Die politisch unruhige Lage setzt sich auch im Jahr 1813 fort, Schleiermacher ist davon in allen seinen Tätigkeitsbereichen betroffen, sowohl politisch, wissenschaftlich, als Prediger und auch privat.
Am 30. Dezember 1812, kurz vor dem Jahreswechsel, schloß der preußische Generalleutnant Johann David Ludwig von Yorck eigenmächtig eine Konvention mit dem russischen Generalmajor Hans Karl von Diebitsch im ostpreußischen Tauroggen: Preußen, bisher mit Napoleon verbündet und bei dessen Russlandfeldzug mit der Sicherung der Nordflanke betraut, werde sich nunmehr neutral verhalten. Diese vom König zunächst nicht gebilligte Konvention bedeutete den Abfall vom Kaiserreich Frankreich und den Beginn der Befreiungskriege. Im Februar 1813 wird die Landwehrpflicht für alle 18- bis 45-jährigen eingeführt, am Ende des Monats entschließt sich der preußische König Friedrich Wilhelm III. zum Bruch mit Frankreich, kurz darauf wird das preußisch-russische Militärbündnis von Kalisch unterzeichnet und die gemeinsame Kriegsplanung gegen die französische Besatzung beginnt. Im März kommt es zu ersten Kampfhandlungen. Bereits Mitte März zieht Yorck mit seinem Korps in Berlin ein. Mit dem Aufruf „An Mein Volk“ wendet sich Friedrich Wilhelm III. am 17. März in Breslau an seine Untertanen und bittet um Unterstützung für den Kampf gegen Kaiser Napoleon I.Vgl. Büsch (Hg.): Handbuch der preussischen Geschichte, 1992, S. 56. [Schließen] Wilhelm von Röder berichtet aus Breslau von Henrich Steffens: „Steffens hat einen großen Theil der hiesigen Studenten ermahnt sich beym GardeJägerbattaillon als Freywillige zu engagiren und dadurch offenbar einen um so rühmlichern Impuls gegeben, da er dabey erklärte ihr Looß theilen zu wollen.“Brief 3831, 70–73, KGA V/12. [Schließen]
Am 28. März predigt Schleiermacher im Zusammenhang mit dem Besuch des Königs in Berlin und dem erfolgten Kriegsbeginn.Vgl. KGA III/4, S. XVII. [Schließen] Auch mehrere Sondergottesdienste werden von ihm gehalten, so zum Beispiel am 14. Mai zur Einsegnung eines Landwehr-Bataillons im Hof der Universität.Vgl. KGA III/1, S. 850. [Schließen] Patrick Weiland schreibt zu Schleiermachers Predigttätigkeit im Jahr 1813: „Die Predigttätigkeit Schleiermachers war besonders im dramatischen Jahr 1813 herausfordernd. Der Beginn der Befreiungskriege schürte Schleiermachers Hoffnung auf Besserung der Situation seines Vaterlandes und brachte außerordentlich kraftvolle Predigten hervor.“KGA III/4, S. XVI. [Schließen]
Napoleon kann zunächst ein neues Heer aufstellen und in Deutschland wieder vorrücken. Zu Schlachten mit den verbündeten Preußen und Russen kommt es u.a. bei Möckern (5. April), Großgörschen (2. Mai) und Bautzen (20.–21. Mai). Am 4. Juni schließen beide Seiten bei Pläswitz einen Waffenstillstand.
