Gdfr d 29t May 1811

Den Brief an Louisen kann ich nicht abgehen laßen, ohne noch einige Worte mit Dir zu reden mein Lieber, was ich von Dir geschrieben habe – wirst Du wohl hören – in dem, examen, der mich immer sehr an Breslau erinnert – habe ich Deiner sehr viel in dem Sinne gedacht – da einige unsrer Zöglinge – große und kleine recht artige und schöne Arien sangen – vorzüglich des bekanten Oswalds Tochter die sehr viel natürliches genie zur music hat – sang ein recitatif aus dem Tode Jesu – dann die Arie so stehet ein Berg Gottes – Andre sangen modetten – | 13v und eine Andre, aus der Marie Stuardt – Dank – Dank, diesen freundlich grünen Bäumen – auch ließ sich Eine die du gewiß sehr liebenswürdig finden würdest auf der guitarre hören – in den größeren – als auch in der ganz kleinen Stube – denke ich deiner recht oft – die Gespräche – Gedichte und parable von Krummacher die sie ganz gut declamiert haben – würdest Du vielleicht auch mit deinem Beyfall gekrönet haben – Cröger hielt einen zwar schönen aber sehr sehr kurzen religions Examen – – seine Predigten | 14 werden immer schöner – das neueste was ich dir melden kann ist, daß Dober einen Ruf an die UnitätsAeltestenConferenz erhalten daher wir in großer Spanung wer seinen Platz hier ausfüllen wird – vielleicht komt der gute Loskiel wieder her – was vielen sehr lieb und noch mehreren sehr unlieb wäre – wie das immer ist – daß große und herrliche Männer auch sehr verkant werden – wenn sie auch keine monolo- und religuöse Reden schreiben – – nichts für ungut daß Belvizes von Berlin seit Februar – bey Uns sind wirst Du wohl wißen – als Vorsteher | 14v sie haben 2 kleine liebe Mädchens denen ich einige Stunden privat im Französischen gebe – – etwas recht unreligiöses werde ich – Morgen beginnen – grade zu den PfingstFeyertagen einmahl nach Stein reisen – wo ich seit 16 Jahren nicht war – als wir Uns dort sahen – die Stegmann ist unterdeßen GroßMutter geworden – da werde ich denn ihre ganze große Familie sehen – mich etwas von meinen vielen Geschäften erholen, und FreyTag nach den Feyertagen wieder hier sein – – Sonnabend haben wir dann AbendMahl –

Zitierhinweis

3639: Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Gnadenfrei, Mittwoch, 29.5.1811, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007645 (Stand: 26.7.2022)

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