Potsdam d 15 Fbr 1815
Der Herr Doktor und Professor – – werden wohl gütigst verzeihen – wenn ich mein GlükwünschungsSchreiben, auf grobem Papier darthue – da ich gegenwärtig kein feines habe und nicht daran zweifle – – daß die neuerlich erlangte Würde eines Secretairs bey der philosophischen Aca demie – nicht nur Titel sondern auch Brodt giebt in dieser Hinsicht – lege ich meine Freude doppelt an den Tag –, einmahl wegen der einträglichern Zinsen – und was mich warhaft erfreut wegen dem Zutrauen und Ach tung die Ew. Wohlgebohrnen – sich während Ihrer jezigen Professur zu erwerben gewußt haben. | 6v
Schönfeld, der bey uns Zeichenstunde giebt frug mich bey seinem Ein tritt ins Zimmer gleich, ob ich schon die neusten Zeitungen gelesen, und auf meine Verneinung brachte er mir die Neuigkeit: sage mir Lieber, ob Du Dich schon nicht zur philosophischen Secte der Fichtinianer bekenst – so ist es doch wohl seine Stelle die Du jezt einnimst! nichts für ungut – ein solcher Laye wie ich versteht es nicht beßer! –! Uebrigens kann ich mel den – daß ich bey meinem Verweilen in dem | 7 Absteigequartir des Fuhr Mans – es dauerte noch eine Stunde – als auch während des fahrens – so viel ungereimtes unsitliches Zeug habe anhören müßen – daß mich dis mehr belästiget hat – als das enge zusamensizen kan ich wohl sagen – und ich war sehr froh als wir endlich um 9 uhr hier ankamen – mein Empfang von Eltern und Kinder war sehr freundlich – die Leute schienen auch besonders erfreut – weil die Kinder sich in diesen Tagen so manches er laubt hatten – und auch in ihren kleinen Habseligkeiten ein solcher Wir war entstanden war – daß meine Rükkehr wohl eben zu rechter Zeit eintraf. | 7v Soviel fürs erste – Herzliche Grüße von meinen Kindern an die Deinigen – Von mir grüße Alle Hausgenoßen – und auch die Herz so bald Du sie siehest von Deiner
alten Lotte
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