Hrn / Professor Schleiermacher / Berlin / Realschulbuchhandlung [Autorfußnote Bl. 24]

Giebichenstein d. 18 Merz. 1808.

Lieber Schleiermacher! Ich eile Dir zu melden, dass ich hier bin. Wir sind alle gesund angekommen, und haben es in Halle nicht so schlimm gefunden. Zwar wenige Hofnungen, aber doch einen ruhigen Sommer werde ich finden. Meine Gläubiger sind an meinem Gehalte gewiesen, und eine kleine Summe, die ich mitgebracht habe sichert mich für die erste Zeit.

Dass ich kaum werde lesen können, wer bedauert es mehr wie ich – Aber wo sollte ich lesen? In Berlin – dass wagtest du selbst nicht zu versprechen. Ich werde ruhig arbeiten. Willst Gott soll vieles fertig werden. Es scheint, als wenn du noch die Nothwendigkeit meines Entschlusses nicht einsiehst. Zum Glück kömmt Reimers her, und durch ihm sollst du alles erfahren. Lieber Freund! nicht äußerlich bloss war mein Entschluss – Ich habe sie genau erwogen, ich habe alle Möglichkeiten sorgfæltig untersucht, ich habe mich selbst geprüft. Wissenschaftliche Ruhe war das erste, wichtigste, was ich suchen musste, wenn ich nicht einen Verlust erleiden wollte, der ærger wære als alle übrige – Was du aber auch glauben magst – Lieber Freund! verkenne mich nicht. Deiner bedarf ich, und innerlicher bin ich mit keinem verbündet als mit dir.

In ein paar Tage werde ich anfangen zu arbeiten. Jezt bin ich noch in grosser Zerstreuung und manches will geordnet sein. Adieu lieber Schleiermacher!

Dein H Steffens

Zitierhinweis

2664: Von Henrich Steffens. Giebichenstein, Freitag, 18. 3. 1808, ediert von Simon Gerber und Sarah Schmidt. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006493 (Stand: 26.7.2022)

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