Str. am 12te Oct.

 Sachanmerkung:

Sollt ... eignes Herz.] 
Vgl. Brief 2844, 36 – 39 von Henriette von Willich.

in die] lies: [in die]
 [Schließen]
Sollt ich nicht zürnen mit Dir mein Freund daß Du es nicht warst der mir zuerst die Nachricht Deines Glükes verkündete? Mir, Deiner Freundin die [in die] Reihe mit allen den Deinen sich in den Schranken stellt und ruft „wer unter Euch wagt es ihn mehr zu lieben – zu achten – als ich“? Du hast nicht Recht gethan, und dies – ich gesteh’ Dirs – diese Kränkung der Freundschaft verzeih ich Dir nicht, Deine weitere Entfernung entschuldigt Dich nicht, thut es je etwas, so thut es nur allein mein eignes Herz.
 Ich weiß nicht welche wunderbare Blendung mich während Deinem Hierseyn umfangen hielt daß ich nicht sah – nicht hörte – es war wohl der eigne innere dumpfe Zustand meines Wesens der mich so blind machte. Kaum warst Du fort, so sah ich hell, und diese Verbindung ward der innigste sehnlichste Wunsch meines Herzens. Mein Schleiermacher und  Henriette von Willich [Schließen] Henriette , ich dachte und träumte nur dies, und eine stille Ahndung sagte mir – es wird so werden. Es ist geworden, Deine Henriette hat es mir gesagt, oder vielmehr es mir sagen lassen durch  Friederike Israel [Schließen] Friedrike . Schleiermacher  korr. v. Hg. aus: daßdas war nicht recht, denn Du bist meinem Herzen näher als Deine Henriette, so edel und herrlich sie auch ist. Ich habe ihr nun geschrieben, und zum erstenmal sie mit dem schwesterlichen Du gegrüßt. Sie gehört jetzt Dir – Du bist mein Bruder – und fortan wird sie mir Schwester seyn. Sehr lieb – sehr theuer ist sie mir und wird es nun noch immer mehr werden.

Gottes Segen geleite Euch ihr edlen trefflichen Menschen – Eures Glückes bin ich gewiß. Ich erinnre Dich an allen Deinen Versprechungen die Du (und dies vergeb’ ich Dir gerne) über wichtigere Dinge wohl leicht vergessen haben kannst. Die Lieder von Righini und Ambrosch , andre von Luise Reichard , und einige französische Romancen.  korr. v. Hg. aus: WaßWas du mir sonst noch versprochen ein Geschenk Deiner Freundschaft, daran wird Dich das meine mahnen welches Du schon hast. Ich werde von der Boje auch einiges erhalten, du könntest also wohl Deinen Beitrag an sie geben und ich beydes mit einer Sendung erhalten, es soll Dir auch dafür erlaubt seyn ein Briefchen an Deine Jette beyzulegen. Mit unsrer musikalischen Gesellschaft geht es sehr gut, wir haben schon manches neue Mittglied  korr. v. Hg. aus: daßdas uns Freude macht, und werben wo wir nur können. Wenn du erst zur Ruhe bist so werden wir Dich wohl auch mehr in Bewegung für unser bestes bringen, nur würden die Worte doch nur im Winde geredet seyn. Mein letzter Geburtstag ist am 26t. Sept. von meinem guten lieben Oncle in Barth sehr brillant, oder  korr. v. Hg. aus: waßwas mehr ist, sehr froh, gefeyert. Alles  korr. v. Hg. aus: waßwas ich hier liebes habe war mit mir, Cumerow [,] Friedrike ,  Es handelt sich wahrscheinlich um den gemeinsamen Bekannten und „Bundesbruder“ Leopold, den Charlotte Cummerow in Brief 2759, 11 – 20, Brief 2772, 46 – 49, Brief 2868, 38 – 40 erwähnt. Möglicherweise ist er mit Leopold von Lützow zu identifizieren, ein Briefpartner Schleiermachers. [Schließen]Leopold, und die Breit. war von Rekentin auch dorthin gekommen, wir haben 3 Nächte durchgetanzt.

Nun Tausend Lebewohl, und alle Liebesgötter mir Dir.

Deine Lotte.

Hätt’ ich doch bald eine Bitte vergessen die mir schon lange aufs Herz liegt. Lieber Schleiermacher schenk mir doch ein Exemplar Deiner  Friedrich Schleiermacher: „Predigten. Zweite Sammlung“ (1808) [Schließen] Predigten , willst Du?

Zitierhinweis

2868: Von Charlotte Cummerow. Stralsund, Mittwoch, 12. 10. 1808, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006697 (Stand: 26.7.2022)

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