An Herrn D. Fr. Schleiermacher / Profeßor der Theologie Mitglied / der Königl. Akademie der Wißenschaften / und Prediger an der Dreifaltig keits Kirche / in / Berlin [Bl. 4v]

Stettin d 21 April 1814

Der Ueberbringer dieses Briefes ist der Sohn eines unserer hiesigen Freun de des Justitz Raths Remy der Ihnen wahrscheinlich schon bekannt ist. Er hält sich gegenwärtig in Berlin auf, um bei der Absicht die er hat sich zum Künstler zu bilden, den Unterricht im Zeichnen auf der Akademie zu benutzen, und ein Wunsch den er hegt veranlaßt mich an Sie zu schreiben. Er hat nemlich noch keinen zusammenhängenden Unterricht im Chri stenthum gehabt und wünscht sehr an dem Ihrigen Antheil zu nehmen und von Ihnen konfirmirt zu werden. Da dieser Wunsch so ganz frei aus seinem Innern hervorgeht und derselbe in ihm durch das Anhören Ihrer Vorträge | 3v erzeugt worden ist, so darf ich zuversichtlich hoffen daß Sie die Güte haben werden ihn zu berücksichtigen und zu erfüllen. Es ist dies der innige Wunsch des Vaters der mich ja aufgefordert hat Sie in seinem Namen um diese Gefälligkeit deren Werth er zu schätzen weiß, zu ersu chen. Sie werden um so weniger Bedenken tragen seinen Sohn unter Ihre Katechumenen aufzunehmen wenn ich Ihnen sage daß die Familie unserer evangelisch reformirten Gemeine angehört. Voll Vertrauen auf Ihre mir bekannte Humanität empfehle ich diesen angehenden Jüngling Ihrer Freundschaft. – Ich freue mich daß ich selbst durch diese Angelegenheit Veranlaßung finde mich in Ihrem Andenken zu erneuern. Mit der innig sten Theilnahme haben wir die Nachricht aufgenommen die uns Schede oft und die Herz einigemal von Ihnen und den lieben Ihrigen gegeben hat. Uns ist es in der trüben Zeit der Belagerung über Verdienst gut gegangen, auch haben wir gar nicht von den Folgen des beschränkten Lebens gelit ten wie so manche Familie unserer Stadt. Jetzt stärkt der Blick auf das Ganze da wir das Ziel unserer Anstrengungen erreicht haben. Möchte nur eine gewiße weichliche Großmuth unsere | 4 Fürsten nicht irreleiten bei der Bestimmung der Grenzen der Länder daß Sie zu viel einräumen, und möchte der Blick auf unsere innere Verwaltung bald auch erfreulicher werden.

Wir empfehlen uns beide Ihrer Freundschaft und der der lieben Ihrigen auf das angelegentlichste. Gott erhalte besonders Ihre Gesundheit und gebe Ihnen die Kraft recht wirksam zu sein in Ihrem Berufe.

Mit herzlicher Ergebenheit unterzeichne ich mich Riquet

Zitierhinweis

4025: Von August Riquet. Stettin, Donnerstag, 21.4.1814, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007623 (Stand: 26.7.2022)

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