Vgl. Brief 3531 und Brief 3534.  [Schließen] Später als Sie es erwarten konnten und als mir recht ist erhalten Sie meine Antwort auf Ihre Briefe, messen Sie mir jedoch nicht die Schuld dieser Verzögerung bei.   Vgl. Brief 3531. [Schließen] Gleich nach Empfang Ihres Schreibens theilte ich dem Herrn Martyni Laguna die Bedingungen mit unter welchen man ihn in Berlin anzustellen wünscht,  Martynis Schreiben - wohl das Konzeptpapier - liegt im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, SN 328.  [Schließen]er erklärte mir zwar sogleich wie er es bei einer frühern noch unbestimmten Anfrage gethan hätte daß er sehr geneigt wäre diesen Antrag anzunehmen, äußerte aber bei näherer Ueberlegung einige Bedenklichkeiten, und er ist durch mancherlei sehr stöhrende und dringende Geschäfte abgehalten worden mir die bestimmtere Erklärung darüber die ich von ihm verlangte zu geben. Ich füge dieselbe hier bei um Sie in den Stand zu setzen beßer darüber zu urtheilen. Früher als ich Ihren Brief erhielt hatte der Staatsrath  Gemeint ist Wilhelm Uhden. [Schließen] Ude an Böttiger in dieser Angelegenheit geschrieben, ihn mit der Absicht der Sektion für den öffentlichen Unterricht Martyni Laguna nach Berlin zu berufen bekannt gemacht, und bei ihm angefragt ob dieser wohl eine Stelle annehmen würde. Das hiesige OberSchulkollegium wurde auf die Anzeige die ihm wahr | 1vscheinlich Böttiger hiervon machte veranlaßt dem Martyni Laguna Schandeshalber den bestimmten Antrag zu thun eine Stelle bei der Universität Wittenberg anzunehmen, da man seit zwei Jahren ihn mit leeren Versprechungen abgespeist und die Gelegenheit ihn in Leipzig anzustellen die sich darbot und wozu man ihm Hoffnung gemacht nicht benutzt hatte. Von diesen Vorschlägen spricht Martyni Laguna im Anfange seiner Erklärung. Was nun seine Bedenklichkeiten über den Gehalt von 1200 r. betrifft so rühren sie vorzüglich mit daher daß er als Profeßor der Litterärgeschichte um den Anfordeungen seiner Stelle in ihrem ganzen Umfange zu genügen in dem Fall sein würde viel Bücher oft kostbare seltene Werke sich anzuschaffen, da die Benützung einer öffentlichen Bibliothek doch immer manchen Beschränkungen und Unbequemlichkeiten unterworfen ist, und er überdies wohl schwerlich alles finden möchte was er braucht. Um in dieser Hinsicht weniger beschränkt und abhängig von fremder Willkühr zu sein wünscht er dann auch eine Anstellung bei der Bibiothek wenn auch nicht sogleich doch als Aussicht. Bei den Schulden die ihn drücken würde er freilich mit dem Gehalt wenigstens die ersten Jahre zu keinem recht ruhigen sorgenfreien Leben in Berlin kommen, besonders da seine Schuldner um ihn zu vermögen die Grundstücke die er besitzt um einen SchandPreis loszuschlagen auf alle mögliche Weise ihn drücken. Sollte es möglich sein dem Gehalte und den ReiseKosten noch einige hundert Thaler zuzulegen so würde er gewiß den Ruf annehmen. | 2

Ancillon hat an mich geschrieben und mich sehr freundlich dringend aufgefordert in Berlin mich hören zu laßen; seine Stelle ist zwar wieder besetzt, da ich aber auf der WahlListe gewesen bin und auch, wie man mir schreibt, Stimme gehabt habe, so könnte ich vielleicht bei einer künftigen Werbung zu einem Ruf nach Berlin kommen ohne zu wißen wie, denn ich habe jede Aufforderung mich um diese Stelle zu bewerben abgelehnt. Zwar wünsche ich recht sehr in Berlin leben zu können, ganz vorzüglich um Ihnen, mein innig verehrter und geliebter Lehrer, nahe zu sein, und seit Ihrem Aufenthalt in  Schleiermacher reiste im September 1810 mit seiner Frau, seiner Schwester Nanny und Henriette Herz nach Dresden. [Schließen]Dresden regt sich dieser Wunsch ungleich stärker in mir als je, allein ich werde mich nie entschließen können eine Stelle in der dortigen Kolonie zu ambiren und anzunehmen, ich fühle mich nicht allein ganz außer Stande die Anforderungen welche die Berliner Kolonie an einen Prediger macht daß er durch allerlei rednerische Künste ihren Augen und Ohren wohlthun, und auf eine ergötzliche Weise sie erbauen soll, zu befriedigen, sondern ich fühle daß die französische Sprache mir immer mehr abstirbt, daß ihre ganz rhetorische Richtung und ihr auf äußern Schein  lies: gegründetes  [Schließen]gcegründetes Wesen so wie die ganze Litteratur mir immer fremder werden, und daß ich mich nur im Deutschen über alles was mir wichtig und lieb ist aussprechen kann. Deshalb strebe ich auch nach einer ganz deutschen Stelle, und ich bewerb mich um die in Schwedt weil ich glaube diesen Zweck leichter erreichen zu können wenn ich wieder festen Fuß im Preußischen gefaßt habe, es thut mir sehr leid daß es nicht geglückt ist. –

Innig erfreuen wir uns jetzt an der Rückerinnerung an die schönen Tage die Sie hier verlebt haben, und herzlich danke ich Ihnen für die viele Güte und Freundlichkeit die Sie mir bewiesen haben, unaussprechlich theuer ist mir das Andenken daran. Möchten Sie doch zuweilen freundlich unser eingedenk sein.  Schleiermacher besuchte die Familie des Christian Gottfried Körner auf seiner Reise nach Dresden. [Schließen] Körners (?) haben mir aufgetragen Sie und die lieben Ihrigen herzlich zu grüßen .  wohl Riquets Frau [Schließen] Lotte empfiehlt sich angelegentlich Ihrem und der Ihrigen Andenken und Freundschaft, und auch ich bitte darum

August Riquet

Dresden den 5t. Nov. 1810

Zitierhinweis

3535: Von August Riquet. Dresden, Montag, 5. 11. 1810, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007364 (Stand: 26.7.2022)

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