Sm. Hochwürden / dHerrn Professor / Schleiermacher / in Berlin. [Autorfußnote Bl. 25v]

Stolpe d 31 Jan. 1810.

Würdigster Freund!

 Vgl. Brief 3389 und Brief 3364. [Schließen]Ihre freundschafdliche Teilnahme an dem mir betroffenen Unfall in Rußland hat mir sehr viel Vergnügen gemachet. Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen schon in meinem vorigen Briefe gesaget habe, daß ich die beiden Schiffe in Liebau gegen eine Caution von 22000 R PreußischCourant Auf freyen Fuß bekommen habe.   Diese Caution ist nun der Hauptgegenstand von welchem ich fürchte, daß das Rußische Ministerium sie bald fordern wird. Bereits vor 14 Tagen habe ich eine Supplique beim Minister von der Goltz eingeben laßen, und um die Verwendung unseres Ministeriums durch unsern Gesandten in St. Petersburg gebeten. Leider aber weiß ich aus Erfahrung, wie wenig diese Herren sich um die Angelegenheiten eintzelner Individuen bekümmern, und ich verspreche mir dahero auf diesem Wege kein sonderliches Resultat. Weshalb ich denn zu gleicher Zeit auch durch meine Freunde in St. Petersburg diese Angelegenheit zu betreiben, und durch jede Aufopferung die Caution aufzuheben, und die verdienten Frachtgelder fürs Saltz zu bewirken, dringendst empfohlen habe. Denn dieser letztere Gegenstand, nehmlich die Frachtgelder, ist von nicht geringerer Wichtigkeit, indem solche an 30 mille R betragen. Ob nun durch ein ansehnliches Opfer meine Wünsche gantz oder zum Teil werden erfüllt werden, muß ich  | 24v nun schon in Ruhe abwarten. Da Sie mein werter Freund sich so freundschaftlich hiebei interessiren, so werde ich Ihnen vom Verfolg Nachricht geben.

Der Heinrich Benjamin hat sich nun endlich auch empfohlen, und ist im  Skagerrak [Schließen] Schager Rak auf einer Dänischen Insel Lessoe genannt, gestrandet und zertrümmert. Glüklicher Weise bin ich zum Teil durch Assurantz gedekt, die schöne Ausfracht aber, welche ich schon verdient glaubte, ist verlohren. Dies Schif war übrigens mein ältestes, und über 20 Jahr alt. Dies sind Schiksahle welche zur See häufig vorfallen, und über welche man sich trösten muß.

 Vgl. Brief 3389 und Brief 3364. [Schließen] Daß Sie mein hochgeschätzter Freund sich meines Auftrages in Betref eines recht schöne Fortepianos freundschaftlich unterziehen, ist mir sehr angenehm, und da Ihr Freund der Herr von Winterfeld dem ich mir unbekannter weise bestens zu empfehlen bitte, anräth, eines im Flügelformat zu wählen, und 40 Friedrich d’ors daran zu verwenden, so habe ich auch nichts darwider, und ich ersuche Sie hierdurch, mit Zuziehung Ihres Freundes eines zu wählen, und es mir wohl und sorgfältig verpakt, und emballirt, durch die erstere auf hier abgehende Frachtfuhr Gelegenheit zu übersenden. Meinen Freunden  | 25 den Herren H. F. Fetschow & Sohn gebe ich heute auf, an Sie auf Verlangen 40 Friedrich d’ors, weniger, oder mehr, auszuzahlen.

Das Institut des hiesigen CadettenCorps hat dieser Tage einen großen Verlust durch das Absterben des Chefs, Major von Bonin erlitten, es war ein sehr braver würdiger Mann, der sich besonders in der verlebten unglüklichen Zeitperiode gantz für dieses Institut, um die gäntzliche Auflösung zu verhindern, aufgeopfert hat. Unser Freund Mettger hat an Ihm viel verlohren,

auch scheint es mit Freund Nogier zum Ende zu gehen, seit ¾ Jahren schon hat er Anfälle vom Schlage, und seit geraumer Zeit ist er gantz gedankenlos, so daß er jetzt nur blos noch vegetirt, und balde die große Reise antreten wird. So tritt einer  Textverlust durch Siegel [Schließen] nach dem andern vom Schauplatz ab, bis die Reihe auch an unser einen kommen wird.

Die Meinigen sämmtlich haben mir aufgetragen, Sie und Ihre Frau Gemahlin um Ihre fernere Freundschafd zu bitten, hertzlich dankt meine Frau für Ihr gütiges Andenken, und für Ihre wohlgemeinten Wünsche; der Himmel wird sie mir noch erhalten, indem sie sich jetzt wieder recht wohl befindet. Hertzlich grüße ich Sie, und bin immerwärend Ihr treu ergebenster Freund & Diener

Hering. | 25v

P.S. Bei dem Fortepiano werden doch auch die nötigen Utensilien als Stimmhammer, pulpet, &c. befindlich sein, auch würde ich um einen Bezug Saiten bitten. Fals alles jenes a parte bezahlt werden muß, laße es mir gerne gefallen. vale.

Zitierhinweis

3392: Von Christlieb Benjamin Hering. Stolp, Mittwoch, 31. 1. 1810, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007221 (Stand: 26.7.2022)

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