Berlin d. 18t. Jan. 16

Das ist alles recht schön mein lieber was Sie mir geschrieben haben; aber es geht nun doch nicht alles nach Ihren Wünschen. Das kommt daher, weil Reimer so wenig als möglich hier, sondern meist alles in Leipzig drucken läßt; und so hat er mir auch Ihr Manuscript abgefordert um es dorthin zu schicken. Er hatte sonst an und für sich nichts dagegen daß die ersten Kapitel vorher im Greifswalder Archiv abgedrukt würde; allein da es hier noch immer zu allem an Menschen fehlt: so würde auch das Ab schreiben und Durchsehen die Absendung der Handschrift um mehrere Posttage zu über den ursprünglichen Text geschriebenverspätet haben; und da Sie mir über diesen Punkt einigermaßen Vollmacht gegeben hatten, so habe ich davon abstrahirt. Sie werden dort mit den Heraus | 1vgebern schon fertig werden, wenn Sie Sich anheischig machen etwas anderes für das Archiv zu liefern, und damit werden wir Alle zufrieden sein. Das Drucken in Leipzig hindert nun aber auch den andern Punkt, nemlich daß Sie die etwanigen Kleinigkeiten in der Cor rectur verbessern können. Ich habe mich also darüber hergemacht, und was ich nöthig hielt, es waren aber wirklich nur ganz kleine Kleinigkei ten, in dem ersten Buche geändert, welches schon in Leipzig ist, und werde es nun ebenso auch mit dem zweiten machen. Es ist mir nur mög lich nun nachträglich Ihre Genehmigung darüber einzuholen. Soviel von dieser Sache die nun ihren Gang weiter gehn wird nach der Weise und den Gesezen der Drucker und Säzer, und ich will wünschen zu Ihrer Zufrie denheit.

Von erfreulichen Aussichten in Ihrem | 2 Hause hat uns die Kathen einen Wink gegeben. Möge Christelchen nicht darüber zürnen, sondern sich unseres stillen herzlichen Antheils freuen. Ich freue mich auf die Groß vaterschaft, die ich doch nur in solchem uneigentlichen Sinne zu erleben hoffen darf. Aber ich wünschte, Sie sagten mir auch einmal ein Wort über Ihr amtliches Leben, wie Sie es treiben, und wie es Ihnen gedeiht, damit ich auch daran meine Freude haben könne.

Luise Willich ist seit acht Tagen bei uns und grüßt recht herzlich, so wie mein ganzes Volk, mit Einschluß der Herz die eben bei uns ist. Grü ßen Sie noch Götemiz wohin ich gern ein Briefchen eingelegt hätte, allein ich konnte heute nicht und wollte die Ihnen schuldige Rechenschaft nicht noch einen Posttag länger aufschieben.

Gott befohlen Schleiermacher

Sie haben doch auch heute mit uns das Freudenfest gefeiert? Wie befinden sich denn die Götemizer Knaben bei Ihnen?

Zitierhinweis

4226: An Adolf Friedrich Furchau. Berlin, Donnerstag, 18.1.1816, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007481 (Stand: 26.7.2022)

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