Frankfurt d 26t

Liebste Lotte superwordNany wenn Lotte schon in Potsdam ist so schike ihr doch das umstehende Blatt zu. Sehr überrascht hat mich diese Geschichte; mir ahn det aber nicht daß etwas daraus wird. – Jette sagt ich hätte lauter stro herne Briefe geschrieben ich sollte doch einmal einen ordentlichen schrei ben; allein heute geht das am wenigsten wir kamen eben vom Tisch und die Pferde sind schon bestellt; wir wollen heute noch nach Darmstadt; und dann ist auch hier keine ordentliche Dinte. Kurz wartet nur bis ich zu Hause komme, da will ich euch die ordentlichsten Briefe schreiben. Lude, die an unaufhörlichen Zahnschmerzen leidet hat doch nun endlich aufge geben von hier aus nach Eschwege zu reisen um die Martin aufzusuchen und will bis Halle gehn und von dort nach Magdeburg ab. Sie ist außer sich daß Niemand von Hause an sie geschrieben hat. Jette will eben aus gehn um Mitbringesachen einzukaufen das ist ihr die ärgste Plage. – Wenn ich nichts von Müllers geschrieben habe so habe ich gewiß gedacht daß Elise an dich geschrieben hat. Sie kam uns den anderen Tag in Frank furt nach, haben die Rheinfahrt mit uns gemacht und sich in Nassau (wo Stein sein Gut hat) von uns getrennt, am Tage wo wir in Schwalbach ankamen. – Hier habe ich zum erstenmal seit drei Wochen wieder eine Zeitung gesehn und darin die Entdekung gemacht daß die Russen wieder abmarschirt sind was zu meiner großen Freude gereicht ist denn ich fände doch gern soviel Geld als möglich zu Hause weil ich nicht einmal weiß ob wir reichen werden und ob ich nicht noch in Halle oder Dessau Schulden machen muß.   Deine Briefe haben uns eben zur großen Erquikung und Freude gereicht und Jette die eine | bessere Kennerin ist als ich meint Du schriebest sehr hübsch. Nur hätten wir gewünscht etwas mehr von Rei mers und auch alles über Linchens Gesundheit zu finden.   Goethe ha ben wir in Wiesbaden nicht gesehn, er ging eben mit seinem Herzog nach Biberach aber Zelter war sehr frisch und freundlich hat uns durch dick und dünn denn es regnete fürchterlich nach dem Kursaal geführt und sagt ich sähe um 1000 Procent besser aus. Gott gebe daß es wahr ist, und daß die That dem Aussehn entspricht. Bis jezt befinde ich mich Gott sei Dank ganz wohl nur nicht völlig so frisch und jugendlich als nach dem Ma gnetisiren auf über den ursprünglichen Text geschriebenvor der schlesischen Reise. Doch seitdem habe ich ja auch schon 3 Jahr zeitliche Jugend wirklich verloren

Ich wollte ich könnte bestimt sagen wann wir ankämen aber man kann die Zufälle nicht berechnen. Ich denke den 14ten vielleicht einen Tag eher vielleicht einen später. – Hätte nur Pischon eifriger am Hause gearbeitet. Ueber den Saal ist es wol zeitig genug etwas zu beschließen wenn wir nach Hause kommen. Alles grüßt. Unsre Wünsche nach Hau se sind so stark daß Jette Gestern mich bereden wollte den Umweg nach Heidelberg aufzugeben und auf der vorigen Straße schleunigst wieder zurükzukehren.   Wir grüßen alles und Lolott möchte noch wenn sie nach Rügen schreibt die Kathen noch einmal bitten den zu kom men und ihr den muthmaßlichen Termin unserer Rükkunft bestimmen. Daß du so zu kurz gekommen bist soll dir bei der KaiserIllumination zu gute kommen.

Schleier

Zitierhinweis

4069: An Anne (Nanny) Schleiermacher. Frankfurt am Main, Freitag, 26.8.1814, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007745 (Stand: 26.7.2022)

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