Rostock den 14ten Sept. 1816.

Hier, mein lieber Schleiermacher, erhalten Sie, theils ein Schächtelchen mit Columbopillen, theils krampfstillende Kräuter zu einem Thee, die letztern auf Verordnung meiner Schwiegermutter. Diese, welche vielen Antheil an Ihrem Gesundheitszustande nimmt, daneben auch gern den Aerzten ins Handwerk pfuschert, behauptet, man nehme Sie nicht recht, und läßt Sie recht sehr bitten, da der gedachte Kräuterthee wenigstens etwas durchaus Unschädliches sey, bey dem nächsten Anfall von Krämp fen eine Tasse voll davon zu nehmen. Die Bereitung geschieht, wie die des gewöhnlichen Thees, und Sie sollen den Aufguß, der so stark seyn muß, daß er eine dunkelbraune Farbe hat, so heiß | 95v trinken, wie Sie ihn nur ertragen können. Ich muß Ihnen nun überlassen, ob Sie den Rath dieser Aerztinn befolgen wollen; versichern aber kann ich Sie, daß sie es herzlich gut meint, und als thätige Krankenpflegerinn manche Erfahrungen ge macht hat, nach welchen, wie sie mir gesagt hat, auch das Mittel quae stionis sich als ein sehr bewährtes in Magenkrämpfen empfohlen hat.

Daß Sie hier gewesen sind, kömmt mir wie ein Traum vor, so schnell vorüber gehend war Ihre Erscheinung. Wir haben uns gar nicht recht gehabt, und mein schönstes Leben haben Sie gar nicht kennen gelernt. So recht gefreut hatten wir, ich und Louise, uns darauf, daß Sie | 96 ein wenig einheimisch bey uns werden würden; aber Sie sind weiter gezogen, mit einem Eindrucke, so flüchtig, wie Ihr Hierseyn selbst, und ich habe nicht die Freude gehabt, Sie das Beste, was ich auf der Welt besitze, kennen zu lehren. Kommen Sie einst wieder – und es soll mich freuen, wenn das bald geschieht – so richten Sie sich so ein, daß Sie wenigstens acht Tage bey uns bleiben können.

Ich und meine Louise schicken Ihnen und allen Ihrigen die freundlich sten Grüße, und wünschen Ihnen eine baldige und dauernde Herstellung von Ihrer Krankheit. Gott befohlen

CG Konopak.

Dem Professor Becker und dem Prediger Willich empfehlen Sie mich be stens, und lassen Sie uns recht bald Nachricht über sich zugehen.

Zitierhinweis

4300: Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Sonnabend, 14.9.1816, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007559 (Stand: 26.7.2022)

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