den 18t. Sontags.

N.7

 Vgl. Brief 2828, 95 – 108.  [Schließen] Mich dünket ich darf keinen Posttag übergehn lassen nun da Du von der Krankheit unserer Kinder gehört hast ohne Dir Nachricht von ihnen zu geben. Sie bessern sich beide, sind aber doch noch weit davon entfernt recht frisch und wohl zu sein. Ja lieber Ernst ich nehme die Kinder wircklich sehr in Acht und halte genau auf regelmäßige Diät wozu das freilich auch gehört daß ich sie gerne starck machen will, aber vor eigentlichen Erkältungen vor schädlichen Speisen u.d.g. hütte ich sie auf das sorgfältigste. Ich kann es nicht begreifen daß sie so viel kranken und es ist mir gar zu unangenehm. Unser Friedchen ist so blaß und abgefallen und so mißlaunisch daß es recht ein Jammer ist, doch ist er schon viel besser als er war.  Vgl. Brief 2818, 72 – 76. [Schließen] Mein Ernst ich habe mich recht über mich geärgert daß ich letzthin so einfältig geschrieben, ja wohl unsere Kinder mein theurer Ernst!

 Vgl. Brief 2818. [Schließen]Ich danke Dir so herzlich für deinen Brief vom 5ten Semptember den ich gestern erhielt. Ach wüßtest du welche Freude deine Briefe mir immer machen wie ich bei jedem lieben Worte verweile – deine Liebe so fühle sie mich so bewegen kann als wenn Du wircklich bei mir wärst in traulicher Nähe. Mein süßer süßer Ernst mit welcher Liebe umfaße ich Dich und wie ist mir zu Muthe wenn ich denke wenn ich es fühle daß du mich wircklich liebst. Ich zweifelte ja nie daran | 29v und doch ist mir als wenn ich es jezt immer gewißer würde.

Wie es kommen mag daß mir bei jedem Briefe den ich Dir schreibe immer noch herzlicher ist und als wenn ich Dir noch immer etwas neues liebes sagen möchte, da ich doch nichts weiß denn ich bin ja schon so ganz Dein daß nichts mehr hinzu kann. Und ich fühle wenn wir uns wiedersehen werde ich noch viel freier und unbefangener mich Dir mittheilen können als wie da Du hier warst. Das ist doch herrlich daß auch in der Entfernung alle schönen Wirkungen der Liebe so ungestört fortgehen –

Lieber Ernst wie sind mir doch alle Ideale die in jugendlicher Schwärmerei sich in mir bildeten erfüllt und noch mehr als sie. Wie oft habe ich gedacht sollte es denn nicht wircklich ein so schönes Leben geben können als es mir vorschwebte – Jezt weiß ich es es giebt ein solches. Sehr sehr schön war schon mein Leben mit den theuren Ehrenfried reicher wird noch das mit dir – Dir darf ich das sagen denn Du weißt wie ich an dem Unvergeßlichen gehangen, und immer hangen werde.

[Henriette Herz:]  Gemeint ist Sonntag der 18. September. [Schließen]Sontag Abend den 17t.

Ich komme so eben von Poseriz und habe diesen halben Brief von  Henriette von Willich [Schließen]Jette mit genommen für dich. Der kleine Ehrenfried sieht sehr elend aus und ich habe Jetten gerathen ihn dem Arzte zu zeigen der ihm Arznei schikt ohne ihn nur Ein mal gesehen zu haben und er ist schon so | 30 lange krank. Henriette hat bloß Schnupfen und Husten wie die hiesigen  Kinder der Charlotte von Kathen [Schließen] Kinder .

Jette hat es nun ziemlich all ihren Verwandten gesagt bis auf Kathen dem sie es auch sagen will, wenn sie ihn sieht – Es ist beßer so mein Ernst es wußten es schon zu viele als daß es nicht alle wißen sollten.

Sage mir doch ob  Nanny Schleiermacher [Schließen] N. etwas weiß – sie hat im lezten Briefe an Jetten wie eine mitwißende nicht wie eine bloß ahnende geschrieben.

Lebe wohl mein süßer, theuerer Freund. Ist den Leuten die Predigt auch so schlecht vorgekommen wie dir selbst? Sind die alten  Friedrich Alexander Graf und Caroline Gräfin zu Dohna-Schlobitten  [Schließen] Dohnas in Königsberg ?

Zitierhinweis

2840: Von Henriette von Willich und Henriette Herz. Poseritz und Götemitz, Sonntag, 18. 9. 1808, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006669 (Stand: 26.7.2022)

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