Frankfurt Freitag d 29t. Jul

An Nanny

Es geht uns noch ganz gut; aber nicht ganz so wie wir dachten. Wir fanden Müllers in Gotha; ein lezter Brief von ihnen war nicht angekom men. Nun war guter Rath theuer weil wir nicht wieder zwei Tage in Gotha bleiben konnten. Endlich entschlossen sich Müllers mit uns oder vielmehr hinter uns drein weil sie es mit ihrem Einspänner unsre über den ursprünglichen Text geschriebenunsrer Ex trapost nicht gleichthun konnten nach Frankfurt zu reisen und wir sollten dann mit ihnen die Rheinreise bis Coblenz machen ehe wir nach Schwal bach gingen. Wir fuhren Sonntag noch bis Eisenach wo wir die Wartburg bestiegen und eben den Mühlenfels fanden der uns auch in Berlin einmal erschienen war. Montag schliefen wir in Fulda und Dienstag in Hanau (wo wir die Marheineke nicht ausfragen konnten weil wir ihren Geburts namen vergessen hatten, und wo ich leider nach dem Krametsvogel gar nicht fragte weil man mich in Weimar versichert hatte er sei in Mainz.) Mittwoch kamen wir Morgens vor Acht Uhr hier an. Eichhorn war ver reist Stein auch und Arndt fand ich erst gestern auf als er auch eben im Begriff war zu verreisen. Er grüßt Euch und Reimers alle herzlich. Das sind nun freilich üble Umstände indeß dämmert uns noch die Hofnung unsere Rheinreise in Eichhorns Gesell | schaft zu machen. Beide Abende haben wir bei der Varrentrappschen Familie (Buchhändler, Freund von Reimer) den ersten in einem Garten den zweiten auf einem Dorfe zuge bracht. Diesen Mittag sollen wir bei Franz Brentano essen; weiter weiß ich noch nichts von uns. Gestern Abend ist der König angekommen; aber von Prinz Friedrich in dessen Gefolge Carl Röder ist habe ich noch nichts gehört, auch nicht andere Bekannte auf dem Fremdenzettel gefunden.

Wahrscheinlich hattest du doch die Marwizischen Sachen der Gräfin Münster schon geschikt ehe Du den Einspruch von Rahel erhalten hast. Gieb dann nur der Gräfin die Einlage. Hattest Du sie noch nicht abge schikt: so schicke sie dennoch wenn die Gräfin sie verlangt denn es geht gar nicht anders an. Jette schreibt auch deswegen schon an Rahel

Möchten wir nun nur bald Briefe von Euch finden; vielleicht heut Mittag bei Brentano. Müssen wir von hier abreisen ohne welche erhalten zu haben so wird es uns beiden sehr ängstlich sein. Ich kann Dir für jezt noch keine andere Anweisung geben als hieher zu schreiben; mit unserer Rheinreise ist noch nichts entschieden, doch daß wir sie mit Eichhorn machen ist durch einen Besuch von Rühl unwahrscheinlich geworden.

Grüße alles groß und klein und alle Freunde. Ihr komt uns nie aus den Gedanken. Jette hat angefangen zu schreiben ist aber nicht fertig gewor den

Zitierhinweis

4057: An Anne (Nanny) Schleiermacher. Frankfurt am Main, Freitag, 29.7.1814, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007743 (Stand: 26.7.2022)

Download

Dieses Dokument als TEI-XML herunterladen.