Sonntag d 18t. Decemb. 8

 Vgl. wohl Brief Charlotte von Kathens und Brief Schleiermachers an Karl von Kathen; Karl Ludwig Emanuel von Kathen war nach dem Tod von Ehrenfried von Willich Vormund der Kinder von Henriette von Willich aus erster Ehe . [Schließen]Liebste Freundin Sie haben gewünscht ich möchte nicht länger aufschieben an unsern lieben Kathen zu schreiben und ich habe es gethan; aber was ich ihm als Vormunde sagen kann ist noch immer nicht hin nicht her und er ist sehr gut wenn er sich damit zufrieden stellt. Ich weiß wol daß ich Vertrauen haben kann zu mir und meinem Schiksal und bin meiner Sache auch äußerlich sehr sicher aber wenn es auch Andre sein sollen und Männer die gewohnt sind in solchen Sachen ganz klar zu sehn: so gehört ein gutes Vertrauen dazu. Desto besser wenn sie es haben das wird mich nur in dem meinigen noch mehr bestärken.

Wie mag es nun nur mit Ihrer Gesundheit stehn beste Lotte?   Henriette Charlotte Sophie von Willich , vgl. Brief . [Schließen] Jettchen meint zwar Sie wohl gefunden zu haben, aber eben weil Sie mir sagten Sie litten mehr als jemand ahndete traue ich doch nicht recht, ob Sie nicht wohl aussehn und doch leiden können. Zumal fürchte ich daß die heftige Kälte die gewiß bei Ihnen noch bedeutend strenger ist Sie angreift zumal Götemiz nicht auf das allervortreflichste dagegen geschüzt ist. Auch wegen unserer Freundin Herz bin ich besorgt wie ihre Brust diesen gewaltigen Winterstoß aushalten wird. Haltet Euch nur alle recht brav ihr lieben ich bin so glüklich daß ich auch nicht sollte durch Sorgen der Freundschaft gestört werden in diesem großen Fest. Freilich ist das etwas viel verlangt denn das Glük denke ich soll nun nicht mehr von mir weichen. Aus andern Sorgen mache ich mir | 37v nichts wie nahe sie auch liegen mögen.   Vgl. Brief . [Schließen] Sie haben Sich gefreut über die Räumung des Landes,  Gemeint ist wohl Alexander von Dohna-Schlobitten, der seit November preußischer Innenminister war. [Schließen]vielleicht noch mehr als Sie hörten daß einer meiner liebsten Freunde an der Spize der Regierung steht. Allein ich traue dem allen nicht sonderlich. Unsere Regierung ist in einem sehr schwankenden Zustande und unsere Papiere sind im Fallen. Ich fürchte dies ist ein Zeichen daß die Goldinhaber absehn man werde die Zahlungstermine für die Contribution nicht abhalten können, und dann könnten wir nach Beschaffenheit der Umstände die Franzosen sehr bald wieder haben. Alles wird sich indeß gewiß zum Besten lenken.

Wenn Sie dies erhalten haben Sie das  Weihnachtsfest, Kinderbescherung [Schließen]Kinderfest schon gefeiert, wenn ich nur rechte Erzählungen davon bekomme um auch meine Freude daran zu haben. Es ist mir immer sehr lieb gewesen, und jezt hat es noch einen ganz neuen Reiz für mich. Aber vorzüglich denke ich mir Sie gern darin liebste Schwester. Wir werden wol bei Reimers sein und da auch Kinderfreude theilen. –  Schleiermacher ließ seiner Braut zu Weihnachten eine Zeichnung von sich über Charlotte von Kathen zukommen. [Schließen] Wenn nur die Zeichnung dort ähnlich erschienen ist und Jettchen Freude daran gehabt hat. Werde ich aber auch recht ehrlich erfahren wenn es nicht wäre.

Ich muß Ihnen in größter Eile mein Lebewohl sagen.

Schleier

Grüße an Ihr ganzes Haus.

Zitierhinweis

2994: An Charlotte von Kathen. Berlin, Sonntag, 18. 12. 1808, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006823 (Stand: 26.7.2022)

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