Berlin den 9ten November 1812.

S. d. U. zu 2345. An des Königlichen Staatskanzlers Herrn Freiherrn von Hardenberg Ex/cellenz

Der Provinz Kurmark fehlt es noch immer an einer Anstalt zur zwekmäßigen Bildung ihrer Landschullehrer indem das hieselbst in Verbindung mit der Realschule bestehende Landschullehrer-Seminarium dieser Bestimmung nicht entspricht, wie eine lange Erfahrung gelehrt hat und wie es auch in der Natur der Sache liegt. Dies Institut ist ursprünglich für einen weit beschränkteren Zweck berechnet und aus einem untergeordneten und etwas dürftigen Gesichtspunkte angelegt. Daher stehen einer genügenden Umbildung desselben eine Menge von Hindernissen entgegen und wenn diese auch überwunden und beseitigt werden könnten, so bliebe es doch bedenklich, einen bedeutenden Aufwand von Kräften aller Art an eine Anstalt zu wenden, die schon durch ihre Lage in der Residenz nicht geeignet ist zu Bildung von Männern, welche größtenteils in der Abgeschiedenheit des Landlebens ihren Beruf zu erfüllen bestimmt sind. Nach mancherlei Ueberlegungen, wo ein solches Seminarium mit dem besten Erfolg und mit den mindesten Kosten angelegt werden könnte, ist der | letzte Vorschlag der Kurmärkischen Regierungs Geistlichen und SchulDeputation, dasselbe zu Dom Havelberg zu errichten beifallswürdig gefunden worden, teils wegen anderer Vorzüge, welche der Ort in sich vereinigt, teils wegen der dort schon vorhandenen disponiblen Gebäude.

Die gedachte RegierungsDeputation hat das jährliche Bedürfniss dieser Anstalt auf 5000 r veranschlagt, welche Summe durch kleinere Beschränkungen der einzelnen Sätze nicht bedeutend, sondern nur dadurch einigermaßen würde vermindert werden können, wenn man die dem hiesigen Seminar angewiesenen Unterstützungen einzöge.

Bevor nun mit diesem Entwurf weiter vorgeschritten wird, frage ich bei Ew p. Excellenz zuvörderst ganz gehorsamst an, ob auf ein dem Zweck entsprechendes Gebäude und auf eine hinreichende Dotation aus den Fonds des säkularisirten Domstifts zu Havelberg zu seiner Zeit zu rechnen sein wird, wie nach den allgemeinen Erklärungen, welche des Königs Majestät über die Verwendung jener Fonds erlassen haben, zu hoffen steht.

Das Bedürfniss ist dringend, indem, wenn die Bildung besserer Volks | Lehrer nicht durch eine solche Anstalt gesichert wird, alle andern Bemühungen des mir anvertrauten Departements für den öffentlichen Unterricht im Fache des Landschulwesens für die Provinz Kurmark  Vom Hg. korrigiert.ohne Erfolg superwordStückwerk bleiben und sie hinter den vom Mittelpunkt der Regierung entfernteren zurück bleiben müßten, auch der löbliche Eifer, den die Provinzialbehörde dieserhalb bewiesen, und der sich in vielen rechtschaffenen Superintendenten und Geistlichen regt, wenn es keinen Mittelpunkt dieser Art giebt, sich nur in einzelnen nicht zusammen wirkenden Bestrebungen zersplittern und ohne irgend ein bedeutendes Resultät liefern, verrauchen würde.

Ew p. Excellenz geneigter Protektion daher diese wichtige Angelegenheit zu empfehlen habe ich für besondere Pflicht gehalten, und erwarte einen günstigen Vorbescheid, um die weiteren vorläufigen Schriftte einzuleiten.

Berlin d 9ten Novbr. 1812.

(Namens des Herrn DepartementsChefs Hochwohlgebohren) Schleiermacher 7t. Nov.

Zitierhinweis

3813: An Karl August Freiherr von Hardenberg (auch von der Sektion des öffentlichen Unterrichts). Berlin, Montag, 9.11.1812, ediert von Simon Gerber und Sarah Schmidt. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0008385 (Stand: 26.7.2022)

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