Halle den 10t 8ber 8.

Für diesesmal ist uns nun die Hoffnung, Sie und meine liebe   Anne (Nanny) Schleiermacher  [Schließen] Nanny , zu sehen, verschwunden; entschädigen Sie uns, inso weit Entschädigung dafür möglich ist, nun durch recht umständliche Erzählungen von Sich und allen was Sie und uns interessiert. Wie gern wir recht vieles und sicheres aus Königsberg hören möchten, können Sie Sich wohl denken, bester Schleiermacher, also bitten wir Sie alle, ja nicht Ihren hallischen Freunden zu viel Stillschweigen über diese Gegenstände aufzulegen, wie behutsam wir dann damit umgehen werden, brauche ich Ihnen nicht erst zu versichern. Nanny schreibt mir heute, daß Sie voll schöner Hoffnungen zurückgekehrt sind, herzlich wünsche ich daß sie bald erfüllt werden mögen. Wie gern ich zu der Zeit in Berlin seyn möchte, wo es wieder anfangen wird preußisch zu seyn, kann ich nicht beschreiben, vielleicht geschieht beydes früher als man denkt. Müffling haben Sie vielleicht öfter gesehen, seine Briefe sind | 3v nicht heiter, ist er sonst unverändert? Jetzt, da mir Steffens näher sind, sehen wir sie öfter als sonst, und sehr gern, es giebt zuweilen rechte Kinderfeste bey uns, doch ist Emma als die jüngste noch die scheueste und ruhigste. Sehr wohl und niedlich ist sie jetzt, das lebendige Ebenbild von Müffling; wie die Leute sagen.  vielleicht Anna Cäcilia, die jüngste Tochter von Henrich Steffens [Schließen] Anni(?) ist ein himmlisches Kind, man muß immer froh in ihrer Gegenwart werden. Jetzt haben wir Mine Wolf hier, die viel zu erzählen weiß, trotz dem daß sie hier recht unangenehme Geschäfte hat, ist sie immer von der herrlichsten Laune.  Wahrscheinlich spielt sie darauf an, dass Schleiermacher Blanc auf eine bereits bestehende Bindung Caroline Wucherers hingeweisen hat, vgl. Brief. [Schließen] Durch Nanny weiß ich auch daß Sie mir in dieser Zeit einen recht wichtigen Dienst geleistet haben, wie viel er mir werth ist, wissen Sie ja selbst am besten, meinen innigsten Dank dafür, möchte ich doch auf immer aus einer recht großen Verlegenheit und zugleich Sorge gerissen seyn. Dieses bitte ich Sie aber in Ihren Briefen immer mit Stillschweigen zu übergehen. Leben Sie recht wohl, und gedenken Sie Ihrer hallischen Freunde.

K.W.

Zitierhinweis

2867: Von Caroline Wucherer. Halle, Montag, 10. 10. 1808, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006696 (Stand: 26.7.2022)

Download

Dieses Dokument als TEI-XML herunterladen.