Anfang September 1799

Friedrich Schlegel siedelt nach Jena über, wo er zwischen dem 3. und 5. September eintrifft.Vgl. F. Schlegel: Werke, Bd. 24, S. 474 (Anm. 6) [Schließen] Damit wird Schleiermacher zur Kontaktperson zwischen den Brüdern August Wilhelm und Friedrich Schlegel in Jena einerseits und dem Berliner Verleger des „Athenaeum“, Heinrich Frölich, andererseits; in der Folge wird Schleiermacher vielfach mit Redaktionsarbeiten für die Zeitschrift der Brüder Schlegel betraut.Ein erstes Dokument hierfür ist Brief 692 [Schließen]

September 1799

Schleiermacher vermittelt dem Verleger J.C.P. Spener Henriette Herz als Übersetzerin von Isaac Welds „Travels throught the states of North America, and the provinces of Upper and Lower Canada during the Years 1795, 1796, and 1797“.Das Buch war erst 1799 in London erschienen; die deutsche Übersetzung erschien zum Herbst 1800 bei Haude & Spener in Berlin unter dem Titel: „Reise durch die nordamerikanischen Freistaaten und durch Ober- und Unter-Canada in den Jahren 1795, 1796 und 1797, aus dem englichen frei übersetzt.“ [Schließen] Da die Übersetzerin unerkannt bleiben will, fungiert Schleiermacher in der Folge als Mittelsmann und wohl auch als Berater.Vgl. Briefe 717, 15f. 733, 5–8. 742, 5–7. In dem an die Schwester gerichteten Brief 798 (Zeilen 74–80) berichtet Schleiermacher über eine gemeinsame Lektüre des englischen Reiseberichts mit Henriette Herz; am 27.2.1800 bittet er Spener um die Erlaubnis, eine Passage über die Niagara-Fälle in der „Mittwochgesellschaft“ vortragen zu drüfen (Brief 801, 4f). Diese Briefstellen deuten auf eine starke Anteilnahme an dem Projekt, so dass auch an eine gewisse Mitarbeit an der Übersetzung bis hin zur Übernahme einzelner Textteile gedacht werden kann, obwohl sich dies nicht einduetig belegen lässt; vgl. hierzu die Historische Einführung in KGA I/2, S. XVII. [Schließen]

September 1799

Schleiermacher tritt in brieflichen Kontakt mit August Ludwig Hülsen und bekennt sich ihm gegenüber als Verfasser der „Reden“ „Über die Religion“.Vgl. Brief *701 [Schließen]

September/Oktober 1799

Schleiermachers Reaktion auf die Lektüre von Friedrich Schlegels Fragmentsammlung „Ideen“, die im Athenaeum erscheienn soll, führt zu einer brieflichen Kontroverse zwischen beiden.Vgl. Briefe *691. 692, 17–26. *708, 8–51; die „Ideen“ erschienen 1800 im Athenaeum 3, 1, S. 4–33 (F. Schlegel: Werke, Bd. 2, S. 256–272) [Schließen] Anlass war Schleiermachers Nichtverstehen der Schlegleschen Stellungnahmen zur Religion im allgemeinen sowie besonders auch zu Schleiermachers „Reden“ „Über die Religion“.

02. September 1799

Zusammen mit seinem lutherischen Kollegen, dem Charitéprediger J. G. W. Prahmer, richtet Schleiermacher ein umfängliches Memorandum an das Armendirektorium, in dem sie Vorschläge unterbreiten, wie die Amtsgeschäfte der Prediger neu geregelt werden könnten. Darin wird u. a. auch in Anregung gebracht, ihnen die Ausarbeitung einer gemeinsamen Liturgie für das Abendmahl zu gestatten.Brief 686; vgl. hier besonders Zeilen 57–65 [Schließen]

08. September 1799

In einem Brief an J. C. P. Spener kündigt Schleiermacher die intensive Weiterarbeit an dem Projekt einer Darstellung der Siedlungsgeschichte Neuhollands (Australiens) auf der Grundlage von David Collins' „An account of the English colony in New South Wales“ an.Vgl. Brief 689, 2–18 [Schließen]

Mitte September 1799

Schleiermacher schickt F. Schlegel eine satirische Notiz („Druckfehleranzeige“) gegen Kant, die wohl für die (nicht realisierte) Fortsetzung des „Literarischen Reichsanzeigers“ im Athenaeum gedacht war; diese Notiz ist nicht erhalten.Vgl. Brief *693 und 694, 2; der „Literarische Reichsanzeiger“ war eine größtenteils von A. W. Schlegel herrührende Sammlung literarischer „Teufeleyen“, die (anonym) im Athenaeum 2, 2, S. 328–340 veröffentlicht worden war. Eine geplante Fortsetzung des „Reichsanzeigers“ war auf Anraten Goethes unterblieben. Über die „Druckfehleranzeige“ ließ sich mehr nicht ermitteln. [Schließen] Zugleich kündigt er an, eine Notiz gegen C. L. Reinhold – wohl dessen 1799 erschienenes „Sendschreiben an J. C. Lavater und J. G. FichteVgl. Brief 694, 4–7 [Schließen] – verfassen zu wollen; diese Rezension kam nicht zustande.

