Gotha, den 1 December 1810.

 Vgl. Heinrich Ludwig Planck: „ Bemerkungen über den ersten Paulinischen Brief an den Timotheus in Beziehung auf das kritische Sendschreiben von Hrn. Prof. Fr. Schleiermacher “ (1808), die in der Diskussion um den Timotheus-Brief sehr bald mit Schleiermacher zusammen diskutiert wurde (siehe dazu den Aufsatz von Hermann Patsch: „ The Fear of Deutero-Paulinism: The Reception of Friedrich Schleiermacher's ‚Critical Open Letter‛ Concerning 1 Timothy “, in: JHC 6/1 (Spring 1999), S. 3-31) sowie die sich auf Schleiermacher und Planck beziehende Untersuchung von Julius August Ludwig Wegscheider: „ Der erste Brief des Apostel Paulus an den Timotheus. Neu übersetzt und erklärt, mit Beziehung auf die neuesten Untersuchungen über die Authentie desselben “ (1810). Eine Rezension von Loeffler aller drei Werke erschien 1811 im „Magazin für Prediger“, Bd. 5, H. 2, S. 57-75 (vgl. KGA 1/5, „Historische Einführung“, S. CVI-CVIII, CXIXf.).  [Schließen] Wenn Herr Fromman Ihnen das neueste Stück des Magazins für Prediger (5ten Bandes zweytes) schickt; – oder auch nicht schickt, denn ich weiß es nicht – so bitte ich, daß Sie der Anzeige von Planks Schrift gegen Sie und von Wegscheiders Bearbeitung des 1 Briefes an den Timotheus einige Augenblicke widmen, zweyer Gedanken(?) wegen, daß der zweite Brief an den Timotheus keine Spur, daß er der 2te sey, an sich trage, daß er eben so gut der erste oder der einzige seyn könne; und daß er durchaus in der sogenannten ersten römischen Gefangenschaft geschrieben seyn müsse. Solte dies letzte, wie ich glaube, von mir erwiesen seyn; so würde dadurch dem Herrn Wegscheider – der überhaupt sein Geschik zum Uebersetzer und Commentator des Apostels schlecht bewährt hat – die Möglichkeit benennen, den ersten Brief in eine spätere Zeit, nach der ersten Gefangenschaft, zu setzen; eine Hypothese, die er verteidigen zu wollen scheint, um auch eine Meynung zu haben, und um den Schwierigkeiten zu entgehen, die mit der gewöhnlichen Meynung verknüpft sind.

Sie überlassen uns Ihr Bild für den nächsten Band des  | 1v Magazins; wollen Sie es nicht auch durch einige Ihrer Beiträge verherrlichen? Welcher Art sie auch seyn möchten; aber da Sie, so viel ich weiß, fleißig predigen; könnten Sie uns nicht manche Ihrer wohlgeschriebenen Entwürfe mittheilen?

Für Ihre Universität in Berlin bin ich, vorzüglich in Absicht der theologischen Fakultät, besorgt, ich fürchte, daß die Frequenz nicht groß sein wird. Doch stelle ich mir vor, daß sich eine Zahl schon gebildeter Jünglinge, die auf einer andern Universität gewesen sind, um Sie versammlen dürfte, um ihr Studien zu vollenden und das wäre erwünscht. Eine solche Auswahl, die sich von selbst [bildete, würde] sich vortheilhaft auszeichnen als Gelehrte und als practische Männer. An den erstern, scheint es, haben wir einen zu großen Mangel. Die Zahl derer, die sich heran bilden, ist in der That klein.

Ich bewundere Ihren Geist und Ihre Thätigkeit – Aber verzeihen Sie meiner ehemaligen Beschäftigung mit der gelehrten Theologie, von der ich mich ungern getrennt habe und für die die Liebe sich bisweilen noch regt, daß ich mich, unberufen genug, in Ihre gelehrten Untersuchungen gemischt habe. Leben Sie so wohl als ich es von Herzen wünsche.

Loeffler.

Zitierhinweis

3544: Von Josias Friedrich Christian Loeffler. Gotha, Sonnabend, 1. 12. 1810, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007373 (Stand: 26.7.2022)

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