Herrn / Profeßor D. Schleiermacher / Hochwürden / in / Berlin / Canonirstr. / N. 4. / Empfohlen [Bl. 88v]

Reinerz, den 30 Jun. 1813.

Den einliegenden Brief von Deiner Frau nebst einigen Zeilen an mich vom 19ten erhalte ich hier erst gestern, nachdem ich mir dachte, daß die Deinigen wohl schon wieder bei Dir angekommen sein mögten. Um nun, wie Ihr es beide wünscht, etwas von meiner Seite dabei zu thun, werde ich für Deine Frau und Kinder und für Nanny einen Paß von Wittgenstein, der in Waldenburg steht, besorgen und ihr zuschikken laßen und ihr zugleich schreiben, daß wenn sie etwa mit dem Reisegelde nicht reichen mögte, sie von dem dortigen Kaufmann Ernst Rausch einen Vorschuß von 100 rthr empfangen kann. Zu beiden Besorgungen findet sich eine gute Gelegenheit durch Madame Rausch, die morgen von hier nach Waldenberg zurückkgeht und durch Deinen Freund Hirt, mit dem ich darüber gesprochen habe und der dabei alle Bereitwilligkeit und Theilnahme für Dich beweist. Was die Rükkreise der Deinigen selbst betrift, so kann ich nicht rathen, daß solche durch die Französische Armee genommen wird, sondern muß Deiner lieben Frau rathen, nach Breslau zu gehen und von dort aus die jezt angeordnete Poststraße nach Berlin einzuschlagen. Ich wünsche nur, daß Euer gemeinschaftlicher Wunsch, wieder vereinigt zu sein, bald in Erfüllung gehen und glükklich gedeihen möge. Den etwanigen Vorschuß, den Deine Frau | 87v von Rausch nehmen wird, kanst Du von Berlin aus wohl mittelst Wechsel auf Schmiege in Breslau remittiren.

Der alte brave Scharnhorst ist von der großen Angelegenheit, die er so tätig befördert hat, geschieden und den 28ten in Prag in den Armen seines und unsres Freundes Röder, an einem Nervenfieber, als Folge seiner Wunde gestorben. – Niebuhr ist auf einige Tage hier und läßt Dich grüßen und so auch Hirt. Lebe recht wohl, liebster Schleiermacher wir grüßen Dich und Reimers und Arndt von ganzem Herzen. Laß doch ein mahl etwas von Dir vernehmen, darum bittet Dich dringend

Dein Freund Gaß.

Fabian Dohna ist in Cudowa und von seiner Wunde in kurzem hergestellt. Dein Brief an Röder, den Niebuhr mitgebracht hat, wird besorgt, denn jener kommt in wenigen [Tagen] hierher zurükk.

Zitierhinweis

3929: Von Joachim Christian Gaß. Reinerz, Mittwoch, 30.6.1813, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007502 (Stand: 26.7.2022)

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