Des / Königl Obersten p Herrn von Boien / Hochwohlgebohren / hieselbst. [Rückseite]

Indem ich so frei bin Ewr Hochwohlgebohren inliegenden Brief zur gütigen gelegentlichen Besorgung zu empfehlen nehme ich mir die noch größere Freiheit Ihnen zu bemerken zu geben daß das gänzliche Stillschweigen des Gouvernements über den Stand der Armeen und über die Lage der Dinge auf das Publicum den allernachtheiligsten Eindruk macht. Es ist ganz die allgemeine Stimme daß es Jedem erhebender wäre und lieber auch das unangenehme zu wissen als aus gänzlicher Unkenntniß ohne Maaß zwischen den entgegengeseztesten Ansichten zu schwanken. Ich gestehe, es scheint mir ein Widerspruch, auf der einen Seite von den Bürgern die uneingeschränkteste Theilnahme zu fordern, auf der andern sie in gänzlicher Unwissenheit zu lassen. Was komme, es kommt völlig unerwartet und findet sie also auch völlig ungefaßt. Wer handeln soll, will auch von seinen Angelegenheiten wissen. Die Entfernung so vieler bedeutender Individuen macht mißmuthig; dieses gänzliche Stillschweigung über den ursprünglichen Text geschriebenStillschweigen stumpft ab, eine schlimmere Vereinigung läßt sich nicht denken.

Verzeihen Ewr Hochwohlgebohren meine Freimüthigkeit; sie ist wenigstens sehr gut gemeint. Schleiermacher

Kanonierstraße No. 4. 13t. Abends

Zitierhinweis

3857: An Hermann von Boyen. Berlin, Donnerstag, 13.5.1813, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007448 (Stand: 26.7.2022)

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