19. September 1799

Ankunft der Familie des Grafen zu Dohna-Schlobitten zu einem erneuten Aufenthalt in Berlin;Vgl. Brief 697 vom Montag, den 23. September; dort berichtet Schleiermacher (Zeilen 14f), dass die Gräfliche Familie „seit Donnerstag wieder hier“ sei. [Schließen] Schleiermacher organisiert auf Wunsch des Grafen Wilhelm zu Dohna Brief *682 [Schließen] ein umfängliches Besichtigungsprogramm.Vgl. Brief 697, 29–44 [Schließen] Die Dohnas bleiben bis um den 20. Oktober in Berlin.Vgl. Brief 726, 41–88; mit Brief *712 hatte Graf Friedrich Alexander zu Dohna-Schlobitten Schleiermacher aufgefordert, zum Geburtstag seiner Frau am 23.10. Verse zu machen; diese wurden nach Brief 726, 78 bei einem vorgezogenen Geburtstagsfrühstück präsentiert, da die Familie am 23. bereits auf der Rückreise nach Ostpreußen sein würde. [Schließen]

20. September 1799

Friedrich Schlegel regt Schleiermacher zu einer Stellungnahme über seinen Roman „Lucinde“ an: „Wenn Du Veranlagung fändest, etwas über die sogenannte Moralität der Lucinde zu sagen, das sollte mir sehr lieb seyn“.Brief 696, 9f; mit ähnlichen Formulierungen äußerte Schlegel eine entsprechende Bitte Ende November/Anfang Dezember 1799 (Brief 743, 33–38). [Schließen]

23. September 1799

August Wilhelm Schlegel bittet Schleiermacher, sich des Athenaeums anzunehmen und regt weitere „ernsthafte Notizen wie die über Garve“ an;Brief 698, 10–12 [Schließen] demnach hatte Schleiermacher seine erst Ende März 1800 im „Athenaeum“ anonym publizierte Sammelrezension über „Garve's letzte noch von ihm selbst herausgegebene Schriften“ zu diesem Zeitpunkt bereits niedergeschrieben und nach Jena geschickt.Vgl. Athenaeum 3, 1 (1800), S. 129–139; KGA I/3, S. 65–72. – Christian Garve, mit dessen früheren Werken Schleiermacher wohlvertraut war und den er als Philosophen schätzte (vgl. die zahlreichen Erwähnungen in KGA V/1, die dort S. 460 im Register aufgelistet sind) war am 1.12.1798 in Breslau gestorben. Seine letzten Schriften waren Ende 1798/Anfang 1799 mehrfach Gegenstand brieflicher Erörterungen zwischen Schleiermacher und seinem Onkel S. E. T. Stubenrauch (vgl. Briefe 548, 40–44.*551. 553, 34f). Möglicherweise wurde Schleiermacher durch diese Korrespondenz zu einer Stellungnahme veranlasst. [Schließen] – In einem Brief an Wilhelm Graf zu Dohna-Schlobitten klagt Schleiermacher, er habe seit seinem Aufenthalt in Potsdam nicht ordentlich arbeiten können und kündigt zugleich an, er wolle im Winter – neben der Siedlungsgeschichte Neuhollands (Australiens) für Spener – „alle Moral welche geschrieben worden ist von Anbeginn der Philosophie an lesen und kritisieren“.Brief 697, 77–80; dieses Vorhaben wurde mit den 1803 erschienenen „Grundlinien einer Kritik der bisherigen Sittenlehre“ realisiert. [Schließen]

Zitierhinweis

Chronologie zu Leben und Werk Schleiermachers von 1768 bis 1814. In: schleiermacher digital / Chronologie, hg. v. den Schleiermacher-Forschungsprojekten. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/chronologie (Stand: 26.7.2022)

Chronologie

Die Chronologie erschließt und kommentiert das Leben und Werk Schleiermachers und ist derzeit für die Jahre 1768 bis 1816 verfügbar. Neben den nach Datum sortierten Chronologien einzelner Jahre können kurze Jahresüberblicke über die obere Menüleiste aufgerufen werden. Die Jahrgänge 1768–1795 und 1796–1807 sind als zusammenhängende Überblicke gegeben, ab dem Jahr 1808 bis zum Jahr 1816 existiert für jedes Jahr ein separater Jahresüberblick.


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