Rostock den 26sten Febr. 1816.

Wenn ich dießmahl, mein lieber Schleiermacher, ohne erst eine Antwort von Ihnen abzuwarten, an Sie schreibe, so geschieht es, um mir von Ihnen einige Nachricht über meine bewußte, den Gehalt von 1806/7 betreffende Angelegenheit zu erbitten. Ich selbst bin bis diesen Augenblick ohne alle Bescheidung darüber geblieben, ob es gleich nun schon zwey Monate her ist, daß ich eingekommen bin. Ich darf ja wohl voraussetzen, daß Sie etwas darüber in Erfahrung gebracht haben, und bitte Sie auf diesen Fall, mir es freundlich mitzutheilen, und recht bald, | 93v eingedenk des bekannten bis dat, qui cito dat, was hier auch auf den Fall ausgedehnt seyn möge, daß Sie mir keine erwünschte Nachricht zu geben hätten.

Wie steht es jetzt zwischen Ihnen und Schmalz? Ich muß gestehen, je mehr ich nach und nach mich sichrer über sein Bündlerwesen gemacht habe, desto widerlicher und verwerflicher erscheint mir sein ganzes Ver fahren in dieser Sache, und ich wollte wohl darauf wetten, den König gereue jetzt die Auszeichnung, welche er ihm [hat] | 94 zu Theil werden lassen.

Ein, was die ursprüngliche Absicht betrifft, noch schlechteres Unthier hat Dabelow in die Welt laufen lassen, und sicher sind schon viele Kämp fer gerüstet dagegen. Möge es immer eine Abweichung von der gesetzli chen Ordnung seyn, was die Göttingschen Studenten mit der saubern Schrift begonnen haben, es liegt dem Verfahren ein wackrer Sinn zum Grunde. Ich habe von Dabelow weder in wissenschaftlicher noch in mo ralischer Hinsicht je etwas Tüchtiges erwartet; aber eines so elenden Er gusses hätte | 94v ich ihn doch nicht für fähig gehalten. Sie müssen die Schrift lesen, wenn Sie es noch nicht gethan; denn sie ist keine mittelmäßige sondern eine absolut erbärmliche und eben deshalb merkwürdig.

Von Ihren Predigten der dritten Sammlung haben wir erst die fünf ersten gelesen. Ich kann nicht sagen, daß sie mir werther seyen, als die Predigten der ersten Sammlungen, ich mag diese so wenig als jene missen, und so urtheilt auch meine Louise. Lassen Sie nur bald ein neues Bänd chen folgen; das letzte ist ohnehin so schwach.

Adieu, lieber, lieber Freund. Grüßen Sie vielmahl die gesammten Ih rigen. Meine Louise grüßt freundlich.

C G Konopak.

Zitierhinweis

4238: Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Montag, 26.2.1816, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007558 (Stand: 26.7.2022)

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