B. d 24t. Jan. 13

Heute schreibe ich Dir wirklich nur um Dich zu bitten die Einlage sicher an Roeder zu besorgen. Er wohnt zwar eigentlich in Hirschberg aber er schweift so herum, daß ich glaube besser zu thun sie an Dich zu schiken; überdies geht nun diese sichere Gelegenheit grade nach Breslau und nicht nach Hirschberg. Wenn Du nichts von ihm weißt oder durch nähere Bekannte erfahren kannst: so frage nur bei General Scharnhorst nach der ja wol in Breslau sein wird. Doch bin ich fast gewiß daß Roeder wenn er nicht in Breslau ist in Hirschberg sein wird.

Die Synodalsache habe ich nun aus den Händen und Nicolovius meine Arbeit darüber zugestellt von dem ich noch nichts weiter gehört habe. Leider wird sie nun vielleicht gar ins ruhen kommen. Den Aufsaz über die Kirchenzucht habe ich bei mir habe ihn aber noch nicht ordentlich lesen können sondern nur hineingesehn, und da ist mir vorgekommen als wäre viel zu viel Theorie darin für diesen Zwek.

Sonst liebster Freund möchte ich Dich noch bitten meine Landsleute etwas vorsichtiger zu behandeln. Oder vielmehr gegen Deine eigentliche Handlungsweise weiß ich nichts zu erinnern; aber mit den Worten solltest Du Dich etwas mehr in Acht nehmen. Sie nehmen Dir die Urtheile übel die Du über sie bisweilen gefällt hast und finden Dich überhaupt im Reden barscher und härter als nöthig. Du weißt es mir gewiß Dank | daß ich Dir das wiederklatsche, denn Du wirst gewiß nicht gern durch etwas unwesentliches Deine Wirksamkeit beschränken wollen.

Hast Du Dir denn den halbverrükkten Zmirezki(?) so nahe auf den Leib kommen lassen wie ich aus seinen Reden schließen müßte? Was hat er denn bei Euch mit den Studenten anfangen wollen, und wie ist es ihm gelungen. Erzähle mir doch gelegentlich etwas davon. Diese Sachen pflegen spaßhaft zu sein, und so etwas thut einem recht noth.   Ich hoffe übrigens ihr seid nicht zu sehr oben auf was die Weltbegebenheiten betrift wie hier die meisten Leute. Denn wenn unser Kabinet noch einen Monat: so unentschieden bleibt so geht die ganze Sache, wenigstens ganz Deutschland zum Teufel. Nun Gott gebe daß in der dortigen Luft alles besser gedeihe als hier. Die Schlesier sollen ja Herrn von Hardenberg so besonders lieben. Wenn sie ihm doch eine recht ausgezeichnete Ehre erwiesen um ihn recht gutes Muths zu machen

Das Arbeiten geht in dieser Zeit schlecht, und darum kann näher über den ursprünglichen Text geschriebenich nicht recht viel von mir rühmen. Wohl sind wir Alle und grüßen Euch alle aufs herzlichste. Thue dasselbe auch bei Steffens und lebe wohl. Ganz der Deinige.

Zitierhinweis

3823: An Joachim Christian Gaß. Berlin, Sonntag, 24.1.1813, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007500 (Stand: 26.7.2022)

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