den 16ten

Schelten Sie nicht lieber Schleier;  korr. v. Hg. aus: dasdaß ich schon wieder schreibe, es gilt heute unserer lieben Nanny; ich war bey aller Freude, die es mir machte, das liebe Mädchen so bald wiedersehen zu sollen, recht böse,  korr. v. Hg. aus: dasdaß Sie bey Gass, und nicht bey mir wohnen solte, nun hat die Schultz Sie bey mir angemeldet, und ich wolte Ihnen nur gleich sagen,  korr. v. Hg. aus: dasdaß ich mir die Freude meine alte liebe Nanny hier zu haben, nicht nehmen lasse, und Sie nun erwarte; Gass hatte auch allerley Bedenklichkeiten, da Sie den 24sten auf's Land zu reisen denken, und ich sagte Ihm gleich  korr. v. Hg. aus: dasdaß ich Sie Ihm nicht liese. Nun kom nur beste Nanny, wenn Du schon auf dem Wege bist, es soll ja Alles flüchten aus Berlin, wie wir hier glauben ohne Grund, werdet Ihr dort bleiben?

Von Steffens habe ich fortwährend die besten Nachrichten, noch Heute hatte ich einen Brief vom 13ten. Die Schlacht hat Er mitgemacht, und Gott hat Ihn wunderbar beschützt! Er sah einer zweiten Schlacht entgegen, möge Sie glücklich sein! | 53v

Wir sind fast täglich mit Schultzens zusammen, und Ihr sanfter immer heiterer Umgang tuht mir jetz doppelt wohl, es ist eine sehr liebe Frau – hat nicht Ihre Frau eine Wesensähnlichkeit mit Ihr, bester Schleier? – Um meinen Fehler im vorigen Briefe wieder gut zu machen, sage ich Ihnen,  korr. v. Hg. aus: dasdaß Vater noch immer leidend ist an seinem alten Uebel, und will beynah vor Verlangen nach seinem lieben Garten vergehn; Mutter ist sehr wohl, und Sophie auch fast ganz genesen von der bösen Gicht. –

Ihr Brief lieber guter treuer Freund hat mich sehr glüklich gemacht, ich hatte so lange die lieben SchriftZüge nicht gesehn,  korr. v. Hg. aus: dasdaß ich mich nicht sat daran sehen und lesen konte. Wie lieblich ich mir Ihre Kinder denke! die älteste soll Ihnen ganz ähnlich sein. Für die Nachricht von unserm Marwitz danke ich auch sehr, wenn Sie wieder von Ihm hören, so theilen Sie es mir mit ich bitte sehr darum, und wenn Sie Ihm schreiben so grüßen Sie Ihn von ganzer Seele | 54 in meinem Nahmen,  korr. v. Hg. aus: dasdaß Er mir schreiben soll kann ich nicht verlangen; ich war so traurich beym Abschied  korr. v. Hg. aus: dasdaß ich vergaß Ihn darum zu bitten. –

Hier ist mann in großer Sorge  korr. v. Hg. aus: dasdaß die Franzosen in Dresden sind, die Sachen stehen aber nach allen Briefen, auch nach Steffens seinem sehr gut. Den preußischen Correspondenten lese ich mit großem Vergnügen, ich werde auch Rieke bereden Ihn mit mir zu halten, der Ton darin ist so schön, ohne Uebertreibung. – Von Arnim mögten wir gern wissen, ob Er denkt ruhig in Berlin zu bleiben?, was ich etwas schändlich finde ein junger, starker, tüchtiger, fauler, Edelmann! solte nicht sitzen bleiben. Wenn doch Pistor auch mit ginge. – Meine Schwestern sind vieleicht schon abgereist, und wer weis ist Nanny mit Ihnen. – Verzeihen Sie das Gekliere lieber Freund ich bin sehr eilig.

Ihre getreue Freundin H.

Indem ich den Brief sigeln will komt die Herz herein, wir sind erfreut Sie zu sehn wenn Sie nur auch keine liebe Henriette!

Zitierhinweis

3871: Von Johanna Steffens (auch an Anne (Nanny) Schleiermacher). Breslau, Sonntag, 16.5.1813, ediert von Simon Gerber und Sarah Schmidt. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0008775 (Stand: 26.7.2022)

Download

Dieses Dokument als TEI-XML herunterladen.