Gdfr d 28 Jun 1811

Da ich immer ahnde wie lieb es Dir noch ist manchmahl etwas von unsern Veränderungen in der Gemeine zu hören – so dient folgendes zur Nachricht: Von den Vätern der alten Zeit wie Du in Nisky warest – leben nur noch Quandt Geisler und Rissler – lezterer ist schon einige 90 und auch schon eingesegnet – von Wateville hat ganz kürzlich der Schlag gerührt diese Stelle muß also wieder besezt werden – der andern Pläze Sternberg Reichel Duevernoy Liebisch sind nach und nach wieder ergänzt indeß da Fabricius derer eine bekleiden soll – und erst im FrühJahr von Holland abreist – kan sich manches – durch folgende Ereigniße noch ändern | 28v

Scheudens die wie Du weist von hier nach Neusalz giengen um Croeger abzulösen haben einen Ruf nach Cristiansfeld bekomen wo Treschos sind – welche die Fabriciuss ablösen – nach Neusalz ist ein gewißer Wunderling verheiratet – da nun aber Bruder Gregor ein Sohn des Alten aus der UnitätsAeltestenConferenz – aus Sarepta vorgen Herbst nach Herrnhut gekomen – jezt auch plözlich vom Schlage gerührt worden können die Schiksale aller derer die noch nicht unterweges noch geändert werden – dazu | 29 komt noch – daß Bruder Losquil der seit 9 Jahren in Ameriqua war zurükberufen worden – wahrscheinlich aber doch im geistlichen nicht ausruhen wird – wenn Er auch dort vielleicht im äußern einige Vorgriffe gethan hat – wie wolte ich mich freuen wenn ich diesen Mann wieder einmahl sprechen – und seinen Vortrag hören könte – der junge Anders den Du wohl auch gekant hast der zulezt in Altona an Kohlreifs Stelle war – ist jezt in Petersburg. | 29v

ich weiß nicht ob du aus diesem crusi muri den rechten Sinn herausbekomst – vielleicht ist alle Mühe vergeblich wenn Du vielleicht mit einem deiner alten Freunde Briefe wechselst – lange könte ich noch mit dir plaudern – doch ich will dich nicht lange quälen dis ist genug mich dir wieder ins Gedächtniß zu bringen – doch du Guter denkst meiner wohl doch oft – auch bey deinen VaterFreuden – noch eins – von Breslau her habe ich gehört Du würdest diesen Sommer dort besuchen – dann hette ich ja auch auf ein Wiedersehn mit dir zu hoffen – wie

Zitierhinweis

3648: Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Gnadenfrei, Freitag, 28.6.1811, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007647 (Stand: 26.7.2022)

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