Anfang März 1799

Schleiermacher teilt Friedrich Schlegel mit, er habe die dritte der „Reden“ „Über die Religion“ in einer ersten Niederschrift vollendet.Vgl. Brief *578 [Schließen]

Mitte März 1799

Markus Herz bittet Schleiermacher, zu der Schrift „Politisch-theologische Aufgabe über die Behandlung der jüdischen Täuflinge“ im nächsten Heft des „Berlinischen Archivs der Zeit und ihres Geschmacks“ Stellung zu nehmen.Vgl. Brief 583, 26–32; der anonym publizierte Aufsatz war im Märzheft des „Archivs“ erschienen (Wiederabdruck in KGA I/2, S. 373–380). Schleiermacher versprach seine Antwort für das Maiheft des Archivs; nachdem jedoch I. Feßler als Herausgeber des „Archivs“ Ende März/Anfang April die Veröffentlichung des geplanten Aufsatzes abgelehnt hatte, und nachdem im April David Friedländer – ebenfalls anonym – seine Stellungnahme „Sendschreiben an Seine Hochwürden, Herrn Oberconsistorialrath und Probst Teller zu Berlin, von einigen Hausvätern jüdischer Religion“ veröffentlicht hatte (abgedruckt in KGA I/2, S. 381–413), realisierte Schleiermacher die Anregung Herz' schließlich mit seiner Schrift „Briefe bei Gelegenheit der politisch-theologischen Aufgabe und des Sendschreibens jüdischer Hausväter“, die als Verfasser nur einen „Prediger außerhalb Berlin“ nannten und im Juli 1799 bei Franke in Berlin erschienen. – Zu den literarischen Auseinandersetzungen in diesem Zusammenhang vgl. Kurt Nowaks Nachwort zur Faksimileausgabe von Schleiermachers Schrift (1984) und die dort angegebene Literatur; besonders E. Littmann: David Friedländers Sendschreiben (1935); vgl. auch die Historische Einführung in KGA I/2, S. LXXX- LXXXIII [Schließen]

Ende März bis Anfang April 1799

Der Mitherausgeber des „Berlinischen Archivs der Zeit und ihres Geschmacks“, I. Feßler, lehnt es ab, Schleiermachers geplante Stellungnahme zur „Politisch-theologischen Aufgabe über die Behandlung der jüdischen Täuflinge“ zu veröffentlichen; Markus Herz bietet daraufhin an, eine Publikation in E. Biesters „Neuer Berlinischen Monatsschrift“ zu vermitteln.Vgl. Brief *607 [Schließen]

Anfang April 1799

Schleiermacher studiert für seine geplante Stellungnahme die rechtliche Stellung der Juden in Preußen.Vgl. Brief 616, 7–10 [Schließen] – In einem Brief an den Onkel S. Ε. T. Stubenrauch beklagt er sich über seine Lage in Potsdam und berichtet von Schwierigkeiten im Verhältnis des dortigen (reformierten) Hofpredigers zu seinem Kollegen an der Garnisonkirche, dem (lutherischen) FeldprobstVgl. Brief *617 und Brief 622, 11–27 [Schließen]

Wohl Mitte April 1799

Friedrich Schlegel schlägt Schleiermacher das Projekt einer gemeinsamen Plato-Übersetzung vor.Vgl. Brief 640, 9–17; dort ist wohl die Andeutung in Schlegels Brief 631 (Zeilen 28–31) gemeint. Möglicherweise hatten Schlegel und Schleiermacher schon vor dem Potsdam-Aufenthalt ein gemeinsames Plato-Studium verabredet, dem auch die intensive Lektüre gedient haben mochte, die Schleiermacher während dieser Zeit betrieb. Dabei musste von einer Übersetzung noch nicht die Rede gewesen sein; in jedem Falle aber ist der Beginn des gemeinsamen Übersetzungsprojekts genauer zu datieren, als dies in der Historischen Einführung zu KGA I/3, S. XCVIII vermutet wurde [Schließen]

