Leipzig 30. Jul. 810.

 Vgl. Brief 3467.  [Schließen] Ich eile Ihr werthes Briefchen zu beantworten, das ich gestern erhalten. Ich thue es mit der traulichen Offenheit, die Sie schon von mir gewohnt sind. – So wie die Sachen stehen, ist meine Lage schwierig, ja peinlich. In Danzig, wohin mich doch kein inneres Verlangen zieht, ist Gewißheit: von Berlin, für das so vieles den Ausschlag giebt, hab ich nur Aussicht, und die binnen einer gewißen Zeit noch nicht einmal bestimmt. Ein solcher Zustand foltert mich, und ich habe mich für Berlin entschieden, um nur die Wendung meines Schicksals bestimmt zu wißen. Stünde ich allein auf der Welt, so bliebe es bei Danzig; und ich erwartete dort mit Geduld einen ruhmvolleren Ruf nach Berlin. Aber so, da die Klagen einer betagten Mutter und die leisen Wünsche einer feurig geliebten Braut meinen Weg durchkreuzen, und ich beiden so  | 7v gern und so weit willfahre, als möglich, da ferner hiezu alle die Reize kommen, welche mir das Leben bei Ihnen verspricht, und, wenn von inneren Bewegungsgründen die Rede ist, Berlin ganz natürlich die Oberhand über Danzig behält, so eile ich, Ihnen das Alles mitzutheilen, auf daß sich mein Schicksal baldigst entscheide. Es ist erfreulich, ja erhebend für mich, daß mein Loos so bedeutend mit in Ihren händen ruht, und wie sollte ich nicht die schönste Vorbedeutung daraus nehmen? –  Vgl. Brief 3470. [Schließen]Da Sie meinen Entschluß ohne Zweifel den übrigen Herren mittheilen werden, so habe ich ihn nochmals in einem ostensiblen Briefchen ausgedrückt. Ich will nicht bitten: entscheiden Sie günstig! sondern nur: entscheiden Sie bald. Denn die Ungeduld droht mich zu verzehren, zumal, da an diese Entscheidung eine ganze Kette von  | 8 Wünschen geknüpft ist, deren Erfüllung mit jener erst eintreten kann.

Auch melde ich Ihnen noch, daß das 1ste Stück des historischen Archivs, einer zwanglosen Zeitschrift für historische Kunst und  lies: historischen Kritik [Schließen]historischenKritik, welche ich mit dem Professor Köthe zu Jena herausgebe, und zu welcher Heeren,  wohl Gottlieb Jakob Planck  [Schließen] Plank , Vogt, Wilken, u.a.m. ihren Beistand zugesagt , in ein paar Wochen erscheinen wird.

Von ganzem Herzen Ihr Dippold

Zitierhinweis

3471: Von Hans Karl Dippold. Leipzig, Montag, 30. 7. 1810, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007300 (Stand: 26.7.2022)

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