Schleiermacher ist währenddessen in Berlin mit der Organisation des Landsturmes betraut, einer Art Bürgerwehr und letztes Aufgebot gegen eine drohende französische Besetzung der Stadt. Angesichts der Kriegsgefahr entscheidet er sich Mitte Mai, seine Frau Henriette und die Kinder in das schlesische Schmiedeberg, wo sein Bruder Carl (Charles) lebt, zu schicken. Ein reger Briefwechsel zwischen Schleiermacher und seiner Frau ist überliefert; immer wieder bereut Schleiermacher seine Entscheidung, Henriette und die Kinder fortgeschickt zu haben, da Schlesien dem Kriegsschauplatz bald viel näher liegt als Berlin. Am 27. Mai schreibt er: „Ich kann sagen heute habe ich es zum erstenmal bereut daß ich Dich weggeschikt habe, da Du nun dort den Kriegsschauplaz ganz in der Nähe hast und hier alles ruhig ist – und nun noch von soviel rathlosen Leuten umgeben!“Brief 3882, 103–109, KGA V/12. [Schließen] Gleichzeitig ist in den Briefen immer wieder von der Affäre seiner Frau mit Alexander von der Marwitz die Rede, die wohl schon 1811 oder 1812 begonnen hatte. Schleiermacher ist zwar mitgenommen von der Affäre, versucht aber auch Verständnis zu zeigen und wechselt auch mit Alexander von der Marwitz Briefe und spricht mit ihm persönlich, worüber er in einem Brief an Henriette berichtet: „Ich habe ihm auch mein und Dein Unrecht dargelegt; ich habe ihm gesagt in Dir hätte sich der leidenschaftliche Zustand zuerst entwikelt, auch das hat er stillschweigend bejaht. Auf Deinem Sofa haben wir es abgesprochen. Ich möchte nur wissen wie ich ihm in der ganzen Sache vorkomme, ob er mich auch recht und gründlich versteht; ich hoffe es, es wäre sehr schlimm wenn es nicht wäre.“Brief 3925, 58–63, KGA V/12. [Schließen] Rahel Varnhagen schreibt in einem Brief über Schleiermacher: „tief empfand er sein Unglück u. litt unaussprechlich.“zit. nach Wild (Hg.): Nachrichten aus dem Kösel-Verlag, 1967, S. 8. [Schließen] Ende Juni kann die Familie nach Berlin zurückkehren.
In dieser Zeit gründet Schleiermachers Freund, der Verleger Georg Andreas Reimer, eine Zeitung, den „Preußischen Correspondenten“. Am 2. April erscheint die erste Ausgabe in Berlin, erster Redakteur ist Barthold Georg Niebuhr.Vgl. KGA I/14, S. CXLV. [Schließen] Schleiermacher übernimmt die Redaktion des Preußischen Correspondenten offiziell am 1. Juli, ist aber schon davor in das Projekt involviert.Vgl. KGA I/14, S. CXLIX. [Schließen] Von Staatskanzler Karl August Freiherr von Hardenberg hat er am 25. März die Erlaubnis erhalten, „für die Dauer der gegenwärtigen Verhältnisse“ die Redaktion einer neuen Zeitung einzurichten.Brief 3839, 3–4, KGA V/12. [Schließen] Die Redaktionsarbeit ist sehr zeitintensiv und von Schwierigkeiten überlagert. Vor allem ein Artikel im Juli, in dem Schleiermacher den Waffenstillstand und den anberaumten Friedenskongress kritisiert, zieht die Zensur und staatliche Behörden auf sich; Schleiermacher muss sich in der Folge rechtfertigen und den Vorwürfen des Departementschefs im Innenministerium, Friedrich von Schuckmann, stellen.Vgl. KGA I/14, S. CLXVI, vgl. auch Brief 3946, KGA V/13, in dem Schleiermacher seine Rechtfertigungsschrift an Friedrich von Schuckmann sendet. [Schließen] Viele seiner Briefe nehmen in dieser Zeit auf den Vorfall Bezug.So z.B. an Christian Friedrich Rühs in Brief 3942, 22–25, KGA V/13 oder an Georg Andreas Reimer in Brief 3944, 12–31, KGA V/13. [Schließen]
