Stralsund d. 25sten Jul 1813

Ich schreibe Ihnen heute nur in Eil, theuerster Freund, um Ihnen durch eine schnelle Gelegenheit einiges zu schicken. Meine beyden vorhergehen den Briefe werden Sie empfangen haben, nebst der Flugschrift über Dä nemark.

Ich wünsche, beyliegende Übersetzung der Anmerkungen über einen Artikel des Moniteur möge in Ihrem Correspondenten abgedruckt wer den, dieß wird Ihnen zugleich die Mühe ersparen, eine neue anfertigen zu lassen.

Zugleich schicke ich Ihnen ein Paar geistreiche Kritiken über franzö sische Bekanntmachungen. Sie sind von dem Marquis de la Maisonfort, der bey der Russischen Gesandtschaft in London angestellt ist, man braucht ihn aber nicht gerade zu nennen. Vielleicht finden Sie etwas dar über zu sagen oder Züge daraus anzuführen.

Endlich ist hier ein Exemplar einer kleinen Schrift von Frau von Staël über den Selbstmord, welches ich Ihnen aber nur zu einem bestimmten Zwecke schicke, und es also ja nicht aus den Händen zu geben bitte. Diese Schrift ist noch gar nicht in Deutschland bekannt – ich sehe aber, daß ein hiesiger Buchhändler im Begriff ist, eine Übersetzung herauszu geben; ich halte es | 71v daher für gerathen, das Original zugleich erscheinen zu lassen. Ohne besondere Aufträge von Frau von Stael welche in Eng land ist, bin ich hiezu vollkommen bevollmächtigt, und ich ersuche Sie in meinem Namen, das Recht einer Auflage von 1000 Exemplaren einem Berlinischen Buchhändler so vortheilhaft als Sie können zu verkaufen, sey es nun Reimer, Hitzig oder wer sonst dazu geneigt ist. Nur saubern und correcten Druck und einige Eleganz des Äußern mache ich zur Bedin gung. Die Schwedische Ausgabe ist in letzterer Hinsicht sehr schlecht, und wird dem Absatz keinen Abbruch thun. Der Stockholmer Buchhänd ler hat nur eine kleine Auflage gedrukt und gar nicht auf Versendung nach Deutschland gerechnet. Überdieß hat er die Erlaubniß, die Schrift für Schweden zu druken umsonst erhalten.

Ich hätte bey der jetzigen Reise des Kronprinzen das Vergnügen gehabt Sie zu sehen, wenn mich nicht traurige Geschäfte durch den plötzlichen und unglücklichen Tod meines jungen Freundes, des Baron von Staël ver anlaßt, hier zurückgehalten hätten.

Leben Sie tausendmal wohl

Ganz der Ihrige Schlegel

Zitierhinweis

3945: Von August Wilhelm Schlegel. Stralsund, Sonntag, 25.7.1813, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007637 (Stand: 26.7.2022)

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