Sr Magnifizenz / dem Herrn Doctor Schleiermacher, / dermaligen Rector / der Universität / zu / Berlin [Bl. 66v]

Hochgeehrtester Freund

verzeihen Sie gütigst, daß ich so bald wieder für einen jungen Mann Ihre Gewogenheit anspreche. Es ist ein Danziger, Namens Boje; sei[ne] hiesigen Tanten und Onkel kennen Sie gewiß, auch seines Vaters, des Landschaftssyndicus Boje in Danzig erinnern Sie Sich noch wahrschein lich. Ihn selbst kenne ich zwar nicht weiter als aus einem halbstündigen Gespräch, worin er mich sehr für sich einnahm, und dem Urtheil seiner achtungswerthen Verwandten, welches sehr rühmlich für ihn ausfällt. Sei ne Verwandten nun laßen mich bitten, ihn bei Ihnen zu empfehlen, und obgleich ich ihnen vorgestellt, daß er keiner Empfehlung bedürfte, so wollen sie sich doch nicht abweisen laßen. So müßen Sie denn meine Nachgiebigkeit gegen ihre Bitte und die Dreistigkeit meiner Bitte schon entschuldigen; diese geschieht in dem Glauben, daß Ihnen der junge Boje gar sehr gefallen und sich durch Sittlichkeit und Fleiß gar sehr auszeich nen wird. Er will iura studiren, sich aber auch noch besonders der Phi lologie und Geschichte widmen, wobei ich ihm denn gerathen ha[be,] daß er nur ja nicht verabsäumen müße, Ihre philosophische[n] Collegia, na mentlich Ihre Ethik zu hören; denn daß Sie hier[in] einzig sind und mit einer noch nie erreichten Tiefe eine noch nie erreichte Klarheit verbinden, das glaube ich werden trotz Ihrer Bescheidenheit auch Sie Selbst nicht ableugnen können, obschon vorigen Winter ein junger Mann, der Ihre Ethik gehört und mit vielen, wie er behauptete, nicht verstanden hatte, mir gar nicht glauben wollte, wie ich ihm versicherte, Ihre Ethik zu ver stehen, brauche man das Auge nicht anzustrengen, sondern nur offen zu haben, in solcher Sonnenhelle leuchte in ihr Alles. Mit meiner Gesund heit, der ich in meinem neulichen Briefe nicht das beßte Zeugniß geben konnte, geht es jetzt weit beßer, vom Husten leide ich nur noch wenig.

Mit aufrichtigster Verehrung Ihr gehorsamster Diener Metger.

Stolpe d. 10. Oct. 1815.

Zitierhinweis

4176: Von Friedrich Severin Metger. Stolp, Dienstag, 10.10.1815 , ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007577 (Stand: 26.7.2022)

Download

Dieses Dokument als TEI-XML herunterladen.