Während des Waffenstillstandes gelingt es den verbündeten Preußen, Russen, Schweden und Briten, auch Österreich auf ihre Seite zu ziehen. Im August bricht der Krieg wieder aus. Nach dem preußisch-schwedischen Sieg bei Großbeeren (23. August) ist die Kriegsgefahr für Berlin vorüber. Schleiermachers Freund, der junge Offizier Wilhelm von Röder, fällt am 30. August in der Schlacht bei Kulm. Nach dem Abfall der ehemaligen Rheinbundstaaten und der Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig (16.—19. Oktober) muss Napoleon Deutschland räumen. Trotz der errungenen Befreiung äußert sich Schleiermacher, der die Redaktion des „Preußischen Correspondenten“ am 1. Oktober verlassen und an seinen Nachfolger Achim von Arnim übergeben hatte, in Briefen unzufrieden über seinen Gesundheitszustand und pessimistisch über die politischen Aussichten für Preußen und Deutschland.Vgl. Brief 3983, Brief 4003 oder Brief 4004, KGA V/13. [Schließen] Wissenschaftlich ist Schleiermacher trotz der unsicheren Lage weiter sehr aktiv. Das Sommersemester an der Berliner Universität findet statt, Schleiermacher beginnt wohl im April mit zwei Vorlesungen, einer theologischen und einer philosophischen: „Die christliche Sittenlehre“ (7 Hörer, in fünf Stunden wöchentlich von 7 bis 8 Uhr) und „Die philosophische Staatslehre“ (7 Hörer, in vier Stunden wöchentlich von 2 bis 3 Uhr). Dazu sind zwei weitere Vorlesungen gelistet, die allerdings entfallen: „Die Evangelien des Matthäus und Marcus“ und „Die allgemeine[n] Grundsätze der Erziehungskunst“.Vgl. Arndt / Virmond: Schleiermachers Briefwechsel, 1992, S. 308–309. [Schließen] Die geringen Hörerzahlen und Veranstaltungsausfälle sind vor allem der Kriegsteilnahme vieler Studenten geschuldet. Auch im Wintersemester hält Schleiermacher Vorlesungen, ab dem 1. November die Vorlesung „Das Evangelium und die Apostelgeschichte des Lukas“ (11 Hörer, in vier wöchentlichen Stunden von 9 bis 10 Uhr), ab dem 8. November die Vorlesung „Die Grundsätze der Erziehungskunst“ (9 Hörer, in drei wöchentlichen Stunden von 5 bis 6 Uhr).Vgl. Arndt / Virmond: Schleiermachers Briefwechsel, 1992, S. 309. [Schließen] Zwei weitere geplante Vorlesungen entfallen: „Theologische Encyclopädie“ und „Die praktische Theologie“.Vgl. Arndt / Virmond: Schleiermachers Briefwechsel, 1992, S. 309. [Schließen] Außer seinen Artikeln im Preußischen Correspondenten veröffentlicht Schleiermacher in diesem Jahr zwei Predigten.Vgl. Meding: Bibliographie der Schriften Schleiermachers, 1992, S. 47–48. [Schließen] Am 24. Juni hält er außerdem die Akademierede „Über die verschiedenen Methoden des Übersetzens“.Vgl. KGA I/11, S. XXIII. [Schließen] Diese wissenschaftliche Arbeit Schleiermachers hat für die darin angestellten Überlegungen zur Sprachphilosophie und zur Übersetzungstheorie auch über Schleiermachers Lebzeiten hinaus Bekanntheit erlangt.
Erfreuliche Nachrichten erhält Schleiermacher in diesem Jahr von einigen seiner Freunde. Joachim Christian Gaß schreibt über Nachwuchs in seinem Hause: „Heute vor 8 Tagen hat mich meine Frau mit einem recht tüchtigen Knaben erfreut. Beide sind seitdem wohl, so weit es sein kann und ich kann nur von Gott wünschen, daß es so fortgehen möge.“Brief 4000, 4–6, KGA V/13. [Schließen] Auch bekommen Heinrich Christoph von Willich und dessen dritte Frau Doris zu Beginn des Jahres Drillinge, die allerdings nach wenigen Monaten erkranken und sterben. Im Herbst des Jahres zieht außerdem Schleiermachers Schwester Charlotte aus Schlesien zu ihm nach Berlin. Dass 1813 ein ereignisreiches Jahr ist, schlägt sich insgesamt im überlieferten Briefwechsel nieder: Aus diesem Jahr sind mehr Briefe an und auch von Schleiermacher überliefert als aus dem Jahr zuvor und auch aus dem darauffolgenden Jahr.