Anfang Mai 1799

Eine geplante Reise von H. Herz am Ende des Monats nötigt Schleiermacher, bei der Übersetzung von Mungo Parks „Travels“ einzuspringen, um den vom Verleger vorgesehenen Publikationstermin einhalten zu können.Vgl. Briefe 646 und 647; ursprünglich sollte Ludwig Tieck wegen der geplanten Reise einen Teil übersetzen; vgl. Brief 638. An einem raschen Abschluss der Übersetzungsarbeiten musste Spener aus geschäftlichen Gründen gelegen sein, da der Markt für das derzeit beliebte Genre der Reisebeschreibungen hart umkämpft war und von gewinnträchtigen Titeln oft mehrere konkurrierende Übersetzungen erschienen. Dieses Schicksal erlitt auch die von Henriette Herz und Schleiermacher veranstalte Übersetzung der „Travels“, zu der parallel eine andere Verdeutschung bei Hoffmann und Campe in Hamburg erschienen war (vgl. Brief 689, 10–21) [Schließen] Die Übersetzung, von der Schleiermacher bereits am 11. Mai mehrere Bogen gefertigt hatte, erschien im Sommer 1799 bei Haude & Spener in Berlin. Vgl. zu Schleiermachers Anteil Brief 651, 9–13; demnach hatte er Bogen Z-Hh übersetzt (S. 149–214 der deutschen Ausgabe); ob er darüberhinaus noch Partien verdeutscht hat, ist ebenso ungewiß wie eine mögliche Beteiligung L. Tiecks am Beginn des Projekts. Das Buch erschien unter dem Titel: „Reisen im Innern von Afrika auf Veranstaltung der Afrikanischen Gesellschaft in den jahren 1795 bis 1797, aus dem Englischen übersetzt“ [Schließen]

Anfang September 1799

Friedrich Schlegel siedelt nach Jena über, wo er zwischen dem 3. und 5. September eintrifft.Vgl. F. Schlegel: Werke, Bd. 24, S. 474 (Anm. 6) [Schließen] Damit wird Schleiermacher zur Kontaktperson zwischen den Brüdern August Wilhelm und Friedrich Schlegel in Jena einerseits und dem Berliner Verleger des „Athenaeum“, Heinrich Frölich, andererseits; in der Folge wird Schleiermacher vielfach mit Redaktionsarbeiten für die Zeitschrift der Brüder Schlegel betraut.Ein erstes Dokument hierfür ist Brief 692 [Schließen]

Mitte September 1799

Schleiermacher schickt F. Schlegel eine satirische Notiz („Druckfehleranzeige“) gegen Kant, die wohl für die (nicht realisierte) Fortsetzung des „Literarischen Reichsanzeigers“ im Athenaeum gedacht war; diese Notiz ist nicht erhalten.Vgl. Brief *693 und 694, 2; der „Literarische Reichsanzeiger“ war eine größtenteils von A. W. Schlegel herrührende Sammlung literarischer „Teufeleyen“, die (anonym) im Athenaeum 2, 2, S. 328–340 veröffentlicht worden war. Eine geplante Fortsetzung des „Reichsanzeigers“ war auf Anraten Goethes unterblieben. Über die „Druckfehleranzeige“ ließ sich mehr nicht ermitteln. [Schließen] Zugleich kündigt er an, eine Notiz gegen C. L. Reinhold – wohl dessen 1799 erschienenes „Sendschreiben an J. C. Lavater und J. G. FichteVgl. Brief 694, 4–7 [Schließen] – verfassen zu wollen; diese Rezension kam nicht zustande.

Anfang Oktober 1799

Dorothea Veit siedelt von Berlin nach Jena über, wo sie am 6.10. eintrifft.Vgl. die Anmerkung zu Brief 710, 43 [Schließen] – Mit ihrem Weggang kommt Schleiermachers regelmäßiger Umgang mit J.G. Fichte zum Erliegen.Vgl. Brief *705 [Schließen]

