Wahrscheinlich haben Sie, mein hochgeehrtester Freund sich nun wieder, nach einem wohlthätigen otio, in Ihrem Geschäftskreiß einheimisch ge macht, und werden mir gern einige vertrauliche Mittheilungen und An sagen vergönnen und erwidern.

Ich habe mich heute – iedoch nicht officiell, sondern bloß in einem Privatschreiben – an den Herrn Schuckman gewendet, und ihm einige Ideen, wie unserer Universität die an Erregung schon gewinnt, durch Leh rer aufzuhelfen wäre, vorgelegt. Ein kurzer Aufenthalt in Göttingen über zeugte mich, daß wir Villers und Lüders – beydes brillante Denker – und in Fächern, die bey uns leer sind – Diplomatik und Finanzen – leicht haben könnten. Denn man hat ihnen die Profeßuren genommen, aber allen Gehalt gelaßen.

Dann habe ich auch einen Italienischen Lector in petto der dem ganz fehlenden Fach ganz gewachsen wäre. Die Stelle ist vacant und dem klei nen Gehalt von 160 R. Wir würden eben in ihm zugleich einen geschick ten Schulmann bekommmen, der uns an der Hauptschule fehlt.

Ich weiß nun nicht ob Herr Sch diese Gegenstände zum Vor trag bringen wird, und bitte Sie nun, unter dem Fall mitzuwirken.

Vielleicht kann ich auch von Ihnen erfahren, wie lange noch der lang same | 16v Weg in solchen Sachen durch das Gouvernement gehen wird, und ob wir auch eine Art von Organisation zu erwarten haben.

Ich habe Ihnen schon mündlich geäußert, wie sehr ich wünsche von dem perpetuirlichen Rectorat entbunden zu seyn. Ich werde älter und darf Ansprüche an mehr Ruhe machen. Das Allgemeine ferner zu besor gen wird mir Freude seyn, wenn man das Vertrauen zu mir hat, und mit der bisherigen Geschäftsführung zufrieden ist. Nur wünsche ich das Ver hältniß genauer bestimmt.

Ich kenne in der Section niemand genauer als Sie, mein Hochgeehrter Freund und vertraue Ihnen am meisten, daß Sie gern, wo es dem Ganzen oder mir persönlich nöthig ist, beyräthig seyn werden.

Die Examinationsdeputation nach Halle zu legen, darf ich wohl noch mals empfehlen. Es fehlt uns aber an den Reglements. Sie wollten mir mehreres dergleichen mittheilen.

Auch verschreiben Sie eine Samlung von Liedern die Sie abdrucken ließen. Darf ich auch um diese bitten. Möge Ihnen die meinige einige Beytrage geleistet haben, oder künftig leisten. | 17

Wir haben uns Alle Ihres Wiedersehens und der lieben neuen Bekant schaft gefreut und wünschen in Ihrem Andenken fortzuleben.

Mit alter Freundschaft Niemeyer

Zitierhinweis

4079: Von August Hermann Niemeyer. Halle, Ende September/Anfang Oktober 1814, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007604 (Stand: 26.7.2022)

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