Am 30. Dezember 1812, kurz vor dem Jahreswechsel, schloß der preußische Generalleutnant Johann David Ludwig von Yorck eigenmächtig eine Konvention mit dem russischen Generalmajor Hans Karl von Diebitsch im ostpreußischen Tauroggen: Preußen, bisher mit Napoleon verbündet und bei dessen Russlandfeldzug mit der Sicherung der Nordflanke betraut, werde sich nunmehr neutral verhalten. Diese vom König zunächst nicht gebilligte Konvention bedeutete den Abfall vom Kaiserreich Frankreich und den Beginn der Befreiungskriege. Im Februar 1813 wird die Landwehrpflicht für alle 18- bis 45-jährigen eingeführt, am Ende des Monats entschließt sich der preußische König Friedrich Wilhelm III. zum Bruch mit Frankreich, kurz darauf wird das preußisch-russische Militärbündnis von Kalisch unterzeichnet und die gemeinsame Kriegsplanung gegen die französische Besatzung beginnt. Im März kommt es zu ersten Kampfhandlungen. Bereits Mitte März zieht Yorck mit seinem Korps in Berlin ein. Mit dem Aufruf „An Mein Volk“ wendet sich Friedrich Wilhelm III. am 17. März in Breslau an seine Untertanen und bittet um Unterstützung für den Kampf gegen Kaiser Napoleon I.Vgl. Büsch (Hg.): Handbuch der preussischen Geschichte, 1992, S. 56. [Schließen] Wilhelm von Röder berichtet aus Breslau von Henrich Steffens: „Steffens hat einen großen Theil der hiesigen Studenten ermahnt sich beym GardeJägerbattaillon als Freywillige zu engagiren und dadurch offenbar einen um so rühmlichern Impuls gegeben, da er dabey erklärte ihr Looß theilen zu wollen.“Brief 3831, 70–73, KGA V/12. [Schließen]
Am 28. März predigt Schleiermacher im Zusammenhang mit dem Besuch des Königs in Berlin und dem erfolgten Kriegsbeginn.Vgl. KGA III/4, S. XVII. [Schließen] Auch mehrere Sondergottesdienste werden von ihm gehalten, so zum Beispiel am 14. Mai zur Einsegnung eines Landwehr-Bataillons im Hof der Universität.Vgl. KGA III/1, S. 850. [Schließen] Patrick Weiland schreibt zu Schleiermachers Predigttätigkeit im Jahr 1813: „Die Predigttätigkeit Schleiermachers war besonders im dramatischen Jahr 1813 herausfordernd. Der Beginn der Befreiungskriege schürte Schleiermachers Hoffnung auf Besserung der Situation seines Vaterlandes und brachte außerordentlich kraftvolle Predigten hervor.“KGA III/4, S. XVI. [Schließen]
Napoleon kann zunächst ein neues Heer aufstellen und in Deutschland wieder vorrücken. Zu Schlachten mit den verbündeten Preußen und Russen kommt es u.a. bei Möckern (5. April), Großgörschen (2. Mai) und Bautzen (20.–21. Mai). Am 4. Juni schließen beide Seiten bei Pläswitz einen Waffenstillstand.
