Stolpe d 19 Jan. 1811.

Hochgeschätzter Freund!

Ihr lieber Brief vom 28 Xbre. hat uns allen viel Freude gemacht. Das Weinachts Geschenk, womit der Himmel Ihnen durch die Geburt einer Tochter beglüket, hat Ihre häusliche Glükseeligkeit um einen hohen Grad vermehret. Möge die Vorsehung Ihnen dies teure Pfand Ihrer Liebe erhalten, und zu Ihrer beiderseitigen Freude groß werden laßen. Die mir angetragene Patenstelle nehme ich mit dem größesten Vergnügen an; diese auf mich getroffene Wahl ist mir ein Beweis Ihrer für mich fortwärenden Freundschaft und wird hier auf nur noch fester geknüpft werden. Ihre, mit Ihren Neigungen so gantz übereinstimmende Lage, und das dabei so reichliche Einkommen läßet keinen weiteren Wunsch übrig, als daß politische Verhältniße in unserer aller Existentz keine unglüklichen Veränderungen zu wege bringen, und daß der Himmel Ihnen durch die dauerhaffteste Gesundheit, diejenigen häuslichen Freuden, welche Sie sich nun gantz zu eigen machen können, lange, recht sehr lange möge genießen laßen.

Als ob wenn Sie mit einer Divinations Gabe begabet wären, haben  korr. v. Hg. aus: sieSie es erraten, daß Sie bald etwas neues von unserer Albertine | 26v erfahren würden, denn endlich hat Sie vor etlichen Tagen Ihre Wahl getroffen, und Ihr Jawort dem Herrn Lieutenant von Schönermarck welcher hier in Garnison stehet, gegeben. Nach einer genauen Beobachtung und langen Bekandschafft habe ich gefunden, daß er ein Solider, wohlgesitteter, und von Character ein sehr guter Mann ist, dem ich es zutraue, daß er sein eifrigstes Bestreben darin setzen wird, meine Tochter so glücklich als möglich zu machen, und so haben wir denn auch unsere Einwilligung darin gerne gegeben; der Himmel wird auch dies junge Paar mit seinen Segnungen begleiten.   Er ist noch in Diensten, ich werde Ihm aber bereden, daß er den Abschied nimmt; denn, beim Militairn kommt nun nicht viel heraus. Sein Vater ist todt, die Mutter aber lebt noch, und wohnt in Breslau; Sie ist die Generalin von Schönermarck; geborne von Düringshofen. Da Ihrer 5 Kinder sind, so wird er wohl nicht viel Vermögen haben worauf ich es aber bei dieser wichtigen Wahl nicht beachtet habe. Von Ihrer aufrichtigen Teilnahme an dem Glüke dieses guten Mädchens bin ich völlig überzeuget.

Meinen besten Dank bin ich Ihnen noch schuldig, für das schöne Piano forte, so ich durch Ihre Auswahl erhalten, es ist gantz meinen | 27 Wünschen entsprechend, und gewährt mir, und meinen Töchtern viele angenehme Stunden.

Herr Jetschow hat mir diejenigen 50 rth so Sie für Ihren Herrn Bruder an Ihm bezahlt haben, berechnet; und es hat seine gute Richtigkeit daß die Zinsen damit bis ultimo Februar 1810 bezahlt sind.

Schmiedeberg ist ja wohl der Stapelplatz der besten Schlesischen Leinwand, weshalb ich bitte, Ihren Herrn Bruder in meinem Nahmen zu ersuchen, mir 2 stük der besten Leinwand, so ich für mich zu Oberhemden haben will zu kaufen, und per farenden Post zu übersenden. Den Betrag werde  korr. v. Hg. aus: durchIhnen Herr Jetschow prompt vergütigen und die Ihnen hierdurch verursachende Mühe werden Sie verzeihen.

Meine Frau, welche Sich Ihnen und Frau Gemahlin gehorsamst empfiehlt, ist immer in der nehmlichen sitzenden Lage, dabei aber gottlob gesund, und Dank sei es Ihrem temperament, zufrieden und möglich heiter und vergnügt im Kreise Ihrer Kinder. Diese befinden sich auch alle gesund, und so wohl beide Töchter als auch Schwiegertochter befinden sich in guten Umständen. Bald werde ich die Orgelpfeifen nicht alle in meinem Hauß aufnehmen können.

Mit meiner kaufmännischen Lage habe ich Uhrsache, noch zufrieden zu sein; in dieser stürmischen Zeit Epoque, wo der Handlung Todt und Verderben geschworen ist, und die grösten | 27v Handlungs Häuser und Millionairs Ihre Zahlungen einstellen hat mich die Vorsehung für bedeutende Verluste bewahret, und durch die äußerste Vorsicht, und Vermeidung jeder Unternehmung mit fremden Geldern, hoffe ich mein Schif in sichern Hafen zu steuren. Zwar kann ich durch Verlust ein oder des andern Schiffes verliehren, aber doch nicht Ruinirt werden.

Ich merke, mein Brief wird wieder sehr lang, und fürchte, Ihnen beschwerlich zu fallen; ich will dahero abbrechen, und blos Ihnen noch versichern, daß meine Frau und sämtliche Kinder sich Ihrer beiderseitigen Freundschaft bestens empfehlen. Wir wünschen zu hören, daß Ihre Frau Gemahlin völlig wieder hergestellt ist. Auch empfehle Ihnen noch die Behertzigung der Einlage. Gewis werden Sie dem Wunsch der guten Wittwe Huebler genügen, wenn es möglich ist.

Mit treuer Freundschafd immer Ihr aufrichtigst ergebener Freund & Diener Christ. Benj. Hering.

Zitierhinweis

3581: Von Christlieb Benjamin Hering. Stolp, Sonnabend, 19.1.1811, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007524 (Stand: 26.7.2022)

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