakultät einige Studenten zur Auszeichnung vor, darunter an erster Stelle August Twesten, der 1810 von der Universität Kiel nach Berlin gewechselt war und später einer der wichtigsten Schüler und theologischen Gesprächspartner Schleiermachers werden sollte.Vgl. Brief 3629, KGA V/12 [Schließen]

01. Mai 1815

Schleiermacher beginnt seine Vorlesung „Die theologische Moral“ (17 Hörer, in fünf wöchentlichen Stunden von 7 bis 8 Uhr).Vgl. Arndt / Virmond: Schleiermachers Briefwechsel, 1992, S. 311. [Schließen]

01. Mai 1816

Tod von Johann Georg Justus Perthes, Buchhändler und Verleger in Gotha.

Zitierhinweis

Chronologie zu Leben und Werk Schleiermachers von 1768 bis 1814. In: schleiermacher digital / Chronologie, hg. v. den Schleiermacher-Forschungsprojekten. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/chronologie (Stand: 26.7.2022)

Chronologie

Die Chronologie erschließt und kommentiert das Leben und Werk Schleiermachers und ist derzeit für die Jahre 1768 bis 1816 verfügbar. Neben den nach Datum sortierten Chronologien einzelner Jahre können kurze Jahresüberblicke über die obere Menüleiste aufgerufen werden. Die Jahrgänge 1768–1795 und 1796–1807 sind als zusammenhängende Überblicke gegeben, ab dem Jahr 1808 bis zum Jahr 1816 existiert für jedes Jahr ein separater Jahresüberblick.


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