Schleiermacher ist währenddessen in Berlin mit der Organisation des Landsturmes betraut, einer Art Bürgerwehr und letztes Aufgebot gegen eine drohende französische Besetzung der Stadt. Angesichts der Kriegsgefahr entscheidet er sich Mitte Mai, seine Frau Henriette und die Kinder in das schlesische Schmiedeberg, wo sein Bruder Carl (Charles) lebt, zu schicken. Ein reger Briefwechsel zwischen Schleiermacher und seiner Frau ist überliefert; immer wieder bereut Schleiermacher seine Entscheidung, Henriette und die Kinder fortgeschickt zu haben, da Schlesien dem Kriegsschauplatz bald viel näher liegt als Berlin. Am 27. Mai schreibt er: „Ich kann sagen heute habe ich es zum erstenmal bereut daß ich Dich weggeschikt habe, da Du nun dort den Kriegsschauplaz ganz in der Nähe hast und hier alles ruhig ist – und nun noch von soviel rathlosen Leuten umgeben!“Brief 3882, 103–109, KGA V/12. [Schließen] Gleichzeitig ist in den Briefen immer wieder von der Affäre seiner Frau mit Alexander von der Marwitz die Rede, die wohl schon 1811 oder 1812 begonnen hatte. Schleiermacher ist zwar mitgenommen von der Affäre, versucht aber auch Verständnis zu zeigen und wechselt auch mit Alexander von der Marwitz Briefe und spricht mit ihm persönlich, worüber er in einem Brief an Henriette berichtet: „Ich habe ihm auch mein und Dein Unrecht dargelegt; ich habe ihm gesagt in Dir hätte sich der leidenschaftliche Zustand zuerst entwikelt, auch das hat er stillschweigend bejaht. Auf Deinem Sofa haben wir es abgesprochen. Ich möchte nur wissen wie ich ihm in der ganzen Sache vorkomme, ob er mich auch recht und gründlich versteht; ich hoffe es, es wäre sehr schlimm wenn es nicht wäre.“Brief 3925, 58–63, KGA V/12. [Schließen] Rahel Varnhagen schreibt in einem Brief über Schleiermacher: „tief empfand er sein Unglück u. litt unaussprechlich.“zit. nach Wild (Hg.): Nachrichten aus dem Kösel-Verlag, 1967, S. 8. [Schließen] Ende Juni kann die Familie nach Berlin zurückkehren.
In dieser Zeit gründet Schleiermachers Freund, der Verleger Georg Andreas Reimer, eine Zeitung, den „Preußischen Correspondenten“. Am 2. April erscheint die erste Ausgabe in Berlin, erster Redakteur ist Barthold Georg Niebuhr.Vgl. KGA I/14, S. CXLV. [Schließen] Schleiermacher übernimmt die Redaktion des Preußischen Correspondenten offiziell am 1. Juli, ist aber schon davor in das Projekt involviert.Vgl. KGA I/14, S. CXLIX. [Schließen] Von Staatskanzler Karl August Freiherr von Hardenberg hat er am 25. März die Erlaubnis erhalten, „für die Dauer der gegenwärtigen Verhältnisse“ die Redaktion einer neuen Zeitung einzurichten.Brief 3839, 3–4, KGA V/12. [Schließen] Die Redaktionsarbeit ist sehr zeitintensiv und von Schwierigkeiten überlagert. Vor allem ein Artikel im Juli, in dem Schleiermacher den Waffenstillstand und den anberaumten Friedenskongress kritisiert, zieht die Zensur und staatliche Behörden auf sich; Schleiermacher muss sich in der Folge rechtfertigen und den Vorwürfen des Departementschefs im Innenministerium, Friedrich von Schuckmann, stellen.Vgl. KGA I/14, S. CLXVI, vgl. auch Brief 3946, KGA V/13, in dem Schleiermacher seine Rechtfertigungsschrift an Friedrich von Schuckmann sendet. [Schließen] Viele seiner Briefe nehmen in dieser Zeit auf den Vorfall Bezug.So z.B. an Christian Friedrich Rühs in Brief 3942, 22–25, KGA V/13 oder an Georg Andreas Reimer in Brief 3944, 12–31, KGA V/13. [Schließen]
