Paris 5 Jul. 1812.

Daß ich so spät antworte, hochwürdigster, entschuldige ich, leider nur allzu triftig, mit dem betrübten Zustand meiner Finanzen, wodurch ich genöthigt gewesen ganze vier Wochen bei einem ξένος auf dem Lande zu verlieren. Erst heute trete ich wieder in den Besitz meiner Papiere.

Ich schreibe daraus ab, was den Sinn anzugehen scheint, bedauernd allerdings, daß ich die Auswahl nicht Ihnen selbst zuschieben kann; aber dazu müste ich in Berlin sein. Finden Sie etwas neu und brauchbar, so wollte ich Sie gäben nicht mir die Ehre, sondern dem, ohne den wohl keine meiner hiesigen Arbeiten zu einiger Vollständigkeit gediehen wäre. Ich wünsche und brauche ein Doctordiplom für den Custos der Griechischen und Lateinischen Manuscripte, Carl Benedict Hase, aus dem Weimarischen. Verdient hat er eine solche Auszeichnung – erstere Auszeichnung – längst und vielfach durch seinen Antheil an den Notices et extraits, seinen Catalog der Vaticanischen Bibliothek, seine Prolegomena zum Johannes Lydus περὶ ἀρχῶν: und danken könnte er sie unsrer Universität, Bibliothek, Akademie auf gar mancherlei Art, schon in seiner jetzigen Stelle und noch mehr in denen, die er von seiner Gewandheit in menschlichen Dingen erwarten darf. Ist die Sache thulich, so sehe ich sie herzlich gern noch während meines Hierseins gethan. – Es widersteht mir so gleich für die erst kleine Gefälligkeit ein Entgeld zu fodern: aber ich kann nicht anders, nachdem mein Hoffen und Harren auf Wolf zum Narren geworden an der Unendlichkeit von Rücksichten, die er hier wie überall, zu nehmen findet. Boeckh bietet hoffentlich willig die Hand. | 1v Diesem und Buttmannen bitte ich Sie zu sagen daß ich unverzüglich an ihre Aufträge gehen werde: Wolf, daß ich höchst nöthig Geld brauche, damit ich nicht auch noch in den letzten zehn oder zwölf Wochen meine Arbeit unterbrechen müsse, et propter vitam vivendi perdere causas.

Leben Sie wohl und seien Sie meiner heißen Ergebenheit versichert. I Bekker rue de ménars n. 16.

Zitierhinweis

3787: Von Immanuel Bekker. Paris, Sonntag, 5.7.1812, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007417 (Stand: 26.7.2022)

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