B. den 5n Septbr. 8

 Vgl. Brief 2810. [Schließen]Dein Brief hat uns allen nicht geringe Freude erregt, lieber Freund, besonders der guten Nachrichten wegen die du von dem Wohlseyn und dem Wohlverhalten der dortigen Freunde ertheilst. Den Unsrigen geht es sämmtlich auch wohl, und ihre Lage und ökonomischen Verhältnisse bessern sich bei fortgesetzter klüglicher und wohlüberlegter Speculation täglich, dergestalt daß einer unter ihnen nächstens das seinem Rittergute zunächst gelegene Schloß zu erstehen gedenkt. Ueber dieses Geschäft, so wie über andere Details in unsern Verhältnissen kann Dich der Ueberbringer dieses näher unterrichten, da er genau um alles weiß. –  Sachanmerkung:

Die ... werden müssen.] 
Anspielung auf Napoleons zunehmende Schwierigkeiten in Spanien , die Erhebung des Volkes und die Hoffnung, dass der Widerstand auch in Deutschland zunehmend an Form und Umfang gewinnt.

Die ... Brief erhalten,] Vgl. Brief.
 [Schließen]
Die Nachrichten von dem veränderten Wirthschaftssystem auf dem großen Schulzengute hatten wir hier bereits früher wie durch Deinen Brief erhalten, und sind sämmtlich der Meinung daß die ergriffenen Maaßregeln den besten Erfolg zeigen werden, wenn man nur unablässig darin beharrt; die Auslagen sind freilich anfangs ungeheuer und anscheinend unerschwinglich, allein bei der vortreflichen Bearbeitung des Bodens werden sich dort bald Feldfrüchte erzeugen, die alles übertreffen, und als Saatkorn vielleicht durch ganz Deutschland gesucht werden müssen.

Persönlich geht es mir auch ganz wohl, und ich theile mich gleich dir unter Arbeit und Erholung. Auf meinen Spaziergängen besuche ich sehr häufig, die von uns gemeinschaftlich mehrmals besuchte und so hochgerühmte Gegend. Mein besonderes Wohlgefallen an ihr veranlaßte mich auch kürzlich unsern Freund Schulz, auf dessen gesundes Urtheil und trefliche Einsichten wir beide gleich viel halten, um seine Begleitung dahin zu ersuchen, und er schien sich um so williger dazu zu finden, da er schon viel Rühmens von einem andern davon hatte machen hören. Der erste Eindruck den die schöne, Landschaft auf ihn machte, war, wie ich es erwarten durfte, allein bald fing er an auf eine kleinliche Weise ins Detail zu gehen, und zu anatomiren, so daß ich mich vor Verdruß nicht zu lassen wußte, und lebhaft an  Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe „Kenner und Enthusiast“, in: „Musen-Almanach für 1776“, S. 73 f. (Werke 1,2, S. 187 f.).  [Schließen]Göthe’s Kenner und Enthusiasten erinnert wurde. Die ganze schöne Landschaft, wie sie Gott herrlich geschaffen hatte, war ihm nicht gut genug, und er hätte sie lieber selbst gemacht, nach eignem Gefallen. Indeß schien er doch eigentlich nur in übler Stimmung gewesen zu seyn, denn ich habe nun vorgestern einen Brief von ihm erhalten, worin er mir schreibt daß er bei seiner letzten Reise auf der Durchfahrt sich doch sehr wieder mit der Gegend ausgesöhnt habe, und sehnlich wünsche nach Deiner Rückkunft in unser beider Begleitung noch einmal dahin zu kommen, um vielleicht durch Deine Beihülfe den besten Standpunkt aufzufinden. Unsre Freunde sind indeß s Textverlust durch Fleck [Schließen] [ehr] ungehalten auf ihn, und wollen es kaum mehr zugeben, daß wir nur den Versuch noch mit ihm machen, da sie ihn fast für unwerth achten sich  oder: von [Schließen]an den Schönheiten der Natur zu erfreuen. | 159v

den 6n

So weit hatte ich gestern Abend geschrieben, und glaubte heute noch Zeit zu gewinnen um weiter zu schreiben, allein Störungen aller Art sind mir in den Weg getreten, so daß ich nichts mehr hinzufügen kann; erhebliches wäre es ohne dem nicht; wenigstens doch nichts was nicht der Ueberbringer besser und gründlicher mündlich ausrichten könnte.

Wir grüßen Dich sämmtlich, d.h. alles was zur Familie gehört und also auch  Anne (Nanny) Schleiermacher [Schließen] Nanni und erwünschen Deine baldige und glückliche Rückkehr

G. R.

 Wahrscheinlich bezieht sich Reimer hier auf die Schwierigkeit, die Schablone anzusetzen, mithilfe deren der Brief 2810 Schleiermachers zu lesen war. [Schließen]Das Musterhafte Deines Briefes hat keinem von uns einleuchten wollen wenigstens litt er an den Folgen der Unmäßigkeit.

Zitierhinweis

2819: Von Georg Andreas Reimer. Berlin, Montag, 5.9. bis Dienstag, 6. 9. 1808 , ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006648 (Stand: 26.7.2022)

Download

Dieses Dokument als TEI-XML herunterladen.