Hanau den 22ten August 1814.

Kaum hatte ich meinen Brief an Sie, innig geliebter Freund, abgesandt, als ich eine Beantwortung meines Schreibens von Staatsrath Süvern erhielt. Er scheint meinen ganz natürlichen Wunsch, der Preussischen Regierung und dem Preussischen Volke für die Zukunft anzugehören, gar sehr zu begünstigen und fordert deshalb von mir, daß ich mich officiell an den Minister des Innern, den Herrn von Schuckmann, wenden möge. Denn nur auf diese Weise wäre eine Erfüllung seines und meines Wunsches möglich. Allein dieser Vorschlag misfällt mir gänzlich; ich mag mich nicht anbieten, wie eine feile Waare; ich fühle in mir eine innere Abneigung; an den Herrn von Schuckmann, von dem ich nichts weiß, zu schreiben, um so mehr, da er vielleicht auch von mir nichts weiß. Deshalb mögte ich Sie um Ihren Rath bitten. Coblenz wird wahrscheinlich an Preussen fallen und unter dieser Bedingung wäre mir ein Wirkungskreis an jenem Orte höchst wünschenswerth. – Doch scheint mir jedes Schreiben an den Herrn von Schuckmann vor der Beendigung des Wiener Congresses vor eilig und unzweckmäßig. Hierüber wünschte ich Ihre Ansicht zu erfahren.

Wolf, der ungewöhnlich menschlich gegen mich war, reist morgen von hier nach Halberstadt.

Leben Sie wohl, und verzeihen Sie meiner scheinbaren Zudringlichkeit. Mit alter Treue und Anhänglichkeit

Ihr J. Schulze.

Zitierhinweis

4068: Von Johannes Schulze. Hanau, Montag, 22.8.1814, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007761 (Stand: 26.7.2022)

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