03. März 1807

Louise Reichardt berichtet ihrem in Danzig weilenden Vater aus Halle, rückblickend auch auf ihren Aufenthalt im letzten Winter in Berlin: „In der Herz habe ich auch eine sehr warme Freundinn gefunden, auch Riekchen [Friederike Reichardt] hat sie sehr lieb gewonnen, wir dachten erst es geschähe nur Schleiermachers wegen; aber nachdem wir ihre Umgebung näher kennen gelernt begreiffe ich daß wir ihr schon blos als natürlich u anspruchslos lieb sein musten. Sie möchte mich gern mit Schleiermacher verheurathen; aber dieser Edle bemüht sich dem Anschein nach sehr ernstlich um Caroline Wuhrer [Wucherer] die mir bey mehrerem sehn auch sehr lieb geworden; aber sich leider eigentlich eben so wenig für Schleiermacher past als ich.“ Louise Reichardt: Lieder romantischer Dichter, S. 16 [Schließen]

06. März 1807

Reimer berichtet, dass er zusammen mit Metger und anderen Marwitz’ Nachschrift von Schleiermachers Ethik-Vorlesung 1805/06 studiert.Vgl. Brief 2428, 53–63; die Nachschrift ist nicht erhalten. [Schließen]

07. März 1807

Adolph Müller berichtet seinem Vater über Schleiermachers patriotische Predigten: „Schleiermacher predigt ziemlich häufig; man wundert sich über seine Kühnheit, mit den eindringlichsten Worten die Zuhörer an ihr Vaterland und ihren König zu erinnern, und jeden, der fähig ist das alte Glück des Landes zu befördern, im Guten zu bekräftigen. Er schließt dergleichen jedesmal in sein Schlussgebet ein, und weiß dabei so eindringend zu reden, dass mancher davon entflammt wird, und manches Auge seine Rührung nicht verbirgt. Wie kühn dies ist, öffentlich mit Liebe für’s Vaterland unter das Volk zu sprechen, brauche ich wohl nicht zu erwähnen, da Euch ja die feindlichen Einschränkungen bekannt sind auch in dieser Hinsicht.“ Müller: Briefe von der Universität, S. 359 [Schließen]

25. März 1807

Trostbrief an Henriette von Willich zum Tode ihres Mannes Ehrenfried, der am 2. Februar verstorben war.Brief 2435 [Schließen]

27. März 1807

Predigt Schleiermachers über Joh. 12, 24.Vgl. Müller: Briefe von der Universität, S. 363: „Das Muster aller Bildung und alles Umgangs bleibt aber Schleiermacher, und ihn habe ich mehr als je gesehen. Den gestrigen Tag hat er verherrlicht durch eine Predigt, deren unendliche Herrlichkeit gar nicht mehr durch Worte bezeichnet werden kann, wenn man nicht wieder über sie eine andere halten wollte. Er sprach von der Herrlichkeit des Todes, wie aus ihm nur ein wahres ungetrübtes Leben quillen könne, wie alles, was ein Mensch gestaltet habe und geschaffen, nur erst rein und ungetrübt bestehen könne, wenn er sich durch sein Hinscheiden dafür verbürgt habe, mit dem alles Verkennen aufhört; da keinem eine reine Absicht, und sei sie auch noch so wenig herausgekommen, und sei sie auch noch so sehr in der Gegenwart entstellt, verloren gehen kann, sondern irgendwo, wird sie in ein treues Gemüth aufgenommen werden, und wenn dies aus der lebendigen Erinnerung sich vernehmen läßt, so wird die nichtige Gegenrede verstummen müssen, denn Sterben ist der Gehalt mit einem Siegel bezeichnet, und was sterblich an der Erscheinung gewesen ist, das wird sich in die Welt verlieren, und sich mit den anderen Körpern der Erde vermischen. Sein Text war das bekannte Bild Johannis, daß das Korn um zu keimen und wieder Frucht zu tragen erst in die Erde fallen müsse. Doch die Beschreibung dieser Predigt giebt ein gar zu unvollkommenes Bild; ich kann Dir daher nur versichern, daß jeder, der nicht so kalt und steinern dort stand, wie die Pfeiler, die das Gewölbe tragen, alles Menschliche in sich hat aufregen lassen müssen durch den herrlichen Gebrauch der Worte und ihren tiefen mächtigen Sinn. Den Abend versammelten sich seine Jünger bei ihm − denn Freitags ist er nie ohne sie − und in Scherz und in würdigen Gesprächen verfloß die Mitternacht.“ [Schließen]

30. März 1807

Schleiermacher berichtet von dem Gedanken, in Berlin eine Art philosophischer und theologischer Schule anzulegen.Vgl. Brief 2439, 68–70 [Schließen]

Zitierhinweis

Chronologie zu Leben und Werk Schleiermachers von 1768 bis 1814. In: schleiermacher digital / Chronologie, hg. v. den Schleiermacher-Forschungsprojekten. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/chronologie (Stand: 26.7.2022)

Chronologie

Die Chronologie erschließt und kommentiert das Leben und Werk Schleiermachers und ist derzeit für die Jahre 1768 bis 1816 verfügbar. Neben den nach Datum sortierten Chronologien einzelner Jahre können kurze Jahresüberblicke über die obere Menüleiste aufgerufen werden. Die Jahrgänge 1768–1795 und 1796–1807 sind als zusammenhängende Überblicke gegeben, ab dem Jahr 1808 bis zum Jahr 1816 existiert für jedes Jahr ein separater Jahresüberblick.


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