Anfang Mai 1799

Eine geplante Reise von H. Herz am Ende des Monats nötigt Schleiermacher, bei der Übersetzung von Mungo Parks „Travels“ einzuspringen, um den vom Verleger vorgesehenen Publikationstermin einhalten zu können.Vgl. Briefe 646 und 647; ursprünglich sollte Ludwig Tieck wegen der geplanten Reise einen Teil übersetzen; vgl. Brief 638. An einem raschen Abschluss der Übersetzungsarbeiten musste Spener aus geschäftlichen Gründen gelegen sein, da der Markt für das derzeit beliebte Genre der Reisebeschreibungen hart umkämpft war und von gewinnträchtigen Titeln oft mehrere konkurrierende Übersetzungen erschienen. Dieses Schicksal erlitt auch die von Henriette Herz und Schleiermacher veranstalte Übersetzung der „Travels“, zu der parallel eine andere Verdeutschung bei Hoffmann und Campe in Hamburg erschienen war (vgl. Brief 689, 10–21) [Schließen] Die Übersetzung, von der Schleiermacher bereits am 11. Mai mehrere Bogen gefertigt hatte, erschien im Sommer 1799 bei Haude & Spener in Berlin. Vgl. zu Schleiermachers Anteil Brief 651, 9–13; demnach hatte er Bogen Z-Hh übersetzt (S. 149–214 der deutschen Ausgabe); ob er darüberhinaus noch Partien verdeutscht hat, ist ebenso ungewiß wie eine mögliche Beteiligung L. Tiecks am Beginn des Projekts. Das Buch erschien unter dem Titel: „Reisen im Innern von Afrika auf Veranstaltung der Afrikanischen Gesellschaft in den jahren 1795 bis 1797, aus dem Englischen übersetzt“ [Schließen]

Wohl Mai bis Juni 1799

Erste persönliche Bekanntschaft mit Henrich Steffens, der auf der Durchreise nach Freiberg vier Wochen in Berlin Station machte.Vgl. A. W. Schlegels Brief an J. D. Gries vom 10.5.1799: „Steffens muß nun in Berlin seyn, ich bin begierig auf seine Bekanntschaft mit Fr. Schlegel und Schleyermacher“ (A. W. Schlegel: Briefe, Bd. 1, S. 93, Nr. 76). Im Mai 1799, schon nach Schleiermachers Rückkehr aus Potsdam, berichtet F. Schlegel an Caroline Schlegel in Jena: „Ihr Steffens ist bey uns gewesen und gefällt mir sehr wohl“ (F. Schlegel: Werke, Bd. 24, S. 286, Nr. 174). Zur Dauer des Aufenthalts in Berlin vgl. A. W. Schlegel: Briefe, Bd. 2, S. 38, Anm. zu Nr. 79. Rückblickend schreibt Steffens an A. W. Schlegel aus Freiberg unter dem 26.7.1799: „Gefreuet hat mich in Berlin: die Bekanntschaft mit Ihren geistvollen Bruder [...] Gefreuet hat mich ferner die Bekanntschaft mit Tieck [...] Ferner hat mich die Bekanntschaft mit der geistvollen Madam Veit gefreuet, und mit den [!] guten Schleyermacher, desen Reden über die Religion wohl noch nicht heraus sind?“ (A. W. Schlegel: Briefe, Bd. 1, S. 95, Nr. 79). – Heinrich Steffens wurde später Schleiermachers Kollege an der Hallenser Universität und war mit ihm eng befreundet. [Schließen] August Wilhelm Schlegel billigt in einem Schreiben an seinen Bruder Friedrich „Schl.‘s Einfall, die ins Burleske gehenden Stücke von den Notizen zu trennen, und unter dem Namen Intelligenzblatt zusammenzubringen […]. Nur wäre vielleicht Literarischer Anzeiger noch lustiger“. F. Schlegel: Werke, Bd. 24, S. 291, Nr. 180 [Schließen] Der „Literarische Reichsanzeiger“ im 2. Stück des Athenaeum 1799 geht demnach konzeptionell auf Schleiermacher zurück.

14. Mai 1799

Rückkehr Schleiermachers von Potsdam nach Berlin und Wiederaufnahme seiner Amtsgeschäfte als reformierter Prediger an der Charité.Vgl. Brief 656, 1–3; in einem Schreiben an das Armendirektorium (Archiv der Humboldt-Universität Berlin, Charité 274, Bl. 149), das auffälligerweise vom selben Tag datiert wie Schleiermachers Rückmeldung, dankte der Minister von Thulemeier für die zeitweilige Freistellung Schleiermachers: „Ew. Excellenz und Einem Königlichen Hochlöblichen Armen-Direktorium haben wir nicht ermangeln wollen, ergebenst zu melden, daß, nachdem nunmehr der Hof- und Garnison Prediger Pischon zu Potsdam sein Amt angetreten hat, die Dienstversetzung des hiesigen Charitee-Predigers Schleiermacher daselbst aufgehört hat; und haben wir Einem Hochlöblichen Armen-Direktorium für die gefällige Einstimmung in solche von uns in Vorschlag gebrachte einstweilige Amtsverwaltung zugleich unsern Dank hiemit abstatten wollen. Berlin den 20sten May 1799. Königlich Preußisches Evangelisches Reformirtes Kirchen Direktorium Thulemeier [Schließen] Eine zu erwartende Reise von Henriette Herz und Friedrich Schlegels Plan, demnächst nach Jena zu gehen, beeinträchtigen zunächst seine Aussichten auf den erhofften Genuß des geselligen Lebens, das er in Potsdam vermisst hatte.Vgl. die Mitteilungen in Brief 657 (an die Schwester), Zeilen 36–45 [Schließen]

Zitierhinweis

Chronologie zu Leben und Werk Schleiermachers von 1768 bis 1814. In: schleiermacher digital / Chronologie, hg. v. den Schleiermacher-Forschungsprojekten. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/chronologie (Stand: 26.7.2022)

Chronologie

Die Chronologie erschließt und kommentiert das Leben und Werk Schleiermachers und ist derzeit für die Jahre 1768 bis 1816 verfügbar. Neben den nach Datum sortierten Chronologien einzelner Jahre können kurze Jahresüberblicke über die obere Menüleiste aufgerufen werden. Die Jahrgänge 1768–1795 und 1796–1807 sind als zusammenhängende Überblicke gegeben, ab dem Jahr 1808 bis zum Jahr 1816 existiert für jedes Jahr ein separater Jahresüberblick.


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