Herrn / Profeßor Schleiermacher / in / Berlin / Kanonirstraße No. 4 [Bl. 83v]

Breßlau den 26ten No.

Ich denke in 8 Tagen Reisen zu können, mit der Post daran ist aber nicht zu denken, denn der Artzt meint wenn meine Augen auch ganz gut wären und ich Reisete in einem Zugemachten Wagen, so müste ich mich gefaßt machen  korr. v. Hg. aus: dasdaß in Berlin die Augen wieder schlimmer würden. Ludchen darf in keinem Fall mit der Post, sie ist zu Elend um 4 Nächte aushalten zu können, auch geben es Gaßens nicht zu, wir werden also mit einem Fuhr mann kommen, die wohlfeilste art ist für jeden 17 Tahler, die theuerste 20, ohne Zehrung, wir wißen noch nicht wie es sich machen wird. Mit meinem Reisegeld würde ich auch auf die Theuerste art reichen, wenn der lange auffenthalt hir, und die Augen mich nicht mancherlei Kosteten, ich brauche mir nichts geben zu laßen denn Lude hatt Geld. Ueber 4 Wochen plage ich mich nun schon mit den Augen, und binn von Blutigeln und Spanischen Fliegen ganz Zerfetzt, nun lauge ich innerlich das scheint zu helfen. Gesehen habe ich keinen Menschen, denn ich binn nicht aus | 82v der Stube gekommen. Deinen GeburtsTag haben wir hir sehr Nidlich gefeiert, wir hoffen von euch zu hören wie es bei euch gewesen ist. Den 5ten oder 6ten werden wir wohl Reisen, doch schreibe ich noch bestimt. Lebt wohl, ich kann und darf nicht mehr schreiben auch nicht leßen. Mündlich wohl  korr. v. Hg. aus: mitmehr. Alle grüßen hir.

Nanny

Zitierhinweis

4196: Von Anne (Nanny) Schleiermacher. Breslau, Sonntag, 26.11.1815, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007747 (Stand: 26.7.2022)

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