Bester Herr Onkel

Zuvörderst sage ich Ihnen meinen allerbesten Dank für die Berech nungen welche Sie meinetwegen übernommen haben: und ich freue mich sehr daß gerade Herr Reimer sich hat geneigt finden lassen: ich gehe mit ihm gerne jede Bedingung ein, und bitte ihn bey dem Druck des kleinen Werkchens nicht daran zu denken daß ich habe gewinnen wollen, son dern daß ich wünsche es aus seinen Händen auch äusserlich so gut aus gestattet hervorgehn zu sehen, als man es bey Ihnen gewohnt ist.

Was nun dasjenige betrifft, was Sie an der kleinen Schrift auszusetzen haben, so gebe ich Ihnen darin gerne Recht. Es finden sich gewiß in der Handschrift unabsichtliche Nachlässigkeiten im Ausdruck – da sie ziemlich eilig geschrieben ist – welche ich bey einem genauern Nachsehen gewiß würde ausgemerzt haben: ich wünschte das Manuscript aber Herrn Professor Rühs mitzugeben und fand damahls dazu keine Zeit.

Kann diesen kleinen Fehlern nun nicht in der Correctur noch abge holfen werden – so sehe ich freylich kein anderes Mittel als daß ich das Manuscript noch einmahl zurück nehmen und nachsetzen muß. Denn so gerne und so unbeschränkt ich auch Ihnen die allerweiteste Freyheit zu Verbesserung meiner Handschrift geben möchte – so sehr scheint es | 7v mir eine Unverschämtheit Sie darum zu bitten, und ich möchte bey ihrer gro ßen Güte mich dieses Fehlers am wenigsten schuldig machen. Ich hoffe aber es wird sich dem bey der Correctur abhelfen lassen – (welche ich am liebsten selbst übernehme) – denn da ich aus manchen Gründen wünschte das kleine Werk zu Ostern erscheinen zu sehen – so würde ein hin und Wiedersenden des Manuscriptes vielleicht sehr aufhalten.

Was das zweyte betrifft: eine zu große Anhäufung alt testamentlicher Stellen – so ist mir das wie ich die Handschrift vor dem Wegsenden noch einmahl überlas, selbst fast so gewesen besonders in der letzteren Hälfte – indem im anfange vielleicht hie und da einige Stellen aus dem Alten Te stament den noch nicht zum Christenthum gewandten zukommen möch ten.

In Verbesserung dieses Fehlers wende ich mich nun dreist an Sie – und bitte Sie das was Ihnen in dieser Rücksicht nicht recht schien weg zu nehmen oder anders zu stellen(?): ich thue diese Bitte zuversichtlicher, weil dies Ihnen wenig Zeit nehmen kann – und weil es von Ihrer Hand besser geschehen wird als von mir. | 8 Ich habe noch eine Bitte. Es komt in Greifs walde seit einem halben Jahre ein academisches Archiv heraus, und – es sey wie es sey – ich habe dem Herausgeber Herrn Erichson – auf wiederholtes Ersuchen – versprochen, ihm von dem in Ihren Händen be findlichen Manuscript – den Anfang, als Probe für das Archiv zu geben. Er dringt jetzt in mich – und da ich ihm das halb abgenöthigte Verspre chen doch halten möchte: aber weiter keine Abschrift in Händen habe – so bitte ich – wenn es angeht: mir die 5 ersten Bogen etwa bis zum eilften Capitel durch einen Abschreiber abschreiben zu lassen und bald zuzusen den. Ich werde die Kosten sogleich erstatten – Ist es aber vielleicht Herrn Reimer nicht genehm – so bin ich gerne entschädigt

Verzeihen Sie heute meine Eilfertigkeit und mein schlechtes Schreiben: ich wollte gerne gleich antworten, und da es heute Sontag ist – und ich in 2 Stunden predigen soll drängt es mich etwas.

Ich werde mir auch in diesen Tagen die Erlaubniß nehmen an Herrn Reimer zu schreiben.

Das Töchterchen hätte billig wenigstens ein Paar Worte anfügen sollen – sie läßt es aber bey den besten Grüßen | 8v da sich gerade manche Besor gungen fanden und sie auch nicht ganz fest ist – was aber weiter nichts übles zu bedeuten hat.

So fügen wir denn beyde unsere aller besten und herzlichsten Grüße zusammen, und sind beyde

treu ergeben ganz Ihrige Fr Furchau

Sontag d. 7ten Jan. 1816.

Zitierhinweis

4223: Von Adolf Friedrich Furchau. Sonntag, 7.1.1816, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007480 (Stand: 26.7.2022)

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