An Schleiermacher.

Am 25ten Dezember 1810.

So muß es sein. In heilger Nacht der Weihe, da Jesus aller Welt geboren ward,  Clara Elisabeth Schleiermacher [Schließen] hat deine Gattin dir das Kind geboren. Ihm bist du nah. Gott liebt dich, sendet dir und uns, die wir, dein Wesen ganz verstehn, das Zeichen, die Besiegelung. Und du bestiegst das heilge Thor, und aus dem Blik In deines neugebornen Kindes Angesicht, des froh und lang ersehnten, das zum erstenmal des Vaters selgen Namen dir geschenkt, nimmst du der Rede Siegerkraft, und zeigst uns unsern Heiland, unsern Freund, Das unverdorbne, unverderbliche der Kinder, wie es umhült mit dürftger Menschheit liegt, den Gott schon in sich tragend, bis es rein des Himmels Licht verkündet und die Welt versöhnt. So ist dein Leben. Also wird es sein. Du predigst uns den Heiland, einer Welt voll Stolz verkündest du die demuthsvolle Lehre, und führst zu Gott die Brüder – daheim dir aber blüht ein Töchterlein, ein zartes, reines Wesen, mit dem klaren Blik, von Mütterlichen Tugend sanft gepflegt, genährt, entzündet von des Vaters Geist, voll Glauben und voll Lieb und Hofnung. wir aber deine Freunde, um dich her, (zwar sündig oft und mangelhaft und irdisch) | 1v wir freun uns Deiner Lieb im Innern tief, und tiefer gründet sich das Heil, und über Tod und jede Noth hinaus wird unsere Liebe heißer, und der Blik wird heller, und wir alle, alle sind vereint, und schauen Gott und tuhn sein Werk. Karl Sack.

Zitierhinweis

3550: Von Karl Heinrich Sack. Berlin, Dienstag, 25. 12. 1810, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007379 (Stand: 26.7.2022)

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