Während des Waffenstillstandes gelingt es den verbündeten Preußen, Russen, Schweden und Briten, auch Österreich auf ihre Seite zu ziehen. Im August bricht der Krieg wieder aus. Nach dem preußisch-schwedischen Sieg bei Großbeeren (23. August) ist die Kriegsgefahr für Berlin vorüber. Schleiermachers Freund, der junge Offizier Wilhelm von Röder, fällt am 30. August in der Schlacht bei Kulm. Nach dem Abfall der ehemaligen Rheinbundstaaten und der Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig (16.—19. Oktober) muss Napoleon Deutschland räumen. Trotz der errungenen Befreiung äußert sich Schleiermacher, der die Redaktion des „Preußischen Correspondenten“ am 1. Oktober verlassen und an seinen Nachfolger Achim von Arnim übergeben hatte, in Briefen unzufrieden über seinen Gesundheitszustand und pessimistisch über die politischen Aussichten für Preußen und Deutschland.Vgl. Brief 3983, Brief 4003 oder Brief 4004, KGA V/13. [Schließen] Wissenschaftlich ist Schleiermacher trotz der unsicheren Lage weiter sehr aktiv. Das Sommersemester an der Berliner Universität findet statt, Schleiermacher beginnt wohl im April mit zwei Vorlesungen, einer theologischen und einer philosophischen: „Die christliche Sittenlehre“ (7 Hörer, in fünf Stunden wöchentlich von 7 bis 8 Uhr) und „Die philosophische Staatslehre“ (7 Hörer, in vier Stunden wöchentlich von 2 bis 3 Uhr). Dazu sind zwei weitere Vorlesungen gelistet, die allerdings entfallen: „Die Evangelien des Matthäus und Marcus“ und „Die allgemeine[n] Grundsätze der Erziehungskunst“.Vgl. Arndt / Virmond: Schleiermachers Briefwechsel, 1992, S. 308–309. [Schließen] Die geringen Hörerzahlen und Veranstaltungsausfälle sind vor allem der Kriegsteilnahme vieler Studenten geschuldet. Auch im Wintersemester hält Schleiermacher Vorlesungen, ab dem 1. November die Vorlesung „Das Evangelium und die Apostelgeschichte des Lukas“ (11 Hörer, in vier wöchentlichen Stunden von 9 bis 10 Uhr), ab dem 8. November die Vorlesung „Die Grundsätze der Erziehungskunst“ (9 Hörer, in drei wöchentlichen Stunden von 5 bis 6 Uhr).Vgl. Arndt / Virmond: Schleiermachers Briefwechsel, 1992, S. 309. [Schließen] Zwei weitere geplante Vorlesungen entfallen: „Theologische Encyclopädie“ und „Die praktische Theologie“.Vgl. Arndt / Virmond: Schleiermachers Briefwechsel, 1992, S. 309. [Schließen] Außer seinen Artikeln im Preußischen Correspondenten veröffentlicht Schleiermacher in diesem Jahr zwei Predigten.Vgl. Meding: Bibliographie der Schriften Schleiermachers, 1992, S. 47–48. [Schließen] Am 24. Juni hält er außerdem die Akademierede „Über die verschiedenen Methoden des Übersetzens“.Vgl. KGA I/11, S. XXIII. [Schließen] Diese wissenschaftliche Arbeit Schleiermachers hat für die darin angestellten Überlegungen zur Sprachphilosophie und zur Übersetzungstheorie auch über Schleiermachers Lebzeiten hinaus Bekanntheit erlangt.
Erfreuliche Nachrichten erhält Schleiermacher in diesem Jahr von einigen seiner Freunde. Joachim Christian Gaß schreibt über Nachwuchs in seinem Hause: „Heute vor 8 Tagen hat mich meine Frau mit einem recht tüchtigen Knaben erfreut. Beide sind seitdem wohl, so weit es sein kann und ich kann nur von Gott wünschen, daß es so fortgehen möge.“Brief 4000, 4–6, KGA V/13. [Schließen] Auch bekommen Heinrich Christoph von Willich und dessen dritte Frau Doris zu Beginn des Jahres Drillinge, die allerdings nach wenigen Monaten erkranken und sterben. Im Herbst des Jahres zieht außerdem Schleiermachers Schwester Charlotte aus Schlesien zu ihm nach Berlin. Dass 1813 ein ereignisreiches Jahr ist, schlägt sich insgesamt im überlieferten Briefwechsel nieder: Aus diesem Jahr sind mehr Briefe an und auch von Schleiermacher überliefert als aus dem Jahr zuvor und auch aus dem darauffolgenden Jahr.
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