Anfang November 1799

Schleiermacher beginnt mit der Niederschrift der „Monologen“;Vgl. Brief 717; über die Entstehung dieser Schrift, die Anfang Januar 1800 ohne Nennung des Autors erschien (KGA I/3, S. 5–61), gibt Schleiermacher rückblickend in einem Brief an Henriette Herz vom 16. September 1802 Auskunft: „Nichts ist mir so unvermuthet entstanden. Als ich die Idee faßte, wollte ich eigentlich etwas ganz objektives machen, nicht ohne viel Polemik, und das subjektive sollte nur die Einkleidung sein. Aber im Entwerfen des Plans wuchs mir das subjektive so über den Kopf, daß auf einmal die Sache, wie sie jezt ist, vor mir stand“ (Briefe, Bd. 1, S. 338). – Zur Entstehung vgl. auch die Historische Einführung in KGA I/3, S. XV–XXI. [Schließen] bereits zum 21. November – seinem Geburtstag – hoffte er, das Manuskript abschließen zu können.Vgl. Brief 719 [Schließen]

Mitte November 1799

Friedrich Schlegel berichtet über Friedrich von Hardenbergs (Novalis') Bewunderung für die „Reden“ „Über die Religion“.Vgl. Brief 725, 6–11 [Schließen]

Anfang Dezember 1799

Schleiermacher spricht sich gegen die Aufnahme von Friedrich von Hardenbergs (Novalis) Aufsatz „Die Christenheit oder Europa“ ins „Athenaeum“ aus und kritisiert besonders die darin vorgetragene Apologie des Papsttums.Vgl. Brief 751, 10–19; tatsächlich wurde, wie aus dieser Briefstelle hervorgeht, der Aufsatz – ebenso wie F. W. J. Schellings „Epikurisch Glaubensbekenntnis Heinz Widerborsts“ – auf Anraten Goethes nicht gedruckt und erschien erst postum. [Schließen]

Mitte Dezember 1799

In einem Brief an A. L. Hülsen äußert Schleiermacher den Wunsch, ihn baldmöglichst in Lentzke zu besuchen und schlägt hierfür einen Termin vor.Vgl. Brief *755 [Schließen]

Mitte/Ende Dezember 1799

Schleiermacher kündigt Friedrich Schlegel die Absicht an, eine Verteidigungschrift zu dessen Roman „Lucinde“ zu publizieren; gleichzeitig teilt er mit, er wolle etwas „im ganzen über die deutsche Literatur geben“;Vgl. Brief *766 [Schließen] der letztere Plan wird aber nicht weiter konkretisiert.

Ende Dezember 1799 bis Anfang Januar 1800

In einem Brief an C. G. von Brinckmann bekundet Schleiermacher seine Absicht, etwas zur Verteidigung von Friedrich Schlegels Roman „Lucinde“ zu schreiben,Vgl. Brief 758, 52–71 [Schließen] nachdem er bereits zuvor – wohl mündlich – entsprechende Äußerungen gegenüber Friedrich Schlegel gemacht hatte.Vgl. Brief 743, 33–38 sowie Brief 751, 19–27; möglicherweise begann Schleiermacher bereits im Januar 1800 mit der Niederschrift der „Vertrauten Briefe über Friedrich Schlegels Lucinde“, die bereits Mitte Juni 1800 bei Bohn in Lübeck erschienen. Vgl. dazu die Historische Einführung in KGA I/3, S. LIV–LVII [Schließen] – Im selben Brief kündigt Schleiermacher an, er wolle innerhalb der nächsten zwei Jahre eine „Kritik der Moral“ verfassen, die ihm „auch unter den Philosophen einigen Ruf machen soll“.Vgl. Brief 758, 116–119 [Schließen] Dieser Plan wurde mit den „Grundlinien einer Kritik der bisherigen Sittenlehre“ realisiert, die 1803 bei Reimer in Berlin erschienen.

Zitierhinweis

Chronologie zu Leben und Werk Schleiermachers von 1768 bis 1814. In: schleiermacher digital / Chronologie, hg. v. den Schleiermacher-Forschungsprojekten. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/chronologie (Stand: 26.7.2022)

Chronologie

Die Chronologie erschließt und kommentiert das Leben und Werk Schleiermachers und ist derzeit für die Jahre 1768 bis 1816 verfügbar. Neben den nach Datum sortierten Chronologien einzelner Jahre können kurze Jahresüberblicke über die obere Menüleiste aufgerufen werden. Die Jahrgänge 1768–1795 und 1796–1807 sind als zusammenhängende Überblicke gegeben, ab dem Jahr 1808 bis zum Jahr 1816 existiert für jedes Jahr ein separater Jahresüberblick.


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