Ob ich gleich, lieber Schleiermacher, bey meinem jetzigen mühseligen Amte, das mir nur durch die schöne Ueberzeugung, wie viel ein Rector Gutes wirken könne, erleichtert wird, so mit Geschäfften überladen bin, daß ich nicht weiß, wo ich die Zeit alle hernehmen soll, so eile ich doch,  Vgl. Brief 3545. [Schließen]Ihren Brief vom 2ten dieses, den ich erst heute erhalten habe, zu beantworten. Von meinem letzten Schreiben an die Section, worin ich diese ersuchte, mich meiner gegen sie eingegangnen Verbindlichkeit zu entlassen, muß nun zu Ihrer Kenntniß gekommen seyn. Wollte ich Ihnen vollständig auseinander setzen, wie ich zu diesem Schritte veranlaßt worden bin, so würde ich dazu weit mehr Zeit nöthig haben, als ich diesem Briefe widmen kann. Das soll daher künftig geschehen, und ich beschränke mich hier darauf, auch Ihnen zu sagen, daß ich recht an | 42vgelegentlich wünsche, daß man mir meine Bitte gewähre. Der Umstand, daß der  Friedrich Wilhelm der III. [Schließen] König die Wahl bestätigt hat, hindert dieß nicht, macht vielleicht nur nöthig, daß er, so wie erst jene, so nun auch die Gewährung meiner jetzigen Bitte genehmige, oder vielmehr die Section auctorisire, sie mir zu gewähren. Noch ist bis Ostern über ein Vierteljahr hin, viel über ein Vierteljahr, und da kann es so gar schwer nicht werden, einen Andern an meiner Stelle zu bekommen. Uebrigens kennen Sie, lieber Schleiermacher, meinen Wunsch, ich setze hinzu, meinen dringenden Wunsch. Das genügt. Glauben Sie ihn unterstützen zu dürfen, so werden Sie das thun auch ohne meine besondre Bitte.

 Vgl. Brief 3542. [Schließen] Was Münchow betrifft, so muß ich in meinem letzten Briefe mich anders ausgedrückt haben, als ich mich ausdrücken wollen. Es ist nur in der letzten Zeit, etwa  | 43 seit einem halben Jahre, daß er vorzüglich der Astronomie sich widmet, und eine besondre Veranlassung dazu ist wohl der Umstand, daß er in Weimar eine Gelegenheit hat, diese Wissenschaft zugleich practisch [zu betreiben] . Uebrigens hat er sich keineswegs auf dieß Feld der Mathematik vorzüglich beschränkt, wie denn überall auch nicht bloß auf Mathematik. Ihm ist jetzt eine ausserordentliche Professur der Mathematik mit 200 r in Jena angetragen worden. Ich werde ihm rathen, die Stelle anzunehmen. Er hat zwar große Vorliebe für Berlin. Allein beym Mangel alles Vermögens sich als Privatdocent nach Berlin zu verfügen, scheint mir eine sehr bedenkliche Sache, und die Annahme gedachter Professur für eine einstige Anstellung in Berlin eher günstig, als hinderlich. | 43v

 Vgl. Brief 3542. [Schließen] Ganz so arg – (sollten unterwegs unbefugte Hände diesen Brief öffnen, und unbefugte Augen ihn lesen, so werden diese ersucht, die nächsten Zeilen zu überschlagen) – ists mit unsrer letzten Verbrennung wohl nicht gewesen, wie mein Brief sagte. Die Schiffsladung hat allerdings den angegebnen Werth gehabt, man will aber wissen, daß schwerlich über die Hälfte verbrannt worden ist.

Doch ich muß abbrechen. Ich will wünschen, liebster Freund, daß Sie von Ihrem Uebel ganz geheilt sind, um so mehr, da ich aus früherer Erfahrung weiß, wie schmerzhaft und lästig es ist. Leben Sie wohl und grüßen Sie mir freundlich alle Ihrigen und was Sie sonst von meinen Freunden sprechen.

Konopak.

Rost. den 11ten Dec. 1810. Abgegangen den 12ten

Zitierhinweis

3547: Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Dienstag, 11. 12. 1810, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007376 (Stand: 26.7.2022)

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