An Jettchen d 6t. Merz

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Ich möchte Dich gern schmükken an Deinem Fest süße Jette und Perlen sind der Schmukk den ich am meisten liebe. Freilich wünschte ich ich hätte Dir ächte schikken können denn ächt soll alles sein soviel möglich in unserem Leben. Glaube nur nicht daß Perlen Thränen bedeuten denn das gilt nur im Traum. Sie bedeuten das edelste was im Verborgenen eines stillen unscheinbaren Lebens bereitet wird.

Wann du auch die Zeilen und dies kleine Geschenk empfängst, gewiß bin ich in dem Augenblik mit meinem ganzen Herzen bei Dir denn den ganzen Tag werde ich das sein – und die Sehnsucht die mich nie verläßt wird nie stärker sein als an diesem Tage. Immer vereint in Dank und Freude soll er uns künftig finden.

Gott sei mit Dir mein theures Kind, meine süße Braut. Ich küsse Deine Stirn und deine holden Augen und segne dich und schließe dich dann mit den zärtlichsten Küssen in deine  über den ursprünglichen Text geschriebenmeine Arme. Und wenn Du in stillem dankbarem Sinnen über unsere Führungen hingehst an diesem Tage so sei das Bild Deines Ernsts Dir immer gegenwärtig, und denke daß er seinen schönsten Festtag feiert, und noch dazu ist Montag, der Tag an dem Du das beglükkende Wort zu ihm aussprachest. Jette daß ich Dich habe! daß nun ein herrliches Leben angehn wird, daß ich alle Deine Tage suchen werde zu verschönern und zu schmükken. Ich werde viel Gott danken und  | 34v loben an diesem heiligen Tage! ich möchte die tiefste innigste Rührung und die lauterste Freude allen denen verkündigen und mittheilen denen unser schönes Glükk am Herzen liegt.

Gott segne Dich[.] Genieße heute reiner und voller als je die Gegenwart mit den süßen  Kinder der Henriette von Willich aus erster Ehe [Schließen] Kindern und den lieben Freunden und dem Andenken an mich, und die unvergeßliche schöne Vergangenheit, und die hofnungsvolle Zukunft. Und sehne Dich auch alles mit mir zu theilen was Dein Herz bewegt – aber Du weißt ja daß ich es alles weiß und fühle, daß ich ganz in Dir bin und du ganz in mir.

Dein Ernst

Zitierhinweis

3101: An Henriette von Willich. Berlin, wohl Donnerstag, 23.2.1809, ediert von Simon Gerber und Sarah Schmidt. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006930 (Stand: 26.7.2022)

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