Rostock der 18te Sept. 1808.

Wo soll ich Worte hernehmen, lieber Schleiermacher, Sie nach Würden zu – schelten?  Vgl. Brief 2733, 84 – 99. [Schließen] Nach Rostock zu kommen war Ihnen vielleicht nicht möglich, davon also kein Wort! Aber daß Sie mir nicht Nachricht von Ihrem Aufenthalt in Rügen gegeben haben, ob ich Sie gleich darum so angelegentlich gebeten hatte, wie soll ich das nennen? Unfreundlich in Worten hat wohl Mancher schon Sie kennenlernen, aber dieß ist beynahe Unfreundlichkeit in der That, von der ich noch kein Beyspiel von Ihnen hatte. Ich hatte so gewiß auf die erbetne Nachricht gerechnet, daß ich wie aus den Wolken gefallen war, als der Musicus  wohl der Komponist und Pianist Wilhlem Schneider [Schließen] Schneider , der mich hier besuchte, mir erzählte, Sie seyen wirklich in Rügen . Was das Aergste ist, so flößte bey dieser Erzählung Ihr Schweigen mir eine angenehme Hoffnung ein. Da er Dir gar nicht geschrieben hat, dachte ich, so macht er seine Rückreise gewiß über Rostock . Wie hab’ ich mich getäuscht! Seyn Sie froh, daß gewisse Dinge, die Sie leicht ahnden können, mich selbst jetzt so froh machen, sonst spräch’ ich anders zu Ihnen: Aber Rechenschaft forder ich dennoch.

Sagen Sie mir, lebt denn Schmalz gar nicht mehr, oder wie ist das? Noch soll ich die erste Zeile von ihm sehen. Sie sehen doch ihn und die Seinigen gewiß bisweilen; darum geben Sie mir doch einige Nachricht von ihm. Grüßen Sie sie auch von mir und sagen Sie ihm, daß ich recht unzufrieden sey mit ihm.

Ich würde heute noch nicht geschrieben haben an Sie, da eine Menge von Arbeiten mich preßt, wenn ich nicht  Vgl. Brief *2835. Die Übersetzung erschien nicht bei Reimer, Pries publizierte 1807 eine Übersetzung des 1. Gesanges von Miltons Werk in Rostock, eine Probe des Kommentars zum ersten Gesang 1810 („Probe eines neuen Commentars über Miltons verlorenes Paradies“) bei Stiller in Rostock und Leipzig und die vollständige Übersetzung ebendort 1813. [Schließen]eine Veranlassung dazu durch den hiesigen Professor Pries erhalten hätte, der Ihnen bekannt durch eine Probe seiner Uebersetzung von Miltons Verlornem Paradies seyn wird. Sie ist vollendet und er sucht einen Verleger. Er will sich an Reimer wenden. Ihm ist weniger um Gewinn als darum zu thun, daß er das Erzeugniß vervielfacht außer sich hingestellt sehe. Seine Bedingungen werden also sehr billig seyn. Von Ihnen wünscht er bloß, daß Sie Reimern Ihr Urtheil über den Werth der Arbeit geben, was Sie denn sehr leicht werden thun können .  Er ist übrigens ein wackrer Mann, den ich recht lieb habe. – An Reimers viele Grüße von mir. – Was macht  Anne (Nanny) Schleiermacher [Schließen] Nanny ? Sie ist doch noch bey Ihnen? Auch ihr tausend freundliche Grüße! Daß Ihr nicht hergekommen seyd!  Adieu Ihr

K.

Zitierhinweis

2838: Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Sonntag, 18. 9. 1808, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006667 (Stand: 26.7.2022)

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