Herrn / Professor Schleiermacher [Autorfußnote Bl. 17v]

Dresden den 9ten Juni 1808

 Vgl. Brief 2726, 71 – 75. [Schließen] Reimer, mit dem ich einige frohe Stunden in Leipzig zubrachte wird Dir hinreichend von mir erzählt haben, lieber Freund. Unstreitig hat er Dir auch 2 Exemplare  Friedrich Schlegel: „Über die Sprache und Weisheit der Indier“ (1808), vgl. KFSA VIII, S. 105-433.  [Schließen]meines Werkes über die Indier mitgebracht  Vom Hg. korrigiert. haben ; das eine auf Velin ist für Dich, das andre auf Schreibpapier bitte ich dich unverzüglich an Simon Veit in meinem Nahmen zu übergeben. – Hast Du Gelegenheit dazu so danke doch auch F.A. Wolfen  Das übersandte Heft des von Friedrich August Wolf herausgegebenen „Museum der Alterthums-Wissenschaft“ war wahrscheinlich das Eröffnungsheft von 1807; Johann Gottlieb Fichte: „Reden an die deutsche Nation“ (1808).  [Schließen] für das übersandte Heft der Alterthumswissenschaft und Fichten für seine Reden an die Deutsche Nation. Beide werden ihr Exemplar meines Werkes hoffentlich direct von der Buchhandlung erhalten haben. – Du hast mein Werk nun wahrscheinlich schon gelesen, besonders das 2te Buch empfehle ich Deinem aufmerksamen Nachdenken. Kannst Du dazu beitragen, daß es in dem Museum der AlterthumsWissenschaft recht bald angezeigt wird, so bitte ich sehr darum. Ich wünschte sehr daß auch Wolf sich dafür interessirte.  Friedrich Schleiermacher: „Gelegentliche Gedanken über Universitäten in deutschem Sinn“ (1808, KGA I/6, S. 15-85) [Schließen] Deine Schrift über die Universitäten  korr. v. Hg. aus: laßlas ich mit vielem Interesse; freilich aber sind | 16v Deine Ideen nicht auf alle Deutschen Länder gleich anwendbar. – Raumers Bekanntschaft habe ich hier gemacht; wenn zu seinen mannigfaltigsten Kentnissen auch noch eine ernste Gesinnung hinzukäme, so liesse sich viel von ihm erwarten.

Meine Frau ist noch in Kölln, ich hoffe aber bald wird sie hier sein.  Wilhelm August Schlegel und Germaine von Staël  [Schließen] Wilhelm und die Stael sind vor wenigen Tagen von hier nach Weimar abgegangen. Ich gehe nach Wien, um dort an der Bibliothek wo mich Hormayr viel hoffen läßt, Beide Pläne, ein Drama über den Kaiser Karl den V. und Vorlesungen zur Geschichte, reichen in Schlegels Kölner Zeit zurück. In Wien angekommen, nahm er beide Pläne wieder auf und vereinigte sie schließlich zu einem, indem die 1811 bei Perthes unter dem Titel „Über die neuere deutsche Geschichte“ herausgegebene Vorlesung sich auch der Figur Karls V. ausführlich widmete, vgl. KFSA VII, S. LXXVIII-XCIII.  [Schließen] meinen Karl den Vten zu vollenden, und die alten Plane für Deutsche Geschichte endlich mehr zur Reife zu bringen.

 Friedrich Schlegel trat am 16. April 1808 zusammen mit seiner Frau zum Katholizismus über, was zunächst in der „Kölner Volkszeitung“, dann im „Hamburger Korrespondent“ öffentlich wurde und im intellektuellen Deutschland die Runde machte, vgl. KFSA VIII, S. CXVII-CXXX. [Schließen]Was Du in den Zeitungen über mich gelesen haben wirst, ist sehr zur Unzeit öffentlich geworden. Zur Unzeit schon an und für sich, noch mehr wegen des Irrthums der Angaben, und selbst in äußrer Rücksicht. Doch was das betrift, so bin ich nun schon so lange | 17 gewohnt, von meinen edlen Landsmän[nern ver]kannt und gemißhandelt zu werden, daß ich mich endlich wohl drein ergeben kann. Nur werde ich dadurch vielleicht eher als gut und mir lieb ist, zur Ausstellung meiner Philosophie und meiner theologischen Ansichten fortgetrieben und genöthigt werden, da die nächsten 10 Jahre wenigstens noch ganz der Geschichte und Poesie angehören sollten. Doch das muß nun seinen Gang gehen. – Wann eher wirst Du endlich einmal die Philosophie und höhere Spekulation den frevelhaften Händen entreißen, von denen sie jetzt gemißhandelt werden?

 Friedrich Schlegels Rezension zu Fichte widmete sich drei Werken: „Über das Wesen des Gelehrten und seine Erscheinungen im Gebiete der Freiheit“ (1806), „Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters“ (1806) und „Die Anweisung zum seligen Leben, oder auch die Religionslehre“ (1806), erschienen in: „Heidelbergische Jahrbücher der Literatur“ 1. Jg., 1. Abt. (1808), S. 129-159, vgl. auch Friedrich Schlegel, KFSA VIII, S. 63-85.  [Schließen] Meine Recension der Fichteschen Schrift im 6ten Heft der Heidelberger Jahrbücher wirst Du gelesen haben ; sonst empfehle ich sie Dir. Mich soll wundern auf welche Weise er wohl unzufrieden damit sein wird; denn zufrieden ist er freil[ich] wohl auch mit mir nicht, da er es mit Niemandem ist. – Lebe recht wohl und empfiehl mich allen die sich meiner im Guten erinnern

Der Deinige Friedrich Schlegel

Zitierhinweis

2734: Von Friedrich Schlegel. Dresden, Donnerstag, 9. 6. 1808 , ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006563 (Stand: 26.7.2022)

Download

Dieses Dokument als TEI-XML herunterladen.