Treuenbriezen d. 3 Sept. 13.

Theuerster Freund!

Ich habe letzthin auf Ihren Brief in aller Eile durch die That zu ant worten gesucht, indem ich Ihnen von Potsdam aus den Armee-Bericht vom 28sten und 29sten August mit den ersten Exemplaren die nach Ber lin kamen zugesandt. Auch habe ich mit Vergnügen gesehen, daß Ihre Zeitung ihn schon am 30sten in einem Extra-Blatte geliefert, da die üb rigen ihn erst den Tag darauf gaben. Bey dem Druck der folgenden vom 30sten war ich nicht gegenwärtig. Überhaupt kann ich mich nicht zu einem fortgehenden Auftrage dieser Art anheischig machen, doch werde ich mein möglichstes thun. Man ist manchmal gar nicht Herr seiner Zeit. Heute schicke ich Ihnen ein paar Privat-Nachrichten, die Sie vielleicht der Mühe werth halten einzurücken. Die vom Grafen Baudissin hätte ich Ihnen schon vor beträchtlicher Zeit schicken können, aber ich vergaß es immer.

Haben Sie dagegen die Güte mich wissen zu lassen, was aus meiner Anti-Dania geworden ist. Sind die bey Reimer unter Siegel gelegten Ex emplare wirklich freygegeben, wie man mich versichert hat? Ich weiß nicht, von wem ich hörte, die französische | 72v Übersetzung sey ebenfalls zurückgegeben und in Stralsund gedruckt worden. Ich sollte es doch billig wissen. Wie steht es mit dem Druck der Schrift sur le suicide? Wenn Herr Hitzig ein Exemplar meiner Schrift über die Phädra im Original auftrei ben kann, so wird er mich sehr verpflichten, wenn er es nach London an Frau von Staël unter der Adresse des Schwedischen Gesandten Baron von Rehausen befördern will.

Sie haben mich also speisen sehen, mein vortrefflicher Freund? Es mag sich interessant ausgenommen haben. Ja ja, in Sanssouci und Charlotten burg, das waren die Fleischtöpfe Egypti. Wir müssen erst ein paar Könige vom Throne stoßen, ehe wir wieder in so schönen Sälen tafeln können. Seitdem hat man im Vorzimmer des Kronprinzen nur stehend und in einer wahren Rappuse gegessen. Doch findet man wohl noch rechts oder links eine gute Tafel, beym Commissariat oder sonst. Das ist wesentlich, denn sine Cerere et Baccho friget patria. – Leben Sie tausendmal wohl. Ich gäbe etwas darum zu wissen, ob Friedrich nicht wieder in Thätigkeit ist.

Nennen Sie mich bey den Artikeln, die ich Ihnen einschicke, und leben Sie nochmals wohl.

Zitierhinweis

3959: Von August Wilhelm Schlegel. Treuenbrietzen, Freitag, 3.9.1813, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007638 (Stand: 26.7.2022)

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