Halle den 6ten Xber 13.

Lassen Sie mich zuerst, theuerster Freund, Ihre Fragen und Aufträge be antworten. Schele und Riekchen werden wahrscheinlich morgen, und zwar von mir getraut. Sie möchten gern den hier noch geltenden west phälischen Formen entgehen und da schien ihnen der beste Ausweg sich von mir, als Preußischen FeldPrediger, trauen zu lassen. Indeß glaube ich muß doch diese Handlung irgendwo eingetragen werden: ich werde des halb die Original Acte in unsre Kirchenbücher zur Asservirung niederle gen, Ihnen Abschrift davon schicken und Sie ersuchen sie in Ihr Kirchen buch einzutragen. So weit die Abrede von heut früh; sollte dieß noch Bedenken finden, so bliebe nichts übrig als daß sie sich in Dessau trauen ließen. – Wegen Ihres Schwagers habe ich mit Schele gesprochen, er weiß nicht wie die Sache steht, Klewitz ist nach Halberstadt gereißt wo künftig das Gouvernement hauset, er glaubt Herr Benda müßte sich an Klewitz wenden, er selbst hat keinen Mangel an Arbeitern. Vom StaatsRath Schulz glaubte Schele er läge sterbend oder tod in Breslau und war sehr erfreut aus Ihrer Frage auf dessen Wohlseyn schließen zu können. We[iter] wußte er nichts. Sie sehen wir wissen hier überhaupt nicht viel.

Nun meine Sache, die vortreflich zu stehen scheint. Es ist an das hie sige Gouvernement der Befehl gekommen mich zu ecquipiren, weil ich für das 1te 2te und 3te ArmeeKorps bestimmt sey. Verstehen Sie das? ich nicht; es sey denn etwa daß den Potsdammer Herren noch der Reformirte im Kopfe spuckte, wovon indeß in der Ordre keine Spur. Wenn kein näherer Befehl an mich kommt so reise ich in Gottes Namen zum alten Blücher, 1tes Armee Korps, wo ich Müffling, Steffens, Raumer, Willisen u.s.w. finde, und denke wohl da zurecht zu kommen, Vierzehn | 63v Tage kann es indeß wohl noch dauern, weil mancherley anzuschaffen, und zu besorgen ist und das Geld noch nicht im Ueberfluß vorhanden ist. Ihre Antwort, wenn Sie gleich schreiben, trift mich aber noch hier. Von der Armee dann ein mehreres. Ich habe mir schon ein sehr gutes Pferd von Wucherer gekauft und kann reiten was das Zeug hält, aber noch geht es etwas pedantisch und also schlecht. Vielleicht bekomme ich Reise Ge sellschaft an einem jungen Tribunalsrichter von Seebach, einem Freunde dem Professor Kastner, und einen junge Stelzer der weitläufig mit Reich hardts verschwägert ist. Sie wollen als Volontaire zur Armee.

Meckels Anzeige über Reil ist noch immer nicht fertig, wer weiß ob ich sie erlebe: dafür habe ich indeß mit Krosigk den Anfang gemacht, um die Sache in Gang zu bringen. Halten Sie denn unsre Zeitung? – Reils Leiche wurde von den höchsten Behörden, der beinahe sämtlichen Geistlichkeit, mehreren Professoren, und einigen Personen vom Magistrat und der Bürgerschaft  korr. v. Hg. aus: wordenbegleitet. Er ist auf seinem Berge, in ein dort befindliches altes Grab beigesetzt worden. Ueber ein zu errichtendes Monument ist man noch nicht einig. Die Sterblichkeit ist hier noch immer sehr bedeutend, beson ders unter den geringern Bürgern, indeß werden alle mögliche Gegenmit tel angewendet und das Guitonsche Mittel wöchentlich unendgeltlich ver theilt. Unsre Freunde sind wohl.

Meinen alten Commandanten werde ich hier schwerlich anbringen, es steht ihm ein Gesetz im Wege, jeder der aus fremden Dienst in den uns rigen tritt, verliert einen Grad, was ihm, er ist Rittmeister, und hat Fa milie, sehr peinlich seyn müßte. Ich hoffe ihn nun in hessische Dienste zu bringen. Der Professor Bucher kennt den Erbprinzen genau | 64 und will ein EmpfehlungsSchreiben an ihn gelangen lassen. Es kränkt mich sehr daß Klewitz und Ebra es nicht wagen eine kleine Bedenklichkeit zu besiegen und ihn gleich anzustellen. Uebrigens ist er ein Elsaßer.

Ich freue mich unendlich bald zur Armee abzugehen und nur eine kleine Schwierigkeit weiß ich nicht zu lösen, wie es nemlich mit dem Aufzeichnen der etwa vorkommenden Trauungen und Taufen zu halten sey. Das Reglement giebt darüber keinen für mich passenden Aufschluß, weil ich nicht wie die andren in die FriedensGarnison mit einrücke, wo dann diese Sachen in die Bücher nachgetragen werden können.

Herr von Pfuhl hat sich noch nicht sehen lassen und der Commandant, von Hüser, wußte nichts von ihm.

Die Aepfel kosten hier zu Lande nichts: wenn ich nur wüßte wie ich die Absendung einrichten könnte, so sollten Sie wohl schönere bekom men aus Poplitz wo wie ich höre die Witwe meines Freundes Krosigk nicht weiß wohin mit dem schönsten Obste.

Gott sey mit Ihnen, mein threuester Freund, und halte Ihre Gesundheit aufrecht: ich fürchte für mich keine Ansteckung und habe auch dazu körperlich gar keine Anlage. Es tut mir recht leid zu hören, daß Ihre liebe Frau nicht ganz wohl ist; auch Rienäckers Frau kränkelt etwas. Meine besten Grüße an die liebe Frau, an Nanny, Caroline, Schede und an alle Freunde.

Verzeihen Sie mir das Tinten Unglück, die Post geht in einer Stunde, ich habe nicht Zeit den Brief umzuschreiben. Leben Sie wohl und lassen Sie mich wo möglich noch von meiner Abreise einen Brief von Ihnen erhalten. Ich werde dieser Tage an Steffens schreiben. Addio

Blanc

Zitierhinweis

4001: Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Montag, 6.12.1813, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007431 (Stand: 26.7.2022)

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